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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)

Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU)
28.-31.10.2025
Berlin


Meeting Abstract

Epidemiologie von Humerusschaftfrakturen mit gleichzeitig auftretender ipsilateraler Humeruskopffraktur

Ann-Kathrin Zernack 1
Axel Jubel 1
1Eduardus Krankenhaus, Köln, Deutschland

Text

Zielsetzung und Fragestellung: Humerusschaftfrakturen und Humeruskopffrakturen gehören zu den typischen Verletzungen, die im unfallchirurgischen Alltag auftreten. In einigen Fällen können diese Verletzungen gleichzeitig am gleichen Arm vorliegen. Während die Schaftfraktur i.d.R. keine diagnostischen Schwierigkeiten bereitet, kann die gleichzeitig bestehende Kopffraktur leicht übersehen werden.

Das Ziel der hier vorgelegten Untersuchung bestand darin die Epidemiologie der Humerusschaftfrakturen, die mit einer ipsilateralen Humeruskopffraktur assoziiert sind, im Patientengut eines regionalen Traumazentrums in einer städtischen Region zu erfassen.

Material und Methoden: Zur Beantwortung der Fragen wurde das klinische Dokumentationssystem Orbis (Dedalus Healthcare) der untersuchenden Klinik nach den ICD Codes S42.21 (Humeruskopffrakturen) und S42.3 (Humerusschaftfrakturen) über einen Zeitraum von 11 Jahren (1.1.2014 bis 31.12.2024) durchsucht. Es wurden diejenigen Fälle für die Auswertung herangezogen bei denen auf der gleichen Seite zum gleichen Zeitpunkt sowohl eine Oberarmkopffraktur, als aucheine Oberarmschaftfraktur verschlüsselt worden waren.

Ergebnisse: In dem untersuchten Zeitraum konnten 213 Oberarmschaftfrakturen und 860 Humeruskopffrakturen identifiziert werden. In 22 Fällen wurde bei 21 Patienten eine Übereinstimmung der beiden Diagnosen festgestellt. Hierbei handelte es sich um 17 Frauen und 5 Männer im mittleren Alter von 70 Jahren (Median 67,5 (52–94 Jahre). 10-mal war die rechte Körperseite betroffen, 12-mal die linke. Das mittlere Alter derjenigen Patienten mit Oberarmschaftfrakturen betrug 60 Jahre (Median 64) P<0,005. Das Unfallereignis bestand in 16 Fällen in einem Sturz zu ebener Erde, drei Patienten erlitten eine Fahrradunfall, jeweils 1 Patient stürzte von einer Leiter bzw. erlitt einen Schussbruch.

Neben den konventionellen Röntgenaufnahmen lag bei allen Fällen eine Computertomografie vor. Nach der AO-Klassifikation handelte es bei den Kopffrakturen in 20 Fällen um mehrfragmentäre Frakturen (9-mal Typ B, 11-mal Typ C) und 2 einfache Frakturen vom Typ A. Bei den Schaftfrakturen lagen 12 Mehrfragmentfrakturen vor (7-mal Typ C, 5-mal Typ B) sowie 10 einfache Frakturen.

Bei 11 Frakturen handelt es sich um intermuskuläre Frakturen. Der Oberarmkopf war 5-mal valgisch impaktiert und 6-mal varisch disloziert.

Die Therapie der Verletzungen bestand in 17 Fällen in einem langen intramedullären Verriegelungsmarknagel, dreimal wurde eine lange winkelstabile Platte für die Osteosynthese genutzt. In einem Fall wurde eine inverse Schulterprothese in Kombination mit Cerclagen implantiert.

Diskussion und Schlussfolgerung: Im hier untersuchten Kollektiv lag bei 10% der Patienten mit einer Oberarmschaftfraktur auch eine Oberarmkopffraktur vor. Die analysierten Daten legen nahe, dass hiervon vor allem ältere Frauen betroffen sind. Insofern sollte bei älteren Patienten beim radiologischen Nachweis einer Oberarmschaftfraktur gezielt nach einer gleichzeitig vorliegenden Oberarmkopffraktur gesucht werden.