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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)

Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU)
28.-31.10.2025
Berlin


Meeting Abstract

Virtual Reality (VR) in der Unfallchirurgie und Orthopädie: Ein innovatives Pilotprojekt in der Lehre

Jan Wulf 1
Anna Litovskikh 1
Adrian Cavalcanti Kußmaul 1
Julie Boever 1
Titus Kuehlein 1
Wolfgang Böcker 1
Boris Holzapfel 1
Carl Neuerburg 1
1Muskuloskelettales Universitätszentrum München (MUM), Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, München, Deutschland

Text

Zielsetzung und Fragestellung: Die universitäre Lehre in der Unfallchirurgie und Orthopädie wurde über Jahrzehnte vom klassischen Frontalunterricht dominiert. Der Einsatz von Virtual Reality (VR) eröffnet neue Möglichkeiten, insbesondere zur anschaulichen Darstellung komplexer anatomischer Strukturen. Dies könnte das Verständnis für verschiedene Frakturmorphologien und Osteosynthesen erleichtern, indem dreidimensionale Modelle eigenständig betrachtet werden können. Dieses Pilotprojekt untersucht, ob VR-Lehre das Verständnis der Pathoanatomie und operativen Versorgung im Vergleich zur Standard-Lehre verbessert.

Material und Methoden: Acht freiwillige Studierende, die zunächst die Standard-Lehrveranstaltungen durchlaufen, erhalten zusätzlich eine interaktive VR-Vorlesung zur Versorgung hüftnaher Femurfrakturen in einer eigens hierfür entwickelten VR-Umgebung (mit ArborXR durch die Firma NonNocere entwickelt, Abbildung 1A [Abb. 1]; Hardware: „Meta Quest 3“ VR-Brillen). Der subjektive Lernerfolg und die empfundene Lehrqualität werden nach beiden Veranstaltungen mithilfe eines standardisierten Fragebogens (angepasster SEEQ (Student Evaluation of Educational Quality-Fragebogen) evaluiert. 15 ausgewählte Fragen werden auf einer Likert-Skala von 1 („trifft überhaupt nicht zu“) bis 5 („trifft vollkommen zu“) beantwortet. Die erhobenen Daten werden mittels Mann-Whitney-Test auf Signifikanz geprüft.

Abbildung 1: A: In der virtuellen Umgebung können Teilnehmer sich frei bewegen, Knochenstrukturen ausblenden und CT-Schichten direkt am Modell nachvollziehen.

B: Ergebnisse der Fragebögen, dargestellt als Median und Range für jede der 15 Fragen (Likert-Skala von 1 bis 5). Rote Quadrate = Standard-Lehre; grüne Kreise = VR-Lehre; ns = nicht signifikant; * = p < 0,05; ** = p < 0,01.

Ergebnisse: Die Standard-Lehre wurde hinsichtlich Qualität und Lernerfolg im Median mit 3 bis 4,5 Punkten (Range 2 bis 5 Punkte) bewertet. Die VR-Lehre erhielt in allen Fragen – mit Ausnahme von Frage #3 („Mein Interesse am Fach hat sich durch diesen Kurs erhöht“) – die Höchstbewertung von 5 Punkten. In 12 von 15 Fragen zeigte die VR-Lehre eine signifikant oder hochsignifikant bessere Bewertung als die Standard-Lehre. Die Punkteverteilung und Signifikanzniveaus sind in Abbildung 1B [Abb. 1] dargestellt.

Diskussion und Schlussfolgerung: Obwohl Verzerrungen durch die freiwillige Teilnahme nicht ausgeschlossen werden können, deutet die Verbesserung der Bewertungen darauf hin, dass VR einen deutlichen Lernvorteil bietet. Um diese Ergebnisse zu validieren, sind größere Kohortenstudien mit Randomisierung und objektiven Lernerfolgsmessungen erforderlich.