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32. Jahrestagung der Sachsen-Anhaltisch-Thüringischen Augenärztegesellschaft – SATh 32

Sachsen-Anhaltisch-Thüringische Augenärztegesellschaft (SATh) e.V.
12.-13.09.2025
Oberhof


Meeting Abstract

Telemedizinisches Screening zur Absicherung der augenärztlichen Versorgung im ländlichen Raum – erste Ergebnisse des Pilotprojekts Zörbig

Tobias Duncker 1
S. Korth 1
1Halle/Saale

Text

Ziel: Der Facharztmangel in der Augenheilkunde erreicht in Sachsen-Anhalt und Thüringen in einigen Regionen kritische Ausmaße, besonders außerhalb der Ballungszentren im ländlichen Raum, mit aktuell 8,5 respektive 13,5 unbesetzten Kassensitzen. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und einer alternden Gesellschaft wird sich diese Situation eher noch verschärfen. Das Pilotprojekt Zörbig evaluiert erstmals in Deutschland den Einsatz eines KI-gestützten telemedizinischen Screening-Systems (EyeLib, Mikajaki) zur Erkennung von Augenkrankheiten bei Neupatienten ohne bestehende augenärztliche Anbindung.

Methode: In der Zweigpraxis Zörbig des Instituts für Augenheilkunde Halle wird an Tagen ohne fachärztliche Besetzung ein strukturiertes telemedizinisches Screening durchgeführt. Einschlusskriterien sind subjektive Sehverschlechterung und fehlende augenärztliche Anbindung. Das Screening umfasst Anamnese, Visustest und automatisierte Messungen mit dem EyeLib-System einschließlich objektiver Refraktion, Pachymetrie, Hornhauttopographie, berührungsloser Tonometrie, OCT (anterior/posterior) und Fundus-Fotographie zur Detektion von Glaukom, diabetischer Retinopathie, altersbedingter Makuladegeneration und weiteren Pathologien sowie einen standardisierten Fragebogen zur Studienevaluation. KI-basierte Algorithmen erstellen umfassende Vordiagnosen, die von Augenärzten der Stammpraxis zeitversetzt validiert und triagiert werden.

Ergebnis: Die Pilotstudie läuft seit Mai 2025. Erste Daten werden präsentiert zu Anzahl der gescreenten Personen, Häufigkeit der Einbestellung in die reguläre Sprechstunde, Art der detektierten Pathologien sowie Patientenakzeptanz und -zufriedenheit basierend auf dem standardisierten Fragebogen.

Schlussfolgerung: Das telemedizinische Screening könnte eine wichtige Ergänzung zur traditionellen Versorgung darstellen. Es kann helfen, Versorgungslücken zu schließen, die entstehen, wenn Praxissitze beim Übergang der Kollegen in den Ruhestand nicht nachbesetzt werden können. Das Pilotprojekt evaluiert die Integration des EyeLib-Systems in eine periphere Praxis mit angeschlossener Versorgung durch die Hauptpraxis. Die fehlende Kostenerstattung durch Krankenkassen bleibt eine zentrale Herausforderung für die Nachhaltigkeit solcher Versorgungsmodelle. Ein Dialog zwischen Augenärzten, Kostenträgern und Politik ist dringend erforderlich, um innovative Lösungsansätze zu etablieren und die augenärztliche Versorgung im ländlichen Raum langfristig zu sichern.