Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)
Einfluss der Wartezeit auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität bei elektiven Ellenbogenoperationen: Eine EQ-5D-Analyse
Text
Zielsetzung und Fragestellung: Pathologien des Ellenbogengelenks können die Durchführung alltäglicher Aktivitäten signifikant einschränken. Obwohl elektive Ellenbogenoperationen als planbare Eingriffe gelten, können längere Wartezeiten die gesundheitsbezogene Lebensqualität (HRQoL) der Patienten beeinträchtigen. Diese Studie untersuchte die präoperative HRQoL von Patienten mit Ellenbogenpathologien unter besonderer Berücksichtigung von Schmerzintensität, funktionellen Einschränkungen und psychischer Belastung. Zudem wurde analysiert, ob Patienten eine postoperative Schmerzreduktion oder eine verbesserte Beweglichkeit als vorrangiges Behandlungsziel betrachteten.
Material und Methoden: In einer retrospektiven, monozentrischen Studie wurden Patienten eingeschlossen, die seit Dezember 2024 aufgrund von Ellenbogenerkrankungen auf eine operative Versorgung warteten. Die Patienten wurden basierend auf ihrer jeweiligen Pathologie in drei Gruppen unterteilt: (1) Kubitalarthrose, (2) Ellenbogensteifigkeit und (3) Ellenbogeninstabilität. Innerhalb der Arthrose-Gruppe erfolgte eine weitere Differenzierung in primäre (1a) und sekundäre (posttraumatische) Arthrose (1b). Zur Erfassung der HRQoL wurde der EQ-5D-3L-Fragebogen verwendet. Dieser bewertet fünf Dimensionen – Mobilität, Selbstpflege, Alltagsaktivitäten, Schmerzen und Depressionen – auf einer Skala von 1 (keine Einschränkung) bis 3 (starke Einschränkung). Der resultierende EQ-5D-Score reicht von 1 (beste Lebensqualität, volle Gesundheit) bis 0 (sehr schlechte Lebensqualität, dem Tod entsprechend). Die statistische Auswertung erfolgte mittels Two-Way-ANOVA.
Ergebnisse: Insgesamt wurden 102 Patienten (49 weiblich, 53 männlich) mit einem Durchschnittsalter von 46 ± 15 Jahren in die Analyse eingeschlossen. Die durchschnittliche Wartezeit bis zur Operation betrug 204 ± 115 Tage, wobei 17,6 % der Eingriffe mindestens einmal verschoben wurden.
Patienten mit Kubitalarthrose zeigten mit einem EQ-5D-Score von 0,6 ± 0,29 die stärkste Einschränkung der HRQoL im Vergleich zu Patienten mit Gelenksteifigkeit (0,71 ± 0,24) und Gelenkinstabilität (0,71 ± 0,26). Zudem wiesen Arthrose-Patienten die höchsten Werte in den Dimensionen Depression (1,97 ± 0,75) und Schmerzen (2,32 ± 0,48) auf.
In der Subgruppenanalyse hatten Patienten mit posttraumatischer Arthrose höhere Schmerzwerte (2,38 ± 0,49) und niedrigere EQ-5D-Werte (0,57 ± 0,31), als Patienten mit primärer Arthrose (0,63 ± 0,29), allerdings ohne statistische Signifikanz.
Arthrose-Patienten priorisierten zudem signifikant häufiger eine postoperative Schmerzlinderung, als Patienten mit Gelenksteifigkeit (p = 0,0261).
Diskussion und Schlussfolgerung: In dieser ersten Studie zum Einfluss der präoperativen Wartezeit auf die HRQoL bei vorliegenden Ellenbogenpathologien konnte gezeigt werden, dass trotz der als elektivem Eingriff klassifizierten Operation und der Einschränkung nur eines Gelenks, eine erhebliche Einschränkung der allgemeinen Lebensführung und der HRQoL vorlag. Verzögerungen und längere Wartezeiten können, insbesondere bei Patienten mit schwerer Arthrose, physische und mentale Beschwerden weiter verstärken. Eine frühzeitige Versogung könnte sich nicht nur positiv auf die präoperative Lebensqualität auswirken, sondern auch das postoperative Outcome und die HRQoL der Patienten nachhaltig verbessern.



