Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Grundlagenfächer interaktiv lernen: Biochemie-Praktika und -Übungen am Brandenburger Modellstudiengang Medizin
2Fakultät für Gesundheitswissenschaften (FGW), Gemeinsame Fakultät der Universität Potsdam, der Medizinischen Hochschule Brandenburg und der BTU Cottbus-Senftenberg, Deutschland
3Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane (MHB), Zentrum für Studiengangsentwicklung, Aus- und Weiterbildungsforschung (ZSAW-BB), Deutschland
Text
Fragestellung/Zielsetzung: Grundlagenfächer wie die Biochemie sind integraler Bestandteil des Medizin- und Zahnmedizinstudiums und notwendig, um die Prinzipien der normalen Struktur und Funktion menschlicher Zellen sowie der Pathogenese und Pathomechanismen zu verstehen [https://nklm.de/zend/menu], [http://www.nklz.de/kataloge/nklz/lernziel/uebersicht]. Da die Grundlagenfächer von Medizinstudierenden häufig als Herausforderung wahrgenommen werden, besteht bei der Vermittlung dieser Lerninhalte ein großer Bedarf an wirkungsvollen Lehrmethoden. Entsprechend des ICAP-Modells nach Chi et al. ist der Lernerfolg abhängig vom kognitiven Beteiligungsniveau der Lernenden, welches maßgeblich von deren Aktivität innerhalb einer Lehrveranstaltung (LV) abhängt [1]. Den höchsten Lernerfolg haben Lernende demnach, wenn sie Lerninhalte interaktiv, also mit anderen Lernenden gemeinsam erarbeiten. Für den Brandenburger Modellstudiengang Medizin (BMM) sollten curriculare Biochemie-LV konzipiert werden, in denen die Studierenden interaktiv die theoretischen Lerninhalte der Biochemie bearbeiten.
Methoden: Die Konzeption der LV erfolgte durch die Lehrenden auf Grundlage der in interdisziplinären Modulplanungssitzungen zentral festgelegten Lernzielen und unter den Vorgaben der Studienordnung des BMM nach dem Prinzip des Constructive Alignment. Zur Analyse der Studierendenzufriedenheit wurden die zentrale LV-Evaluation, Gruppeninterviews und mündliches Feedback ausgewertet.
Ergebnisse: Das Biochemie-Curriculum des BMM enthält insgesamt sieben praktische LV, die so konzipiert sind, dass sich die Studierenden theoretische Lerninhalte wie z. B. die Stoffwechselwege des Energiestoffwechsels in Kleingruppen interaktiv erarbeiten. Diese sieben interaktiven Paper-Pencil-LV umfassen entweder 3 LV-Stunden (Praktika) oder 2 LV-Stunden (Übungen), wobei drei im 2. Semester, zwei im 3. Semester und zwei im 5. Semester stattfinden. Sie folgen unterschiedlichen Gruppenarbeitsformaten (Buzz-Group, Gruppenpuzzle, Stationenarbeit) mit gemeinsamen Strukturmerkmalen: Phase 1: In Kleingruppen von 4-5 Personen wird ein Arbeitsauftrag bearbeitet, welcher sowohl Aufgaben zur Wiederholung der grundlegenden Prinzipien eines biochemischen Themas als auch Aufgaben mit Bezug zu Pathologien oder klinischen Anwendungen enthält. Phase 2: Die Gruppenergebnisse werden vorgestellt. Im Anschluss an die LV: Es wird eine Musterlösung zur Ergebnissicherung zur Verfügung gestellt. Die LV werden von den Studierenden überwiegend positiv evaluiert, wobei insbesondere die gemeinsame Erarbeitung der Themen und klinische Bezüge positiv hervorgehoben werden.
Diskussion: Praktika und Übungen in der Biochemie können neben den klassischen Laborpraktika auch zur interaktiven Erarbeitung von theoretischen Lerninhalten genutzt werden. Die höhere kognitive Beteiligung verglichen mit passiven Formaten wie Vorlesungen lässt einen höheren Lernerfolg erwarten.