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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung


08.-10.09.2025
Düsseldorf


Meeting Abstract

Virtuelle interprofessionelle Patient:innenfälle – Erfahrungen aus der Fallentwicklung in interprofessionellen Teams

Ronja Behrend 1
Clara Korn 2
Fiona Wängler 2
Wibke Hollweg 3
1Charité – Universitätsmedizin Berlin, Prodekanat für Studium und Lehre, Semesterkoordination, Berlin, Deutschland
2Charité – Universitätsmedizin Berlin, GB Studium und Lehre – Qualitätssicherung, Berlin, Deutschland
3Charité – Universitätsmedizin Berlin, Prodekanat für Studium und Lehre, HEDS Projekt, Berlin, Deutschland

Text

Fragestellung/Zielsetzung: Um eine optimale Versorgung von Patient:innen zu gewährleisten und komplexe Problemstellungen in der Versorgung zu lösen, ist häufig die Expertise mehrerer Professionen gefragt. Hierfür müssen interprofessionelle Entscheidungsfindungsprozesse stattfinden, die schon in der Ausbildung erlernt werden sollten. Dies erfordert eine systematische Struktur und ist erschwert durch zeitliche und örtliche Hürden [1]. Digitale und virtuell unterstütze Fallarbeit bietet ortunabhängig die Möglichkeit, Studierende verschiedener Gesundheitsstudiengänge zusammenzubringen und das Verständnis für die Perspektive anderer Professionen zu erweitern [2].

Innerhalb des Drittmittelprojekts HEDS (Handlungs- und Entscheidungskompetenz digital stärken) an der Charité – Universitätsmedizin Berlin wurden neben professionsspezifischen virtuellen Patient:innenfällen auch interprofessionelle virtuelle Patient:innenfälle entwickelt. Sie wurden von Projektmitarbeitenden aus sieben verschiedenen Professionen in unterschiedlicher Konstellation konzipiert und mit Unterstützung des eLearning Teams produziert. Die Fallentwickler:innen wurden sowohl danach befragt, welche Strukturen und Arbeitsweisen sich bei der Zusammenarbeit als förderlich oder herausfordernd erwiesen haben, als auch danach, wie das subjektive Erleben und die persönlichen Lerneffekte während der interprofessionellen Fallentwicklung waren. Ziel der Studie ist es, die Erkenntnisse und Erfahrungen der Fallentwickler:innen zu erfassen, um für zukünftige interprofessionelle Fallentwicklungen zu lernen.

Methoden: Es wurden sieben leitfadengestützte Einzelinterviews mit Fallentwickler:innen durchgeführt und qualitativ inhaltanalytisch ausgewertet [3].

Ergebnisse: Es zeigen sich überwiegend positive Erkenntnisse und Erfahrungen aus der interprofessionellen Fallentwicklung. Die interprofessionelle Herangehensweise erscheint zwar mühsam und zeitintensiv, wird aber als lohnenswert resümiert. Die differenzierten Ergebnisse werden im Vortrag präsentiert.

Diskussion: Nach Vorliegen der Ergebnisse werden diese im wissenschaftlichen Kontext diskutiert. Vor dem Hintergrund der wachsenden Forderung nach Stärkung der Interprofessionellen Ausbildung in den Gesundheitsstudiengängen inklusive der Medizin und der ebenso deutlichen Forderung nach digitaler Transformation der Gesundheitsberufe in der Versorgung ist die Diskussion über technologie-unterstütztes Lernen und Lehren im interprofessionellen Kontext dringend erforderlich, um Studierende schon in der Ausbildung auf eine interprofessionelle und zunehmend digitalisierte Gesundheitsversorgung vorzubereiten.

Take Home Message: Erkenntnissen und Erfahrungen aus der interprofessionellen Fallentwicklung virtueller Patient:innenfälle liefern konkrete Anregungen für die Konzeption zukünftiger Lehr-/Lernangebote.


References

[1] Kiesewetter J, Fischer F, Fischer MR. Collaborative Clinical Reasoning-A Systematic Review of Empirical Studies. J Contin Educ Health Prof. 2017;37(2):123-128. DOI: 10.1097/CEH.0000000000000158
[2] Hege I, Adler M, Donath D, Durning SJ, Edelbring S, Elvèn M, Bogusz A, Georg C, Huwendiek S, Körner M, Kononowicz AA, Parodis I, Södergren U, Wagner FL, Wiegleb Edström D. Developing a European longitudinal and interprofessional curriculum for clinical reasoning. Diagnosis. 2023;10(3): 218-224. DOI: 10.1515/dx-2022-0103
[3] Kuckartz U, Rädiker S. Qualitative Inhaltsanalyse. Methoden, Praxis, Computerunterstützung. Weinheim: Beltz Juventa; 2022.