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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung


08.-10.09.2025
Düsseldorf


Meeting Abstract

Wie stark aktivieren aktivierende Lernvideos wirklich? Verhalten von Lernenden während aktivierender Lernvideos

Johanna Kampmann 1
Meike Hoffmeister 1,2
Stefanie Oess 1,3
Jenny Engelmann 1
1Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane (MHB), Institut für Biochemie, Neuruppin, Deutschland
2Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Gemeinsame Fakultät der Universität Potsdam, der Medizinischen Hochschule Brandenburg und der BTU Cottbus-Senftenberg, Potsdam, Deutschland
3Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane (MHB), Zentrum für Studiengangsentwicklung, Aus- und Weiterbildungsforschung (ZSAW-BB), Deutschland

Text

Fragestellung/Zielsetzung: Virtuelle Lehrformate, wie beispielsweise Lernvideos als asynchrone Bestandteile von Lehrveranstaltungen, sind zunehmend Teil der medizinischen Aus-, Fort- und Weiterbildung. Im Rahmen der wachsenden Digitalisierung nehmen die technischen Möglichkeiten zu, solche Videos aktivierend zu gestalten. Lernende müssen solche Videos also nicht rein passiv konsumieren, sondern können während der Bearbeitung der Videos zu mehr Aktivität und damit einer höheren kognitiven Beteiligung angeregt werden. Inwiefern die aktivierenden Elemente tatsächlich die intendierten Aktivitäten bei den Lernenden auslösen, ist bislang wenig untersucht. Ziel unserer Studie ist eine Analyse, welche Verhaltensweisen bei Lernenden während der Bearbeitung von aktivierenden Lernvideos durch unterschiedliche didaktische Elemente hervorgerufen werden und welche Vor- und Nachteile die Lernenden bei diesem Lehrformat sehen.

Methoden: Im Sommersemester 2024 befragten wir Studierende des Brandenburger Modellstudiengang Medizin in Leitfaden-gestützten Fokusgruppeninterviews nach ihren Verhaltensweisen während der Bearbeitung von Biochemie-Lernvideos, welche unterschiedliche aktivierende Elemente enthielten. Zudem wurden die Studierenden zu Vor- und Nachteilen des Formats befragt. Die Interviews wurden mithilfe der inhaltlich-strukturierenden qualitativen Inhaltsanalyse nach Kuckartz und Rädiker [1] ausgewertet. Aus den Kernaspekten der Interviews wurde ein Fragebogen entwickelt, mithilfe dessen im Sommersemester 2025 eine größere Studierendenumfrage durchgeführt werden soll.

Ergebnisse: Die Auswertung der Interviews zeigt, dass durch den Einsatz von aktivierenden Elementen häufig das entsprechende kognitive Beteiligungsniveau des ICAP-Modells nach Chi et al. [2] hervorgerufen wurde. Zudem erhöhte das Wissen um die aktivierenden Elemente häufig auch in den passiven Abschnitten des Videos den Fokus auf die Inhalte. Als Gründe für eine Nicht-Nutzung von aktivierenden Elementen wurden zumeist technische Probleme und zeitliche Fehlplanung seitens der Studierenden genannt. Die aktivierenden Lernvideos wurden überwiegend als Bereicherung der Lehre wahrgenommen, welche die Präsenzlehre allerdings nicht ersetzen, sondern lediglich ergänzen sollten. Bezüglich der Lernvideos wurde positiv hervorgehoben, dass sie einerseits selbstgesteuertes Lernen ermöglichen (u. a. individuelle Einteilung, individuelles Lerntempo) und andererseits als dauerhafte Lernressource zur Verfügung stehen. Als Vorteile der aktivierenden Elemente wurden u. a. die Möglichkeit zur eigenen Rekapitulation von Vorwissen sowie das direkte Feedback zur eigenen Leistung genannt.

Diskussion: Zusammenfassend deuten die Ergebnisse darauf hin, dass auch in Lernvideos das Angebot aktivierender didaktischer Elemente von Lernenden genutzt wird und diese die kognitive Beteiligung der Lernenden steigern. Die Lernenden sehen aktivierende Lernvideos als sinnvolle Ergänzung zur Präsenzlehre.


References

[1] Kuckartz U, Rädiker S. Qualitative Inhaltsanalyse Methoden, Praxis, Computerunterstützung. 5. Auflage. Weinheim Basel: Beltz Juventa; 2022.
[2] Chi MT, Wylie R. The ICAP Framework: Linking Cognitive Engagement to Active Learning Outcomes. Educ Psychol. 2014;49(4):219-243. DOI: 10.1080/00461520.2014.965823