Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)
Roboter-assistierte Implantation von Knie-Totalendoprothesen erlaubt die langfristige Normalisierung von Stand und Gang
2Friedrich-Alexander Universität, Erlangen-Nürnberg, Erlangen, Deutschland
Text
Zielsetzung und Fragestellung: Die robotergestützte Endoprothetik gewinnt Bedeutung, da sie durch Standardisierung und Präzision zu einer Verbesserung des klinischen Outcomes beitragen kann. Eine systematische postoperative Überwachung kann die Vorteile im Vergleich zu konventionellen Methoden evaluieren. Hierzu werden klinische Untersuchungen, sowie Patient-reported Outcome Measures (PROMs) herangezogen. Jedoch ist aus Patientensicht ein schmerzfreies und physiologisches Gangbild eines der zentralen Erfolgskriterien. In dieser Studie wurde erstmalig untersucht, inwieweit die Roboter-assistierte Implantation einer Knie-Totalendoprothese zu einem schmerzfreien, physiologischen Gang- und Standbild führt und ob diese Analyse eine objektive und geeignete postoperative Verlaufskontrolle zur Quantifizierung darstellt.
Material und Methoden: Es wurden 60 Patienten, die in unserer Klinik einen roboter-assistierten Oberflächenersatz des Kniegelenks (Mako, Stryker) erhielten eingeschlossen. Nach schriftlicher Zustimmung erfolgte die Aufnahme in eine prospektive Längsschnittstudie. Präoperativ sowie zu drei postoperativen Follow-up-Zeitpunkten (T0: präop; T1: 3 m; T2: 6 m; T3: 12 m) wurden eine klinische und radiologische Untersuchung (Ewald-Winkel, tibialer Slope), die Erhebung des Knee Injury and Osteoarthritis Outcome Score (KOOS), die Analyse der Beinachse, der Beckenposition, sowie der Wirbelsäulenhaltung im Stand und während des Gangs mit einem lichtoptischen Ganganalysesystem durchgeführt (4D motion lab, Diers).
Ergebnisse: Im Rahmen des 3-monatigen Follow-ups wurde eine schrittweise Normalisierung der Kniegelenksbeweglichkeit, sowie eine signifikante Verbesserung des Knee injury and Osteoarthritis Outcome Score (KOOS) beobachtet. Besonders die Teilskala der Lebensqualität wies eine durchschnittliche Zunahme von +42,2 ±9,4 Punkten auf. Die Präzision der Implantation wurde radiologisch verifiziert. Drei Monate postoperativ zeigte sich eine signifikante Verbesserung der Stand- und Gangfunktionen. Die Beckenneigung normalisierte sich auf 17,9° ±6,3° und der thorakale Kyphosenwinkel zeigte einen Rückgang auf 57,5° ±2,5°. Auch gangbezogene Parameter verbesserten sich signifikant: die Schrittlänge (+6,0 cm ±3,1 cm), Standphase (-3,8 s ±2,9 s), Schwungphase (+4,6 s ±4,3 s) sowie die Single-Support-Time (+4,5 s ±4,1 s). Diese Ergebnisse deuten auf eine erfolgreiche postoperative Rehabilitation und eine verbesserte funktionelle Beinfunktion hin.
Diskussion und Schlussfolgerung: Durch den Einsatz eines Operationsroboters lässt sich eine reproduzierbare und standardisierte Implantation eines bikondylären Oberflächenersatzes erreichen. Im postoperativen Follow-up zeigte sich in der klinischen Untersuchung und in den PROMs eine signifikante Verbesserung der Lebensqualität und der Beweglichkeit. Durch die Anwendung einer Ganganalyse als innovative Methode zur Nachkontrolle konnte eine Verbesserung der Stand- und Gangfunktionen hin zu physiologischeren Werten nachgewiesen werden. Die Laufbandanalyse erwies sich dabei als eine geeignete Methode, um den Therapieerfolg neben radiologischen Parametern zu messen und um die Verbesserung funktioneller Parameter zu erfassen. Diese Form der postoperativen Nachuntersuchung ermöglicht es den Therapieerfolg zu objektivieren und individuelle Handlungsempfehlungen für ein zunehmend geriatrisches Patientenkollektiv abzuleiten.



