41. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP)
41. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP)
Direkte Implantat-Audiometrie zur Bewertung der Behandlung bei einseitigem und asymmetrischem Hörverlust
Abstract
Hintergrund: Die Freifeldaudiometrie bei Patienten mit einseitigem und asymmetrischem Hörverlust ist eine Herausforderung, da das kontralaterale Ohr verschlossen oder maskiert werden muss. Unzureichende Vertäubung oder Artefakte durch suboptimale Maskierung können die Messungen beeinträchtigen. In dieser laufenden Studie soll untersucht werden, ob die direkte Audiometrie über den Audioprozessor eine zuverlässige Methode zur ohrspezifischen (Pseudo-) Freifeldmessung in Kliniken darstellt.
Material und Methoden: Bislang wurden 7 Patienten (Alter 10 bis 78 Jahre; 4 CI, 3 VSB) eingeschlossen. Fünf Patienten litten an einseitiger Taubheit oder asymmetrischem Hörverlust, während zwei als Kontrollen mit einem kontralateralen hochgradig tauben Ohr dienten. Bei allen Patienten wurde eine konventionelle Freifeldaudiometrie durchgeführt, je nach Test mit Okklusion oder Maskierung des kontralateralen Ohrs. Zusätzlich wurden direkte Messungen mit einem CE-zertifizierten Audiometer mit kalibriertem Ausgang durchgeführt. Verglichen wurden die Hörschwellen zwischen 250 und 8000 Hz, das Sprachverstehen im Lärm (bei 65 dB SPL; OLSA S0N0) und in Ruhe (Freiburger Einsilber bei 50, 65 und 80 dB SPL).
Ergebnisse: Die vorläufigen Daten deuten darauf hin, dass die direkten Messungen für die Hörschwelle (durchschnittlicher Unterschied +/-5 dB) und das Sprachverständnis (durchschnittlicher OLSA-SRT-Unterschied -0,5 dB; durchschnittlicher Unterschied bei Einsilbern max. 10%) vergleichbar ist zu der Freifeldaudiometrie. Bei den Patienten mit einseitiger Taubheit/asymmetrischem Hörverlust beobachteten wir eine schlechtere Leistung mit der direkten Methode, insbesondere beim Sprachverstehen in Ruhe bei 80 dB SPL (-18% Worterkennungswert) und im Lärm (OLSA SRT-Differenz +2,5 dB), was auf eine unzureichende kontralaterale Okklusion oder Maskierung während des Standardtests zurückgeführt werden kann. Alle Patienten bevorzugten die direkte Methode.
Schlussfolgerungen: Die direkte Implantat Audiometrie könnte eine Alternative zur herkömmlichen Freifeldaudiometrie sein, insbesondere bei Patienten mit einseitiger Taubheit/asymmetrischem Hörverlust. Die ersten Ergebnisse sind zwar vielversprechend, doch sind weitere Daten aus einer größeren Kohorte erforderlich, um aussagekräftige Schlussfolgerungen zu ziehen.
Text
Hintergrund
Die Freifeldaudiometrie bei Patienten mit einseitigem und asymmetrischem Hörverlust ist eine Herausforderung, da das kontralaterale Ohr verschlossen oder maskiert werden muss. Unzureichende Vertäubung oder Artefakte durch suboptimale Maskierung können die Messungen beeinträchtigen. In dieser laufenden Studie soll untersucht werden, ob die direkte Audiometrie über den Audioprozessor eine zuverlässige Methode zur ohrspezifischen (Pseudo-)Freifeldmessung in Kliniken darstellt.
Material und Methoden
Bislang wurden 7 Patienten (Alter 10 bis 78 Jahre; 4 CI, 3 VSB) eingeschlossen. Fünf Patienten litten an einseitiger Taubheit oder asymmetrischem Hörverlust, während zwei als Kontrollen mit einem kontralateralen hochgradig tauben Ohr dienten. Bei allen Patienten wurde eine konventionelle Freifeldaudiometrie durchgeführt, je nach Test mit Okklusion oder Maskierung des kontralateralen Ohrs. Zusätzlich wurden direkte Messungen mit einem CE-zertifizierten Audiometer mit kalibriertem Ausgang durchgeführt. Verglichen wurden die Hörschwellen zwischen 250 und 8.000 Hz, das Sprachverstehen im Lärm (bei 65 dB SPL; OLSA S0N0) und in Ruhe (Freiburger Einsilber bei 50, 65 und 80 dB SPL). Alle Tests wurden in einer Audiokabine durchgeführt.
Ergebnisse
Die vorläufigen Daten deuten darauf hin, dass die direkten Messungen für die Hörschwelle (durchschnittlicher Unterschied ± 5 dB) und das Sprachverständnis (durchschnittlicher OLSA-SRT-Unterschied -0,5 dB; durchschnittlicher Unterschied bei Einsilbern max. 10%) vergleichbar ist zu der Freifeldaudiometrie. Bei den Patienten mit einseitiger Taubheit/asymmetrischem Hörverlust beobachteten wir eine schlechtere Leistung mit der direkten Methode, insbesondere beim Sprachverstehen in Ruhe bei 80 dB SPL (-18% Worterkennungswert) und im Lärm (OLSA-SRT-Differenz +2,5 dB), was auf eine unzureichende kontralaterale Okklusion oder Maskierung während des Standardtests zurückgeführt werden kann. Alle Patienten bevorzugten die direkte Methode.
Schlussfolgerungen
Die direkte Implantat Audiometrie könnte eine Alternative zur herkömmlichen Freifeldaudiometrie sein, insbesondere bei Patienten mit einseitiger Taubheit/asymmetrischem Hörverlust. Die ersten Ergebnisse sind zwar vielversprechend, doch sind weitere Daten aus einer größeren Kohorte erforderlich, um aussagekräftige Schlussfolgerungen zu ziehen.