Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)
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Mix and Match in der inversen Schulterendoprothetik: Übersicht über aktuelle Prothesensysteme und Kombinationen
2Abteilung für Regenerative Muskuloskelettale Medizin, Institut für Muskuloskelettale Medizin, Universitätsklinikum Münster, Münster, Deutschland
Text
Zielsetzung und Fragestellung: Mix and Match, also die Kombination unterschiedlicher Implantathersteller, ist wegen des Off-Label Use eine umstrittene Praxis, die in der Regel Sonderfällen und Revisionen vorbehalten bleibt. Gerade beim für die inverse Schulterprothetik typischen geriatrischen Patienten ist jedoch eine Minimierung des OP-Traumas und Wechsel von Komponenten anzustreben. Im Gegensatz zur Knie- und Hüftendoprothetik ist für die inverse Schulterendoprothetik bisher wenig Literatur verfügbar. Essenziell für die Kompatibilität scheinen die übereinstimmenden Größen der Glenosphären und Liner zu sein.
Material und Methoden: Für dieses Projekt wurden 18 Prothesenhersteller kontaktiert und gebeten, ihre aktuellen Versionen und Größen ihrer Prothesenkomponenten, insbesondere der Glenosphären und humeralen Liner, mitzuteilen und ihr Einverständnis zur Veröffentlichung dieser Größen zu geben.
Ergebnisse: 11 von 18 Prothesenherstellern teilten uns ihre aktuellen Glenosphärengrößen zur Veröffentlichung mit. Insgesamt 14 Prothesen wurden durch die Hersteller genannt. Diese bieten jeweils zwischen 2 und 4 verschiedene Prothesengrößen an, wobei über alle Hersteller hinweg 9 verschiedene Größen verfügbar sind. Die kleinste Größe beträgt 32 mm, die größte 46mm. Die in unserem Kollektiv häufigste Glenosphärengröße ist 36 mm (12 von 14 Prothesen (85,71%)). Zweithäufigste 42 mm (8 von 14 (57,14%)). 39 mm und 40 mm (je 6 von 14 (42,86%)). 44mm (4 von 14 (28,57%)). 32 mm und 38 mm (je 2 von 14 (14,29%)). 33 mm und 46 mm sind die seltensten Größen auf dem Markt (je 1 von 14 (7,14%)) (s. Tabelle 1 [Tab. 1]).
Diskussion und Schlussfolgerung: Normierungen auf einige wenige Größen seitens der Hersteller oder Nutzung häufiger Größen durch den Chirurgen bei der Primärimplantation scheinen im Falle von Mix and Match sinnvoll.
Bei fehlender Literatur zum Mix and Match in der inversen Schulterendoprothetik gibt diese Arbeit einen Überblick über die verfügbaren Glenosphärengrößen verschiedener Hersteller (s. Tabelle 1 [Tab. 1]).
Eine Untersuchung einer möglichen Kompatibilität anderer Prothesenkomponenten, wie den Basisplatten oder den Schäften der unterschiedlichen Hersteller, wurde hierbei nicht durchgeführt. Auch der potenzielle Lateralisationsgrad, der durch die Kombination herstellerfremder Basisplatten, Inlays oder lateralisierter Glenosphären entstünde, wurde bisher nicht untersucht und bedarf daher weiterer Erforschung.
Untersuchungen bezüglich der Materialkombination der Hersteller untereinander mit folglich unbekannten Reibungskoeffizienten oder anderen Parametern, die zur Einschätzung einer tatsächlichen Kompatibilität dienen könnten, sind rar in der Literatur. Diese Arbeit dient dem Anstoß einer Diskussion über die Einführung einheitlicher Implantatgrößen in der inversen Schulterendoprothetik und soll einen Überblick aktueller Prothesensysteme mit möglichen Kombinationsmöglichkeiten bei bislang fehlenden biomechanischen Testungen geben.




