Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)
Repositionstechnik für Femurschaftfrakturen mittels Fixateur externe ohne intraoperative Bildgebung
Text
Zielsetzung und Fragestellung: Das Ziel dieser Studie war die Entwicklung einer neuartigen Technik zur Reposition von Femurschaftfrakturen mit einem Fixateur externe (FE) ohne intraoperative Bildgebung. Dies ist besonders relevant für Low-and-Middle-Income-Countries (LMICs), in denen eine intraoperative Bildgebung oft nicht verfügbar ist.
Material und Methoden: Es wurde eine Studie am anatomischen Präparat durchgeführt. Die Reposition erfolgte anhand anatomischer Landmarken und mechanischer Prinzipien. Die neue Technik wurde anschließend hinsichtlich ihrer Handhabung und der Repositionsergebnisse in einem größeren Versuchsaufbau mit Anwendern unterschiedlicher Erfahrung mit einer Kontrollgruppe verglichen. Für die Kontrollgruppe wurde ein üblicher Aufbau nach AO mit vier von lateral eingebrachten Pins herangezogen. Insgesamt wurden mit beiden Verfahren jeweils N = 70 Repositionen vorgenommen.
Ergebnisse: Die neuartige Technik erfordert vier Pins (Abbildung 1 [Fig. 1]): zwei exzentrisch platzierte Primärpins zum Ausgleich von Länge und Rotation, sowie zwei frakturnahe Pins zur Feinkorrektur. Die Methode erwies sich als anwenderfreundlich, reproduzierbar und lieferte zufriedenstellende Repositionsergebnisse auch bei unerfahrenen Operateuren. Der Mittelwert der betragsmäßigen Beinlängenabweichung betrug 0,7 cm ± 0,9 (Standardabweichung), [Wertebereich 0 – 2,1 cm] bei der experimentellen (N = 68) im Vergleich zu 1,1 cm ± 1,2 [0 – 3,7 cm] bei der Kontrollgruppe (n = 65). Die Achsabweichungen zeigten ebenfalls vergleichbare Werte zwischen experimenteller (anterior-posterior (a.p.): 4,2° ± 3,1 [0,05 – 13,0°] N = 69; lateral (lat.): 5,4° ± 4,1 [0,06 – 16,4°] N = 69) und Kontrollgruppe (a.p.: 4,2° ± 2,7 [0,1 – 11,85°] N = 32; lat.: 5,9° ± 4,1 [0,61 – 15,31°] n = 31). Der mittlere Seitversatz in Relation zur Schaftbreite lag in der experimentellen Gruppe in der a.p. Aufnahme bei 29% ± 21 [1 – 80%] (N = 69), in der lat. Aufnahme bei 34% ± 24 [4 – 122%] (N = 69) und in der Kontrollgruppe a.p. bei 37% ± 26 [1 – 104%] (n = 32) und lat. bei 40% ± 27 [0 – 91%] (n = 31). Die Rotationskontrollen anhand der Trochanter Minor Kontur ergab in 50 von 70 Fällen eine klinisch und röntgenologisch zufriedenstellende Rotation in der experimentellen Gruppe, einen Außenrotationsfehler und 19 Innenrotationsfehlstellungen. Die Kontrollgruppe zeigte in 19 von 62 Fällen eine zufriedenstellende Rotation und 43 Innenrotationsfehlstellungen.
Abbildung 1: FE Konstruktion a) seitlich und c) von ventral, sowie abschließende Röntgenaufnahmen b) seitlich und d) a.p.
Diskussion und Schlussfolgerung: Diese neuartige Methode erlaubt reproduzierbar eine gedeckte Reposition und externe Fixation von Femurschaftfrakturen ohne intraoperative Bildgebung. Die Anwenderfreundlichkeit und Effektivität machen sie besonders wertvoll für LMICs. Um die Anwendbarkeit in der chirurgischen Praxis zu bestätigen, wird weitere klinische Validierung nötig sein.



