Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)
Bandscheibenläsionen bei Wirbelkörperfrakturen. Reliabilitätsanalyse der bildmorphologischen Klassifikation des traumatischen Bandscheibenschadens nach Sander in der Anwendung an einem überregionalen Traumazentrum
2Klinik für Orthopädie, Universitätsklinikum Magdeburg A.Ö.R, Magdeburg, Deutschland
3StatConsult Gesellschaft für klinische und Versorgungsforschung mbH, Magdeburg, Deutschland
Text
Zielsetzung und Fragestellung: Die Detektion diskoligamentärer Läsionen ist zur Einschätzung der Wirbelsäulenstabilität wichtig. Sander et al. entwickelten 2013 auf Grundlage der Beurteilung von MRT-Bildern von Patienten mit traumainduzierten thorakolumbalen Frakturen ein Klassifikationssystem für traumatische Bandscheibenläsionen (Grad 0 bis 3), welches auf morphologischen Veränderungen sowie Signalunterschieden innerhalb der MRT-Scans basiert. Die Beschreiberin der Klassifikation ermittelte bei allerdings nur zwei Ratern eine sehr hohe Interrater- (Cohens Kappa 0,96) wie auch Intrarater-Reliabilität (Cohens Kappa ebenfalls 0,96) nach drei Monaten. Für die Beurteilung bei Patienten mit eindeutig traumatischen Frakturen (AO Spine-Klassifikation) sind bislang keine weiteren Reliabilitätsanalysen der Sander-Klassifikation publiziert worden. In der hier vorgestellten Studie werden anhand einer konsekutiven Serie von Patienten mit traumatischen Wirbelkörperfrakturen die Inter- und Intrarater-Reliabilität der Sander-Klassifikation an einem überregionalen Traumazentrum ermittelt. In Nebenfragestellung erfolgt eine Korrelationsanalyse der Sander-Grade zur AO-Spine Klassifikation.
Material und Methoden: Ausgewertet werden die Daten einer konsekutiven Serie von Patienten mit traumatischen Wirbelkörperfrakturen (Einschluss: Lebensalter < 50 Jahre, MRT des gesamten verletzten Bewegungssegmentes, inklusive STIR-Sequenz, stattgehabtes Trauma; Ausschluss: Lebensalter > 50 Jahre, unvollständige Diagnostik entsprechend oben aufgeführter Kriterien, kein Trauma oder Sturz aus Standhöhe (V.a. osteoporotische Fraktur)). Zur Bestimmung der Interrater-Reliabilität wurden die Bilder von insgesamt sechs Beurteilern separat bewertet. Drei Assistenzärzte in orthopädisch-chirurgischer Ausbildung und drei Oberärzte mit Subspezialisierung Spezielle Unfallchirurgie kamen als Rater zum Einsatz. Zwei Monate später erfolgt die Beurteilung des gleichen Bildmaterials in gemischter Reihenfolge durch die gleichen Personen erneut zur Bestimmung der Intrarater-Reliabilität. Mit einem Signifikanzniveau von 5% und einer Power von 80% werden die Ergebnisse dieser Studie bei 6 Ratern anhand einer Fallzahl von n= 63 Frakturen ermittelt.
Ergebnisse: Die Ergebnisse zur Interrater- und Intrarater-Reliabilität werden vorgestellt und potenzielle Differenzierungsproblematiken diskutiert. Darüber hinaus wird die ermittelte Korrelation der Sander-Grade zur AO-Spine-Klassifikation dargestellt.
Diskussion und Schlussfolgerung: Bei guter Reproduzierbarkeit der Ergebnisse ist die Sander-Klassifikation ein relevanter Modifikator zur Ableitung von Therapieentscheidungen nach Verletzungen der thorakolumbalen Wirbelsäule.



