Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Gestaltung eines Medical Education Scientist-Programms – „Lehrende als Ausbildungsforschende“
2Universität Münster, Institut für Ausbildung und Studienangelegenheiten (IfAS), Münster, Deutschland
3Universität Bielefeld, Referat Studium und Lehre, Bielefeld, Deutschland
Text
Fragestellung/Zielsetzung: Vor dem Hintergrund entsprechender Empfehlungen des Wissenschaftsrates zur Förderung wissenschaftlicher Kompetenzen in der Universitätsmedizin stellt sich die Frage, wie ein Medical Education Scientist-Programm konzipiert und implementiert werden kann. Dazu wurde von der Medizinischen Fakultät Münster ein Programm initiiert, um in Kooperation mit der Medizinischen Fakultät OWL für NRW ein fakultätsübergreifendes Angebot mit Zertifizierung durch die Landesakademie für medizinische Ausbildung (LAMA) zu gestalten.
Ziel des Programms ist es, Lehrende systematisch in der Überführung von Lehrprojekten in wissenschaftliche Publikationen zu qualifizieren und interdisziplinäre Ansätze aus Medizin, Psychologie und Pädagogik zu integrieren. Konkret sollen die Teilnehmer*innen lernen, die Struktur und Inhalte von Absätzen in wissenschaftlichen Publikationen effektiv zu gestalten, um ihre Forschungsergebnisse erfolgreich zu kommunizieren.
Methoden: Zur Lehrplanentwicklung wurden klare, operationalisierte Lernziele aus dem NLKM extrahiert, die Themen wie Projektplanung, Datenerhebung, kritische Literaturrecherche und die schriftliche Dokumentation der Ergebnisse abdecken. Eine zusätzlich durchgeführte Literaturübersicht zeigte, dass Programme zur Förderung wissenschaftlicher Aktivitäten insbesondere durch spezialisierte Curricula und geschützte Forschungszeit eine signifikante Steigerung der Publikationsrate bewirken können [1], [2]. Zudem scheinen eine möglichst interne Betreuung und die Verfügbarkeit der Betreuenden entscheidende Erfolgsfaktoren zu sein [3].
Ergebnisse: Um o.g. Punkte zu adressieren, wurde der generelle Ablauf der Veranstaltungen im Sinne eines passenden „Methodenmixes“ geplant:
- Impulsvortrag am Anfang (spezialisiertes Curriculum),
- dann praktische Übung zur Anwendung des theoretischen Wissens (geschützte Forschungszeit),
- abschließend kollegiale Fallbesprechungen (möglichst „interne” Betreuung).
Eine erste Pilotphase mit 8-10 Teilnehmenden wird aktuell durchgeführt; erste Feedback-Auswertungen deuten auf hohe Relevanz der Themenauswahl und eine gute Akzeptanz der kollegialen Betreuung hin. Das geplante Vorgehen soll durch weitere Evaluationen regelmäßig geprüft und entsprechend angepasst werden.
Diskussion: Der Einsatz eines Methodenmixes aus Theorie- und Praxisphasen in Kombination mit enger interner Betreuung und geschützter Forschungszeit scheint auch für ein Medical Education Scientist-Programm besonders vielversprechend zu sein. Dennoch ist die Bereitstellung ausreichender Ressourcen und langfristige institutionelle Unterstützung einer Herausforderung. Auch die Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche Fachbereiche und individuelle Karriereziele ist wesentlich, um ein nachhaltiges Programm zu etablieren. Weitere Studien werden zeigen, ob das Programm zu einer nachweisbaren Steigerung der Publikationsaktivitäten und zur verbesserten Integration von Forschungskompetenzen in die Lehre führt.
References
[1] Wood W, McCollum J, Kukreja P, Vetter IL, Morgan CJ, Hossein Zadeh Maleki A, Riesenberg LA. Graduate medical education scholarly activities initiatives: A systematic review and meta-analysis. BMC Med Educ. 2018;18(1):318. DOI: 10.1186/s12909-018-1407-8[2] Laupland KB, Edwards F, Dhanani J. Determinants of research productivity during postgraduate medical education: A structured review. BMC Med Educ. 2021;21(1):567. DOI: 10.1186/s12909-021-03010-1
[3] Blake DJ, Lezotte DC, Yablon S, Rondinelli RD. Structured research training in residency training programs: The impact on the level of resident research activity. Am J Physl Med Rehabil. 1994;73(4):245-250. DOI: 10.1097/00002060-199407000-00004