Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Identifizierung digitaler Barrieren in der Hochschullehre
2Medizinische Hochschule Hannover, Peter L. Reichertz Institut für Medizinische Informatik der TU Braunschweig und der Medizinischen Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
3Universität Vechta, Arbeitsbereich Pädagogische Psychologie, Vechta, Deutschland
Text
Fragestellung/Zielsetzung: Unter digitaler Barrierefreiheit versteht man eine Gestaltung digitaler Angebote, die allen Menschen eine uneingeschränkte und von den persönlichen Voraussetzungen unabhängige Nutzung dieser ermöglicht [https://lbit.hessen.de/]. Öffentliche Stellen – und somit auch Hochschulen – sind durch die Vorgaben der EU-Richtlinie 2016/2102 und Vorschriften auf nationaler Ebene dazu verpflichtet, barrierefreie Standards für digitale Anwendungen umzusetzen. Vor diesem Hintergrund wurden im Rahmen des von der Stiftung Innovation in der Hochschullehre geförderten Verbundprojektes SOUVER@N [https://www.souveraenes-digitales-lehren-und-lernen.de/home/] Erhebungsinstrumente zur Ermittlung des Status quo sowie der Handlungsbedarfe an den Hochschulstandorten der Verbundpartner konzipiert. Dieser Beitrag soll für die Relevanz digitaler Barrierefreiheit im Hochschulkontext sensibilisieren.
Methoden: Nach erfolgter Literaturrecherche und kollegialer Beratung durch eine Arbeitsgruppe des Projektes SHUFFLE [https://shuffle-projekt.de/], das sich hauptsächlich mit den Fragestellungen rund um digitale Barrieren beschäftigt, wurden in mehreren Settings zwei Fragebögen entwickelt, die die persönlichen Erfahrungen der Studierenden mit digitalen Barrieren und ihre individuellen Bedarfe sowie bei Dozierenden zusätzlich die vorhandenen Kenntnisse in diesem Kontext erfassen sollen. Die Auswahl der Fragen richtete sich dabei nach möglichen Berührungspunkten der Zielgruppen mit digitalen Barrieren. Die endgültige Formulierung der Items erfolgte im Austausch mit den Interessenvertretungen der Standorte.
Ergebnisse: Entstanden ist je ein an alle Studierenden und Dozierenden der Verbundhochschulen gerichteter Fragebogen. Die Fragen wurden in verschiedenen Kategorien gebündelt und zielen u. a. darauf ab, festzustellen, welche Barrieren Studierenden im technischen, organisatorischen oder persönlichen Bereich begegnen und welche spezifischen Maßnahmen Dozierende zur Förderung digitaler Barrierefreiheit bereits anwenden. Die Fragebögen sind in digitalisierter Form standort- und fachdisziplinunabhängig anwendbar und kommen alsbald im Rahmen von parallel angelegten Umfragen an den Verbundstandorten zum Einsatz.
Diskussion: Um digitale Barrierefreiheit an Hochschulen institutionell zu verankern, bedarf es einer Bewusstseinsstärkung aller an dem Prozess beteiligten Personengruppen. Die Komplexität des Themas erfordert zudem die gezielte Vermittlung der zur Umsetzung der Vorgaben notwendigen Kompetenzen. Die Fragebögen können dabei helfen, standortspezifische Barrieren und Bedarfe zu identifizieren und auf dieser Basis z. B. maßgeschneiderte Schulungen für Dozierende sowie Tools zur barrierefreien Gestaltung digitaler Lehrangebote zu implementieren.
Take Home Message: Digitale Barrierefreiheit ist relevant für alle und kann mittels gezielter Identifizierung vorhandener Barrieren besser umgesetzt werden.