Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)
Orthopädie und Unfallchirurgie in deutschen Notaufnahmen – eine Auswertung aus dem AKTIN Notaufnahmeregister
2Universitätsklinik für Unfallchirurgie, Universitätsmedizin Magdeburg, Magdeburg, Deutschland
3Klinik Für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Essen, Universität Duisburg-Essen, Essen, Deutschland
Text
Zielsetzung und Fragestellung: Notaufnahmen sind zentraler Bestandteil der Notfallversorgung in Deutschland. Die genaue Anzahl der Patienten in deutschen Notaufnahmen ist nicht bekannt. Schätzungen nach werden etwa 21 Millionen Patienten pro Jahr in Notaufnahmen behandelt.
Patienten aus dem Bereich Orthopädie und Unfallchirurgie stellen einen großen Anteil der Patienten in der Notaufnahme, genauere Daten über diese große Patientengruppe liegen aktuell nicht vor. Diese Arbeit beleuchtet diese große Patientengruppe genauer um Patientenströme zukünftig besser lenken zu können.
Material und Methoden: Die Datenerhebung erfolgte aus dem AKTIN Notaufnahmeregister. Für die vorliegende Analyse erfolgte eine retrospektive Auswertung der Behandlungsdaten volljähriger Patienten für die Jahre 2019–2022 nach den Vorstellungsgründen entsprechend der Canadian Emergency Department Information System Presenting Complaint List 3.0 (CEDIS-PCL) sowie den Notaufnahmediagnosen und Diagnosen der stationären Behandlung anhand der ICD-10-GM Codes. Als relevante CEDIS-Codes für die hier behandelte Fragestellung wurden die folgenden ausgewählt: 002, 004, 102, 105, 155, 407, 551–559, 701, 703–706, 710, 717, 718, 801–806, 856, 858, 862. Als relevante ICD-10 Codes wurden die folgenden Gruppen gewählt: M00-M99, S00-T98, V01-Y84.
Ergebnisse: Von den insgesamt 2.102.029 Patienten sind 795.904 (38%) Patienten der Fachrichtung Orthopädie und Unfallchirurgie zuzuordnen. Die häufigste Art der Patientenvorstellung erfolgt durch Selbsteinweisung (51,5%) gefolgt von Transporten durch den Rettungsdienst ohne Beteiligung eines Notarztes (26,9%). Zuweisungen aus dem niedergelassenen Sektor treten insgesamt nur selten auf.
In der Altersgruppe von 18 bis 64 Jahren stellt der CEDIS 551 (Rückenschmerzen) mit 6.267 Vorstellungen den häufigsten Vorstellungsgrund dar, gefolgt von CEDIS 003 (Brustschmerz kardial) mit 5.872 Vorstellungen und CEDIS 556 (Verletzung der oberen Extremitäten) mit 4338 Vorstellungen.
In der Altersgruppe der über 64-Jährigen ist der CEDIS 555 (Schmerzen untere Extremität) mit 12.138 Vorstellungen der häufigste Vorstellungsgrund, gefolgt von CEDIS 003 (Brustschmerz kardial) mit 9.959 Vorstellungen und CEDIS 557 Verletzung der unteren Extremität mit 9.411 Vorstellungen.
Die Ergebnisse zeigen, dass bei 45% der Patienten, die durch den Rettungsdienst transportiert wurden, eine unmittelbare stationäre Aufnahme erforderlich war. Im Gegensatz dazu lag der Anteil stationär aufgenommener Selbsteinweiser bei lediglich 12,6%.
Diskussion und Schlussfolgerung: Der überwiegende Teil der Patienten aus dem Bereich Orthopädie und Unfallchirurgie stellt sich selbstständig vor (51,5%) und verbleibt ambulant (68,8%).
Es konnte gezeigt werden, dass Patienten aus Orthopädie und Unfallchirurgie häufig in deutschen Notaufnahmen anzutreffen sind, auch wenn viele im Anschluss ambulant verbleiben können. Aus Sicht der Autoren ist Expertise in diesem Bereich in den Notaufnahmen wichtig um “red flags” zu identifizieren, gleichzeitig gibt es großes Potenzial für den ambulanten Sektor.



