¹BG Unfallklinik Murnau, Murnau, Deutschland
²Sektion Sportorthopädie, Klinikum rechts der Isar, München, Deutschland
³Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Tübingen, Tübingen, Deutschland
⁴Institut für Biomechanik, BG Unfallklinik Murnau, Murnau, Deutschland
⁵BG Klinik Tübingen, Tübingen, Deutschland

Text

Zielsetzung und Fragestellung: Dynamische Knieorthesen sind als Bestandteil der postoperativen Nachbehandlung bei Verletzungen des hinteren Kreuzbands (PCL) empfohlen, um eine hintere Translation der Tibia zu verhindern und gleichzeitig den Erhalt der Kniebeweglichkeit zu gewährleisten. Ziel dieser Studie war die Evaluierung der posterioren Laxität und des frühen funktionellen Outcomes nach operativer Therapie einer PCL-Verletzung mit anschließender frühfunktioneller Nachbehandlung mittels einer dynamischen Knieorthese.

Material und Methoden: In dieser prospektiven Multicenter-Studie wurden alle Patienten ab 18 Jahren mit einer akuten oder chronischen PCL-Verletzung oder einer Multiligamentverletzungen unter Beteiligung des PCL eingeschlossen, die zwischen Februar 2023 und September 2024 in zwei überregionalen Traumazentren operativ behandelt wurden. Unmittelbar postoperativ erhielten alle Patienten eine dynamische Knieorthese (Jack PCL Brace, Albrecht GmbH, Stephanskirchen, Deutschland). Während die initiale posteriore Laxität mittels Rolimeter bestimmt wurde, erfolgte die Stabilitätsmessung nach 12 Wochen anhand von standardisierten Stress-Röntgenaufnahmen. Alle Messungen wurden im Seitenvergleich durchgeführt. Zudem wurden die nachfolgenden Scores zum Zeitpunkt des Studieneinschlusses sowie 12 Wochen postoperativ erhoben: International Knee Documentation Committee Score (IKDC), Tegner Activity Score und Lysholm Knee Score.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 53 Patienten (12 Frauen, 41 Männer) mit einem durchschnittlichen Alter von 43,2 ± 12,3 Jahren eingeschlossen. Die Diagnosestellung erfolgte 35,9 ± 77,1 Tage nach der Verletzung. Die initiale Rolimeter-Messung zeigte eine mittlere Laxität von 12,4 ± 4,0 mm auf der betroffenen Seite im Vergleich zu 4,7 ± 1,6 mm auf der gesunden Seite (p < 0,001). 12 Wochen postoperativ betrug die gemessene hintere Schublade in den Stress-Röntgenaufnahmen 6,8 ± 2,9 mm auf der betroffenen und 4,2 ± 2,6 mm auf der kontralateralen Seite (p < 0,001). Es resultierte eine signifikante Reduktion des initialen mittleren Seitenunterschieds (STSD) von 7,7 ± 3,9 mm auf 2,9 ± 2,9 mm (p < 0,001). Während der mittlere IKDC-Score innerhalb des Beobachtungszeitraums signifikant anstieg (39,3 ± 19,0 vs. 54,9 ± 12,1; p < 0,001), waren sowohl der Lysholm (93,6 ± 13,3 vs. 66,8 ± 17,6; p<0,001) als auch der Tegner Score (5,2 ± 1,7 vs. 2,7 ± 1,6; p<0,001) noch reduziert.

Diskussion und Schlussfolgerung: Zusammenfassend zeigen die Daten ein gutes Stabilitätsergebnis nach 12 Wochen mit signifikanter Reduktion der posterioren Laxität. Während der IKDC-Score bereits nach 12 Wochen eine signifikante Verbesserung zeigte, wurde das Ausgangsniveau im Lysholm- und Tegner-Score noch nicht erreicht. Eine Fortführung der Nachbeobachtung ist für die abschließende Beurteilung der Stabilität und des funktionellen Ergebnisses notwendig.