Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)
Paradigmenwechsel in der operativen Versorgung proximaler Humerusfrakturen: Eine Trendanalyse 2018–2023
2Vivantes Humboldt-Klinikum, Klinik für Schulter- & Ellenbogenchirurgie, Berlin, Deutschland
3Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Hamburg, Deutschland
4BG Klinikum Hamburg, Abteilung für Unfallchirurgie, Orthopädie und Sporttraumatologie, Hamburg, Deutschland
5Schön Klinik Hamburg Eilbek, Fachzentrum für Allgemeine Orthopädie, Hamburg, Deutschland
6Orthopädie Zentrum Hamburg, Hamburg, Deutschland
Text
Zielsetzung und Fragestellung: Proximale Humerusfrakturen (PHF) zählen zu den häufigsten Frakturen der oberen Extremitäten, besonders bei der älteren Bevölkerung. Die Bestimmung der optimalen Therapie wird durch verminderte Knochenqualität und komplizierte Frakturmuster erschwert. Diese Studie zielte darauf ab, die Entwicklungen und Zusammenhänge zwischen Patientencharakteristika, Frakturklassifikationen und gewählten operativen Ansätzen im Zeitraum von 2018 bis 2023 zu untersuchen.
Material und Methoden: Eine retrospektive Untersuchung von 289 Patientenfällen eines Level-I-Traumazentrums wurde durchgeführt. Erfasst wurden demografische Daten, präoperative Röntgenbilder zur Neer-Klassifikation, chirurgische Interventionen (Platten-, Nagelosteosynthese, inverse Prothese (ISP)) sowie postoperative Komplikationen. Mittels statistischer Verfahren (ANOVA) wurden die Korrelationen zwischen Frakturtyp, Patientendemografie und der Wahl des operativen Ansatzes analysiert.
Ergebnisse: Im Beobachtungszeitraum zeigten sich signifikante Veränderungen in der Wahl der operativen Techniken. Der Einsatz von Plattenosteosynthesen stieg von 22% (2018) auf 53% (2023) (p < 0.01), während die Verwendung von Marknägeln von 55% auf 7% zurückging (p < 0.01) (Abbildung 1 [Abb. 1]). Bei Patienten ≥ 65 Jahre nahm die ISP-Implantation von 30% auf 71% zu (p < 0.01) (Abbildung 2 [Abb. 2]). Geschlechtsspezifische Unterschiede wurden deutlich: Bei Frauen stieg der Anteil der Prothesen von 23% auf 48%, während bei Männern die Plattenosteosynthese dominierte (Anstieg von 30% auf 67%) (Abbildung 3 [Abb. 3]). Die Nagelfixierung verlor in allen Altersgruppen an Bedeutung (p=0,03), besonders bei Patienten < 65 Jahre, die zunehmend mit Platten versorgt wurden (Anstieg von 42% auf 92%) (p < 0.01).
Diskussion und Schlussfolgerung: Die Ergebnisse zeigen eine klare Tendenz zu personalisierten Behandlungsstrategien bei PHF. Plattenosteosynthesen gewinnen bei jüngeren Patienten an Relevanz, während Prothesen bei älteren Patienten verstärkt zum Einsatz kommen. Der Rückgang der Marknageltechnik unterstreicht den Trend zu spezialisierten Verfahren, die den funktionellen Anforderungen der Patienten besser entsprechen. Diese Entwicklungen reflektieren den Fortschritt in der operativen Versorgung und die zunehmende Fokussierung auf patientenorientierte Therapieansätze.






