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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)

Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU)
28.-31.10.2025
Berlin


Meeting Abstract

Vergleich von Virtual Reality und Computertomographie in der präoperativen Planung komplexer Tibiaplateaufrakturen

Dirk Wähnert 1
Marco Miersbach 1
Thomas Vordemvenne 1
1Evangelisches Klinikum Bethel, Universitätsklinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Bielefeld, Deutschland

Text

Zielsetzung und Fragestellung: Die präoperative Planung ist entscheidend für den Erfolg komplexer chirurgischer Eingriffe. Diese Studie untersucht den Nutzen von Virtual-Reality-(VR)-Brillen im Vergleich zur konventionellen Computertomographie (CT) bei der Operationsplanung komplexer Tibiaplateaufrakturen. Die Hypothese war, dass VR-gestützte Planung zu einer präziseren Fraktureinschätzung, kürzeren Operationszeiten und einer höheren Planungsqualität führt.

Material und Methoden: Für diese Studie wurden 30 komplexe Tibiakopffrakturen als CT-Datensatz und als VR-Modell verwendet. Die präoperative Planung wurde von 5 Chirurg*innen durchgeführt. Die Frakturen wurden in zufälliger Reihenfolge geplant. Zusätzlich war zwischen den Planungen (VR – CT) ein zeitlicher Abstand von 3 Monaten. Die VR-Planung wurden mittels Virtual-Reality-Headset durchgeführt. Zur Standardisierung der Planung erfolgte die Dokumentation im standardisierten Fragebogen. Erfasst wurden die geplante OP-Zeit, die Planungszeit, die Klassifizierung nach AO sowie subjektive Parameter wie Zufriedenheit und Güte der Vorbereitung.

Ergebnisse: Die durchschnittliche geplante Operationszeit war in der VR-Gruppe signifikant kürzer (156 ± 47 Minuten) als in der CT-Gruppe (172 ± 44 Minuten, p < 0,001). Die durchschnittliche Planungszeit in der VR-Gruppe war mit 3,48 ± 2,4 Minuten um 17% länger als in der CT-Gruppe (2,98 ± 1,9 Minuten, p = 0,027). Chirurgische Erfahrung (-11 Minuten) und Frakturkomplexität (+18 Minuten für AO-Typ-C-Frakturen) beeinflussten die geplante Operationszeit signifikant. In der VR-Gruppe fühlten sich 67% der Chirurgen (sehr) gut auf die Operation vorbereitet, verglichen mit 54% in der CT-Gruppe.

Diskussion und Schlussfolgerung: Die Nutzung von Virtual Reality in der präoperativen Planung führte zu einer signifikanten Reduktion der geplanten Operationszeit und zu einem höheren subjektiven Vertrauen der Chirurgen in ihre Planung. Trotz der etwas längeren Planungszeit bietet VR eine verbesserte dreidimensionale Visualisierung der Fraktur, was zu einer genaueren Klassifikation und einer optimierten OP-Strategie beitragen könnte. Prospektive Studien sind erforderlich, um den Einfluss der VR-Technologie auf tatsächliche Operationszeiten und Behandlungsergebnisse weiter zu validieren.