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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)

Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU)
28.-31.10.2025
Berlin


Meeting Abstract

Wirksamkeit konservativ akut-orthopädischer Behandlung der Wirbelsäule und Prädiktoren der Schmerzreduktion bei spezifischen Rückenschmerzen

Bernd Kladny 1
Ingo Haase 2
1DGOU, m&i-Fachklinik Herzogenaurach, Herzogenaurach, Deutschland
2m&i-Klinikgruppe Enzensberg, Füssen, Deutschland

Text

Zielsetzung und Fragestellung: Zahlreiche Verfahren stehen in der Behandlung von Rückenschmerzen zur Verfügung. Wenn die Erreichung der Behandlungsziele unter ambulanten Bedingungen nicht gewährleistet ist und eine OP noch nicht indiziert ist, besteht die Möglichkeit nichtoperativer orthopädischer Krankenhausbehandlung. Ziel der vorliegenden Studie war es, die kurzfristige Wirksamkeit der konservativen Behandlung hinsichtlich Schmerzintensität, Beeinträchtigung und Funktionskapazität zu untersuchen. Darüber hinaus sollten Prädiktoren des Behandlungsergebnisses identifiziert werden.

Material und Methoden: Bei der vorliegenden retrospektiven Studie handelt es sich um eine sekundäre Analyse anonymisierter Daten von Patientinnen und Patienten mit spezifischen Rückenschmerzen aus der Routinedokumentation einer deutschen Klinik für nichtoperative orthopädische Akutbehandlung. Die bei Aufnahme und Entlassung erhobenen Daten beinhalten u.a. Patientenangaben zur Schmerzstärke (Brief Pain Inventory – BPI), zur Beeinträchtigung durch die Schmerzen (BPI) sowie den Funktionsfragebogen Hannover (FFbH). Neben deskriptiver Statistik wurden t-Tests für abhängige Stichproben (Verlaufsbeobachtung) sowie Chi-Quadrat- und t-Tests für unabhängige Stichproben zur Identifikation von Prädiktoren für die Erreichung einer klinisch relevanten Schmerzreduktion eingesetzt.

Ergebnisse: Für die Analyse der Verläufe bis zum Ende der stationären Behandlung standen 5625 Datensätze aus 10 Jahren kontinuierlicher Verlaufsbeobachtung zur Verfügung. Die untersuchte Patientengruppe war überwiegend weiblich (56%) und im Mittel 58,3 Jahre alt (Standardabweichung s = 15,1). Häufigste Diagnose waren lumbale und sonstige Bandscheibenschäden (58%). Die Aufenthaltsdauer betrug durchschnittlich 7,9 Tage (s = 2,9). Die Schmerzstärke verringerte sich von durchschnittlich 6,1 (s = 1,6) am Beginn der Behandlung auf 2,9 Punkte (s = 1,8) bei Entlassung. Das entspricht einem großen Effekt nach Cohen. 83% erreichten eine als klinisch relevant geltende Schmerzreduktion.

Nicht erwerbstätige Patient/inn/en und solche mit höherer Schmerzchronifizierung (Grad III nach Gerbershagen) erreichten etwas seltener eine relevante Schmerzreduktion (81% bzw. 79%). Die nicht relevant gebesserte Patientengruppe ist außerdem gekennzeichnet durch eine etwas weniger anspruchsvolle Zielsetzung (Schmerzstärke, wenn Behandlung erfolgreich 17,6 vs. 15,5 auf visueller Analogskala) und eine geringere körperliche Funktionsfähigkeit (FFbH 46,5% vs. 51,1%) bei Behandlungsbeginn.

Diskussion und Schlussfolgerung: Die an einem großen Patientenkollektiv beobachteten relevanten Veränderungen bei der Schmerzintensität zeigen, dass die konservative Behandlung von spezifischen Rückenschmerzen effektiv ist. Die begrenzte Vorhersagekraft der analysierten Prädiktoren spricht zudem dafür, dass es keine besonderen Risikogruppen zu geben scheint, für die ein suboptimaler Behandlungserfolg der konservativen Behandlung von spezifischen Rückenschmerzen befürchtet werden muss.