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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung


08.-10.09.2025
Düsseldorf


Meeting Abstract

Kommunikationsstrategien im Umgang mit schwierigen Patient:innen in der Zahnmedizin – Evaluation einer Lehrveranstaltung

Angelika Taetz-Harrer 1
Laura Schwarz 1
Mozhgan Bizhang 2
Simone Hatebur 1
Claudia Kiessling 1
1Universität Witten/Herdecke, Fakultät für Gesundheit (Humanmedizin), Witten, Deutschland
2Universität Witten/Herdecke, Fakultät für Gesundheit (Department für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde), Witten, Deutschland

Text

Fragestellung: Kommunikative Kompetenz ist eine essenzielle Fähigkeit in der zahnmedizinischen Praxis, insbesondere im Umgang mit herausfordernden Patient*innenkontakten. Die Lehrveranstaltung „Der/die schwierige Patient*in“ wurde im Wintersemester 2024/25 an der Universität Witten/Herdecke (UW/H) erstmals durchgeführt. Ziel ist den Studierenden praxisnahe Kommunikationsstrategien für komplexe Behandlungssituationen zu vermitteln. Im Fokus stehen der Umgang mit emotional herausfordernden Gesprächen, die Anwendung evidenzbasierter Kommunikationstechniken zur Deeskalation sowie die Reflexion schwieriger Interaktionen. Die Evaluation sollte die Akzeptanz der Lehrveranstaltung, den subjektiv empfundenen Lernzuwachs und die wahrgenommene Relevanz für die spätere Berufspraxis aus Sicht der Studierenden erfassen.

Methoden: Die verpflichtende Lehrveranstaltung (90 Min.) wird im 7. Semester durchgeführt. Die didaktische Struktur folgt dem Ansatz der Critical Incidence Technique [1], in dem mit den herausfordernden Situationen der Studierenden gearbeitet wird. Im Zentrum steht die kritische Reflexion dieser Situationen nach einem bestimmten Ablaufschema [2]. Hinzu kommen kurze theoretische Inputs und Rollenspiele, in denen aus den vorherigen Veranstaltungen bekannte Techniken wiederholt und auf die spezifischen Situationen angewandt werden [3]. Die Evaluation erfolgte über eine onlinebasierte standardisierte Befragung mittels Lime Survey. Sie enthielt sieben geschlossene Fragen auf einer siebenstufigen Likert-Skala („1=stimme voll zu“ bis „7=stimme gar nicht zu“) sowie zwei offene Fragen. Die Daten wurden deskriptiv und inhaltsanalytisch ausgewertet.

Ergebnisse: Von den 42 Studierenden des Kurses nahmen 26 an der Evaluation teil (Rücklaufquote: 61,9%). Die Praxisnähe wurde von 85% der Studierenden als hoch eingestuft, 88% bewerteten die vermittelten Techniken als direkt anwendbar im klinischen Alltag. Besonders positiv wurden die interaktiven Elemente, insbesondere die Rollenspiele (78%) und die strukturierte Reflexion (82%), hervorgehoben. Herausforderungen ergaben sich hinsichtlich der Übertragbarkeit der erlernten Strategien auf komplexe reale Behandlungssituationen sowie in den zeitlichen Begrenzungen während der praktischen Übungen.

Diskussion: Die Lehrveranstaltung wurde insgesamt positiv bewertet. Optimierungspotenzial besteht in der stärkeren Integration realer Fallbeispiele sowie der Erweiterung der Übungsmöglichkeiten, um eine nachhaltige Implementierung der Techniken in den klinischen Alltag zu gewährleisten.

Take Home Message: Die Ergebnisse unterstreichen die Relevanz praxisnaher Kommunikationstrainings in der zahnmedizinischen Ausbildung. Insbesondere interaktive Lehrmethoden und strukturierte Reflexionsprozesse fördern die Entwicklung kommunikativer Kompetenzen. Zukünftige Entwicklungsschritte beinhalten die vertiefende Einbindung von Simulationspatient*innen und eine Langzeituntersuchung der Wirksamkeit des Trainings.


References

[1] Scheel-Sailer A, Eich S, Jelmoni L, Lampart P, Schwitter M, Sigrist-Nix D, Langewitz W. Effect of an interprofessional small-group communication skills training incorporating critical incident approaches in an acute care and rehabilitation clinic specialized for spinal cord injury and disorder. Front Rehabilit Sci. 2022;3:883138. DOI: 10.3389/fresc.2022.883138
[2] Koole S, Dornan T, Aper L, Scherpbier A, Valcke M, Cohen-Schotanus J, Derese A. Factors confounding the assessment of reflection: a critical review. BMC Med Educ. 2011;11:104. DOI: 10.1186/1472-6920-11-104
[3] Ryan RM, Deci EL. Self-Determination Theory and the Facilitation of Intrinsic Motivation, Social Development, and Well-Being. Am Psychol. 2000;55(1):68-78. DOI: 10.1037//0003-066x.55.1.68