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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung


08.-10.09.2025
Düsseldorf


Meeting Abstract

Praktische Erfahrung vor dem Start ins Praktische Jahr auf Grundlage der NKLM-EPAs

Ylva Holzhausen 1
Niklas Julian Dohle 1
Harm Peters 1
1Charité – Universitätsmedizin Berlin, Dieter Scheffner Fachzentrum für medizinische Hochschullehre, Berlin, Deutschland

Text

Fragestellung/Zielsetzung: Das Praktische Jahr (PJ) stellt eine entscheidende Phase im Medizinstudium dar, in der Studierende über einen längeren Zeitraum in die Patientenversorgung eingebunden sind und praktische Kompetenzen weiterentwickeln können. Der Nationale Kompetenzbasierte Lernzielkatalog Medizin (NKLM) 2.0 definiert ärztliche Tätigkeiten, sogenannte Entrustable Professional Activities (EPAs), die Studierende während des Medizinstudiums erlernen und ausführen sollen. Bisher ist jedoch wenig darüber bekannt, wie viel praktische Erfahrung Studierende mit den EPAs vor dem PJ sammeln können. Ein besseres Verständnis dieser Ausgangslage kann dazu beitragen, die Ausbildung im PJ gezielter zu gestalten.

Methoden: Seit Mai 2023 nutzen PJ-Studierende ein e-Portfolio in den Tertialen Innerer Medizin, Chirurgie oder Anästhesiologie an der Charité und deren Lehrkrankenhäusern. Die EPAs des NKLM 2.0 strukturieren die erforderlichen Assessments. Im e-Portfolio sind formative Assessment für 10 NKLM-EPAs zu dokumentieren. Der Fokus dieser Studie liegt auf der Selbsteinschätzung zu Beginn des ersten Tertials. Dabei geben Studierenden an, wie eigenständig sie die EPAs bereits durchgeführt haben. Die Eigenständigkeitslevel orientieren sich an den Supervisionsleveln des NKLM 2.0 und wurden für die Analyse in drei Kategorien zusammengefasst:

  1. EPA wurde nicht ausgeführt;
  2. EPA wurde gemeinsam ausgeführt;
  3. EPA wurde eigenständig ausführt.

Ergebnisse: Daten von 729 Studierenden wurden analysiert (348 Innere Medizin, 302 Chirurgie, 77 Anästhesiologie). Die Mehrheit gibt an, bereits eigenständig eine Anamnese erhoben und eine körperliche Untersuchung durchgeführt zu haben (84%) sowie Patient*innen vorgestellt zu haben (63%). Allerdings haben über ein Drittel der Studierenden mit vier EPAs noch keine praktische Erfahrung. Beispielsweise erstellten 44% vor dem PJ keinen diagnostischen Arbeitsplan. Drei weitere Tätigkeiten wurden von mehr als der Hälfte der Studierenden noch nicht ausgeführt. So haben 57% der Studierenden keine Erfahrung mit der Entlassung von Patient*innen aus der Behandlung.

Diskussion: Die Studie zeigt, dass Studierende im Studium nur begrenzt praktische Erfahrungen mit den NKLM-EPAs sammeln. Dies unterstreicht zum einen die Notwendigkeit, bereits im Studium praxisnahe Lernformate gezielt zu fördern, um die Handlungskompetenz frühzeitig zu trainieren. Darüber hinaus wird deutlich, dass eine systematische Erfassung praktischer Erfahrungen das Potenzial bietet, den individuellen Lernstand sichtbar zu machen, um Studierende gezielt auf die ärztlichen Tätigkeiten vorzubereiten.

Take Home Message: Ein besseres Verständnis der Ausgangslage kann dazu beitragen, die Ausbildung vorn und im PJ gezielter zu gestalten und Studierende effektiver auf die Patientenversorgung vorzubereiten.