Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Interprofessionelle Lehre im Querschnittsfach Q7 Medizin des Alterns und des alten Menschen: Optimierung eines Moduls zum Thema Delir
2Universitätsmedizin Halle (Saale), Universitätsklinik und Poliklinik für Strahlenmedizin, Halle (Saale), Deutschland
3Universitätsmedizin Halle (Saale), Universitätsklinik und Poliklinik für Altersmedizin, Halle (Saale), Deutschland
4Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaften, Halle (Saale), Deutschland
Text
Hintergrund: Ein Delir ist ein medizinischer Notfall mit negativen Folgen, der umgehend diagnostiziert und behandelt werden muss [1]. Prävention und Behandlung des Delirs erfordern gute interprofessionelle Zusammenarbeit und komplexe Fach- und Handlungskompetenzen [2]. Im Dorothea-Erxleben-Lernzentrum Halle wurde eine interprofessionelle Lehrveranstaltung (IPL) entwickelt und mit 480 Lernenden aus fünf verschiedenen Gesundheitsprofessionen durchgeführt. Ziel war es, die beteiligten Professionen bereits in Studium und Ausbildung für die Thematik zu sensibilisieren und notwendige Kompetenzen zu vermitteln. Die Veranstaltung im Wintersemester 2023/2024 wurde strukturiert quantitativ und qualitativ evaluiert. Freitextantworten zu Inhalten, Abläufen und Methoden wurden für die Analyse kategorisiert.
Ziel: Anpassung, Pilotierung und Evaluation einer IPL im Querschnittsfach 7 „Medizin des Alterns und des alten Menschen“ zum Thema Delir.
Methoden: Auf Basis der Evaluationsergebnisse wurde, in drei Sitzungen des Dozententeams, das interprofessionelle Lehrkonzept angepasst und neu strukturiert. Dieses wird mit einem angepassten EvaSys-Fragebogen evaluiert.
Ergebnisse: In der adaptierten IPL mit einer Dauer von 180 Minuten liegt der Fokus auf dem Delir, beginnend mit einer kurzen Wiederholung der Inhalte des Selbststudiums, gefolgt von einer Vertiefung des spezifischen Wissens in Kleingruppen. Die Anzahl der in interprofessionellen Kleingruppen anhand gezielter Fragestellungen zu bearbeitenden Fälle wurde auf vier verschiedene Szenarien erhöht. Jeder Fall wird dann bzgl. klinischer Aspekte und Behandlungsstrategien im Plenum vorgestellt und diskutiert. Teilnehmende Professionen der interprofessionellen Kleingruppen sind: Humanmedizin, Evidenzbasierte Pflege, Anästhesietechnische Assistenz, Pflegefachmann/ Pflegefachfrau, Physiotherapie, Ergotherapie und Pflegeassistenz. Die Evaluation wurde von 345 Lernenden abgeschlossen. Die Lernenden nehmen die Veranstaltung als gewinnbringend wahr. Besonders schätzen sie die Aspekte der interprofessionellen Zusammenarbeit sowie die gemeinsamen aktiven Arbeitsphasen und Fallbesprechungen. Die Fokussierung auf das Thema Delir und die angepassten, berufsspezifischen Fallvignetten führten zu besseren Ergebnissen. Aktuell beträgt die Gesamtbewertung der Veranstaltung 1,8, im Vorjahr lag diese bei 2,0.
Diskussion: Das Delir bietet sich als Themenfeld für die interprofessionelle Lehre an. Die Evaluationsergebnisse zeigen eine deutliche Verbesserung der subjektiven Einschätzung der Auszubildenden und Studierenden gegenüber des vorherigen Lehrformates. Zukünftig sollen die Lerneffekte dieses Lehrformats im Medizinstudium in Form einer OSCE-Prüfung evaluiert werden.
Take Home Message: Die Sensibilisierung aller Gesundheitsberufe für geriatrische Patient*innen mit einem Delir (-Risiko) ist sehr wichtig, da ein Delir ein Notfall ist, der ein interprofessionelles Team erfordert, um es zu vermeiden oder adäquat zu behandeln.
References
[1] Rahmann S. Delir kompakt, Delirmanagement bei akut verwirrten Menschen. Bern: Hogrefe Verlag; 2024. DOI: 10.1024/86160-000[2] Holmes S, Smith E, Resnick B, Brandt NJ, Cornman R, Doran K, Mansour DZ. Students’ perceptions of interprofessional education in geriatrics: A qualitative analysis. Gerontol Geriatr Educ. 2020;41(4):480-493. DOI: 10.1080/02701960.2018.1500910