Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)
Einfluss einer depressiven Stimmungslage auf die postoperative Mobilisation und Selbstversorgungsfähigkeit alterstraumatologischer Patienten mit proximaler Femurfraktur
Text
Zielsetzung und Fragestellung: Die Behandlung alterstraumatologischer Patienten mit proximalen Femurfrakturen (PFF) erfordert eine multidiszplinäre Beurteilung der Patienten. So ist neben der zeitnahen operativen Frakturversorgung auch eine geriatrische Mitbehandlung essentiell. Ziel ist die rasche Wiederherstellung einer suffizienten Mobilität und das Erlangen eines bestmöglichen funktionellen Niveaus nach der Operation. Als Teil des geriatrischen Assessments der Patienten sollte der emotionale und psychische Zustand der Patienten standardisiert erhoben werden. Bisher existieren wenige Daten zum Einfluss der Stimmungslage von Patienten mit einer PFF auf die frühe postoperative Mobilität und Alltagsfunktion. Ziel dieser Studie war es, den Zusammenhang zwischen der Stimmungslage und der postoperativen Mobilität und Alltagsfunktion zu untersuchen. Die Hypothese lautete, dass Patienten mit einer depressiven Stimmungslage weniger mobil und weniger autonom in der Selbstversorgung während des akutstationären Aufenthaltes sind.
Material und Methoden: In einer Klinik der Maximalversorgung mit alterstraumatologischem Schwerpunkt wurden im Zeitraum von 02/2021 bis 12/2024 n=67 Patienten mit einer PFF prospektiv untersucht, Evidenzlevel B. Einschlusskriterien waren Alter ≥70 Jahre, Vorliegen einer medialen Schenkelhals- oder pertrochantären Femurfraktur ohne weiteren Frakturnachweis. Eine vorbekannte Demenz (MMSE <27 Punkte) sowie mobilitätseinschränkende Komorbiditäten führten zum Ausschluss. Das Vorliegen einer depressiven Stimmungslage wurde mit der Geriatrischen Depressionsskala (GDS) untersucht, dabei können zwischen 0–15 Punkten erzielt werden. Ab 5 Punkten gilt eine Depression als wahrscheinlich, ab 10 Punkten als nahezu gesichert. Die Fähigkeit zur Bewältigung von Aktivitäten des alltäglichen Lebens wurde mit dem Barthel Index (BI) erhoben. Eine bivariate Korrelation von BI und GDS wurde durchgeführt (IBM SPSS Statistics for Windows, Version 29, Armonk, NY: IBM Corp).
Ergebnisse: Der Anteil weiblicher Patienten lag bei 75,4% (n=49). Bei n=37 (55,2%) Patienten lag eine Schenkelhalsfraktur vor, bei n=30 (44,8%) eine petrochantäre Femurfraktur. Das Durchschnittsalter betrug 82,4±5,2 Jahre. Der mittlere Body-Mass-Index (BMI) betrug 23,4±4,3 kg/m2 bei einem medianen Charlson-Comorbidity-Index (CCI) von 4 (IQR (Interquartilrange) 1). Der mediane GDS lag bei 3 (IQR 4). Bei n=27 (29,7%) war der GDS ≥5. Der mediane postoperative BI bei 60 (IQR 15). Es zeigte sich eine signifikante inverse Korrelation von GDS und BI (p=0.002, Koeffizient -0.378).
Diskussion und Schlussfolgerung: Die Ergebnisse zeigen, dass eine depressive Verstimmung mit einer geringeren postoperativen funktionellen Autonomie bei Patienten mit einer PFF einherging. Ein Screening im Rahmen des geriatrischen Assessments sollte entsprechend durchgeführt werden, um diese Patienten zu identifizieren. Weiterführend kann eine individuelle Therapie etabliert werden, beispielsweise pharmakologisch oder psychotherapeutisch sowie eine intensivierte Mobilisation, um einer Immobilität und Defiziten in der Selbstversorgung vorzubeugen.



