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Deutscher Rheumatologiekongress 2025

53. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie und Klinische Immunologie (DGRh)
39. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh)
17.-20.09.2025
Wiesbaden


Meeting Abstract

Perspektiven und Erwartungen: Wie blicken Rheumatolog:innen auf die neuen T-Zell-Redirektionstherapien?

Anna Meinecke 1,2
Johannes Knitza 2,3
Thorben Witte 2,4
Judith Rademacher 2,5
Felix Müller 2,6
Christina Düsing 2,7
Marco Zeeck 2,8
Ricardo Grieshaber-Bouyer 2,9
Melanie Hagen 2,9
Isabell Haase 2,10,11
Marie-Therese Holzer 2,10
1Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Rheumatologie und Immunologie, Hannover
2Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie, Arbeitsgruppe Junge Rheumatologie, Berlin
3Universitätsklinik Giessen und Marburg, Institut für Digitale Medizin, Marburg
4Charité Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Rheumatologie und Klinische Immunologie, Berlin
5Charité Universitätsmedizin Berlin, Medizinische Klinik für Gastroenterologie, Infektiologie und Rheumatologie, Berlin
6Universitätsklinikum Augsburg, Sektion für Rheumatologie und klinische Immunologie, III. Medizinische Klinik, Augsburg
7Universtätsklinikum Düsseldorf, Heinrich-Heine Universität, Klinik für Rheumatologie, Hiller Forschungszentrum, Düsseldorf
8Medizinicum Hamburg, Hamburg
9Universitätsklinikum Erlangen, Medizinische Klinik 3 – Rheumatologie und Immunologie, Erlangen
10Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Sektion Rheumatologie und entzündliche Systemerkrankungen, III. Medizinische Klinik und Poliklinik, Hamburg
11Klinikum Bad Bramstedt, Klinik für Rheumatologie und Immunologie, Bad Bramstedt

Text

Einleitung: T-Zell-Redirektionstherapien (TCRTs) nutzen die Zytotoxizität von T-Zellen um definierte Zielzellen zu eliminieren. Hierzu zählen sowohl chimärische Antigenrezeptor (CAR) T-Zellen als auch T-Zell Engager (TCE). In der Onkologie zählen sie bereits zu den zugelassenen Therapiekonzepten.

Seit Kurzem werden TCRTs auch erfolgreich in Einzelfällen bei refraktären Autoimmunerkrankungen wie dem systemischen Lupus erythematodes, der Myasthenia Gravis, oder der Myositis eingesetzt [1], [2], [3].

Da TCRTs jedoch nur an wenigen spezialisierten Zentren angeboten werden, ist die persönliche Erfahrung der meisten Rheumatolog:innen weiterhin begrenzt. Ziel der Studie war es daher, den Wissensstand und die Wahrnehmung bezüglich TCRTs unter Rheumatolog:innen in Deutschland zu erfassen.

Methoden: Die prospektive, digitale Umfrage enthielt 17 Fragen zum Wissensstand sowie der Einschätzung zu potentiellen Einsatzgebieten und Barrieren von TCRTs und wurde vom 18. September 2024 bis zum 05. Januar 2025 auf dem Jahreskongress 2024 der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie und Klinischer Immunologie, über E-Mail, die sozialen Medien sowie mittels QR-Code verteilt.

Ergebnisse: Insgesamt 98 Rheumatolog:innen nahmen teil. Das Durchschnittsalter der Befragten lag bei 43 Jahren (Tabelle 1 [Tab. 1]).

Tabelle 1: Demographische Charakteristika der teilnehmenden RheumatologInnen

Die teilnehmenden Rheumatolog:innen schätzten, dass circa 5% ihrer Patient:innen potentiell geeignet für eine TCRT sein könnten und fast alle (94,8%) waren bereit, ihre Patient:innen hierfür an spezialisierte Zentren zu überweisen. Als geeignete Erkrankungen für TCRTs wurden insbesondere Kollagenosen und Vaskulitiden angegeben (Abbildung 1a [Fig. 1]). Bei der Präsentation verschiedener Fallvignetten mit Frage nach möglicher Eignung zur TCRT, sahen die Teilnehmenden vor allem bei schwerer Organbeteiligung und bereits extensiver immunsupprimierender Vormedikation die Indikation für eine TCRT gegeben. Als größte Barriere wurden hohe Therapiekosten gesehen (82,0%) (Abbildung 1b [Fig. 1]). Die meisten Befragten identifizierten die häufigsten Nebenwirkungen (Zytokinfreisetzungssyndrom mit 93,7%, Immuneffektorzell-assoziiertes-Neurotoxizitätssyndrom mit 71,6%, Infektionen mit 60,0% und Blutbildveränderungen mit 38,9% Nennungen) und potentielle Kontraindikationen, wie beispielsweise fortgeschrittene Herzinsuffizienz und unkontrollierte virale Infektionen (mit je 77,5% respektive 60,7% Nennungen), richtig.

Abbildung 1

Schlussfolgerung: In der Gruppe der Befragten bestand ein hoher Kenntnisstand zu Rahmenbedingungen, Nebenwirkungen und Kontraindikationen der neuen Therapieformen. Dies ist möglicherweise auch in der starken Vorreiterrolle der deutschen Forschung auf diesem Gebiet begründet. Entsprechend dem aktuellen Einsatz in Studien oder Heilversuchen sehen auch die meisten deutschen Rheumatolog:innen TCRTs insbesondere für Patient:innen mit aggressiver systemischer Autoimmunerkrankung und extensiven immunsupprimierenden Vortherapien als therapeutische Option.


References

[1] Müller F, Taubmann J, Bucci L, Wilhelm A, Bergmann C, Völkl S, Aigner M, Rothe T, Minopoulou I, Tur C, Knitza J, Kharboutli S, Kretschmann S, Vasova I, Spoerl S, Reimann H, Munoz L, Gerlach RG, Schäfer S, Grieshaber-Bouyer R, Korganow AS, Farge-Bancel D, Mougiakakos D, Bozec A, Winkler T, Krönke G, Mackensen A, Schett G. CD19 CAR T-Cell Therapy in Autoimmune Disease - A Case Series with Follow-up. N Engl J Med. 2024 Feb 22;390(8):687-700. DOI: 10.1056/NEJMoa2308917
[2] Hagen M, Bucci L, Böltz S, Nöthling DM, Rothe T, Anoshkin K, Raimondo MG, Tur C, Wirsching A, Wacker J, Düsing C, Distler JHW, Kuwert T, Bozec A, Ramming A, Schett G, Grieshaber-Bouyer R. BCMA-Targeted T-Cell-Engager Therapy for Autoimmune Disease. N Engl J Med. 2024 Sep 5;391(9):867-9.
[3] Fischbach F, Richter J, Pfeffer LK, Fehse B, Berger SC, Reinhardt S, Kuhle J, Badbaran A, Rathje K, Gagelmann N, Borie D, Seibel J, Ayuk F, Friese MA, Heesen C, Kröger N. CD19-targeted chimeric antigen receptor T cell therapy in two patients with multiple sclerosis. Med. 2024 Jun 14;5(6):550-8.e2. DOI: 10.1016/j.medj.2024.03.002