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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)

Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU)
28.-31.10.2025
Berlin


Meeting Abstract

Ein Appell zur sorgfältigen Indikationstellung bei konservativer Therapieentscheidung: Ergebnisse der konservativen Therapie von Acetabulumfrakturen bei geriatrischen PatientInnen

Timon Maximilian Röttinger 1
Luna Schumann 1
Leonard Lisitano 1
Nora Koenemann 1
Annabel Fenwick 1
Edgar Mayr 1
1Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie, Plastische und Handchirurgie, Universitätsklinikum Augsburg, Augsburg, Deutschland

Text

Zielsetzung und Fragestellung: Die Mortalität nach konservativer Behandlung einer Acetabulumfraktur ist nur in wenigen Veröffentlichungen beschrieben. In der untersuchten Literatur schwankt die Ein-Jahres-Mortalitätsrate zwischen 8% (5) und 44%. Insgesamt sind in den ausgewählten untersuchten Studien studienübergreifend 572 Patienten, 148 innerhalb des ersten Jahres nach Verletzung verstorben (ein-Jahres-Mortalität von 25,87%).

Material und Methoden: Für den Behandlungszeitraum 2018 bis 2023 wurden geriatrischen PatientInnen mit konservativ behandelten Acetabulumfrakturen ermittelt. Eine telefonische Follow-Up-Befragung erfasste neben dem Überlebensstatus auch aufgetretene Komplikationen seit der Klinikentlassung. Zwischen 2018 und 2023 wurden 44 PatientInnen dieser Altersgruppe mit einer Acetabulumfraktur konservativ behandelt. Nach Ausschluss nicht geeigneter PatientInnen (z.B. Mehrfachverletzungen) verblieb ein Studienkollektiv von 38 PatientInnen.

Ergebnisse: Die Studienpopulation besteht aus 38 konservativ behandelten PatientInnen. Es wurde ein mittlerer Charlson-Comorbidity-Index von 6,11 +- SD 2,72 ermittelt. Die mittlere Follow-Up Länge lag bei 34,32 Monaten (Range 5–69). Bei 31 Patienten (81,58%) führten Niedrigenergietraumata (wie z.B. Stolpersturz auf der Ebene) zu einer Acetabulumfraktur. Hochenergietraumata waren bei vier Patienten (10,53%) ursächlich. Ein Patient (2,63%) erlitt seine Verletzung im Rahmen eines epileptischen Anfalls, bei zwei Patienten (5,26%) war kein Trauma als Verletzungsursache bekannt.

Bei 16 Patienten (42,11%) bestand aus ärztlicher Sicht eine Op-Indikation. Bei 8 Patienten (21,05%) kam es zu Komplikationen während des Stationären Aufenthaltes. Dabei erlitt ein Patient (2,63%) eine Pneumonie und sieben Patienten (18,42%) verstarben während des initialen Krankenhausaufenthaltes. Innerhalb des ersten Jahres verstarben insgesamt 31,58% der PatientInnen. Der CCI der beiden Gruppen unterschieden sich dabei nicht signifikant (p=0,323). Patienten, welche eine geriatrische Frühkomplextherapie (GFK) erhielten, hatten mit 26,32% eine 10,52 Prozentpunkte niedrigere 1-Jahres-Mortalität als Patienten ohne GFK (36,84%) (p=0,728). Die Patienten mit GFK wiesen einen signifikant (p = 0,004) höheren mittleren CCI-Wert auf (7,32), als die Patienten ohne GFK (4,89).

Bei vorliegender OP-Indikation und trotzdem durchgeführter konservativen Therapie (z.B. bei entsprechenden Patientenwillen) lag die 1-Jahres-Mortalität bei 43,75%, ohne Op-Indikation, bei 22,73% (p = 0,289). Hierbei unterschieden sich die CCI-Werte der Gruppen nicht signifikant (p = 0,474). Patienten mit periprothetischen Frakturen zeigten eine 1-Jahres-Mortalitätsrate von 40%, bei Patienten mit nicht-periprothetischer Fraktur betrug sie 28,57% (p = 1,000). Ein signifikanter Unterschied der CCI-Werte lag nicht vor (p = 0,493).

Diskussion und Schlussfolgerung: Die konservative Therapie von Acetabulumfrakturen bei geriatrischen PatientInnen geht mit einer hohen Ein-Jahres-Mortalität einher (22,73%), insbesondere bei konservativer Therapie trotz vorliegender OP-Indikation (43,75%) (z.B. bei Op-Ablehnung durch PatientInnen/Angehörige). Dies unterstreicht die Wichtigkeit der Patientenaufklärung, sowie einer sorgfältigen Indikationsstellung einer konservativen Therapie. Die GFK stellt sich als signifikanter protektiver Einflussfaktor dar.

Tabelle 1 [Tab. 1]

Tabelle 1

Tabelle 2 [Tab. 2]

Tabelle 2