Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)
Geschlechterspezifische Unterschiede in der laminaren Anordnung der Quadrizepssehne
2Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
Text
Zielsetzung und Fragestellung: Die Verwendung der Quadrizepssehne (QS) als Autograft in der Kreuzbandchirurgie hat in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen. Für die Entnahme der QS wurden verschiedene Techniken beschrieben, die sich unter anderem im Umfang der entnommenen Sehne unterscheiden (vollständige vs. partielle Dicke). Eine gezielte Entnahme der QS erfordert die Kenntnis ihrer Anatomie, insbesondere ihrer laminaren Anordnung. Während diese in der historisch-anatomischen Literatur als trilaminar beschrieben wird, haben Kadaverstudien gezeigt, dass auch mono-, bi- und quadrilaminare Varianten existieren. Geschlechterspezifische Untersuchungen dieser Varianten fehlen jedoch bislang. Ziel dieser Studie war es daher, die laminare Anordnung der QS bei Patient:innen, die sich einer Rekonstruktion des vorderen Kreuzbandes unterziehen, mittels Magnetresonanztomografie (MRT) zu analysieren und geschlechterspezifische Unterschiede zu beschreiben
Material und Methoden: MRT-Aufnahmen von 200 Patient:innen (100 weiblich, 100 männlich, basierend auf einem binär-biologischen Geschlechtersystem) mit Kniegelenksverletzungen wurden analysiert. Patient:innen mit akuten oder vorbekannten Quadrizepssehnenverletzungen wurden ausgeschlossen. Die laminare Anordnung der Quadrizepssehne wurde anhand von T2-gewichteten Sequenzen in sagittaler Schnittführung zentral an ihrer Insertion an der Patella untersucht. Die mediane laminare Anordnung sowie die Standardabweichung (SD) wurden beschrieben und mit einem Chi-Quadrat-Test auf statistisch signifikante Unterschiede zwischen weiblichen und männlichen Patient:innen geprüft.
Ergebnisse: Die mediane laminare Anordnung der Quadrizepssehne (QS) betrug bei allen Patient:innen 3 (SD 0,82), ohne geschlechterspezifische Unterschiede [Frauen: 3 (SD 0,9); Männer: 3 (SD 0,7)]. Eine trilaminare Anordnung wurde bei 62,5% der Patient:innen beobachtet (Frauen: 56%; Männer: 69%). Frauen zeigten häufiger eine monolaminare (Frauen: 15%; Männer: 6%) und bilaminare (Frauen: 13%; Männer: 5%) Anordnung. Im Gegensatz dazu war eine quadrilaminare Anordnung bei Männern häufiger (Frauen: 16%; Männer: 20%). Die geschlechterspezifischen Unterschiede in der prozentualen Verteilung der laminaren Anordnung erwiesen sich als statistisch signifikant (p = 0,027).
Diskussion und Schlussfolgerung: Die laminare Anordnung der Quadrizepssehne an ihrer Insertion an der Patella weist signifikante geschlechterspezifische Unterschiede auf und ist lediglich in 56% der Frauen und 69% der Männer trilaminar. Die Kenntnis der individuellen, patientenspezifischen Anatomie bildet eine essentielle Grundlage für die Kreuzbandrekonstruktion mit Quadricepssehnen-Autograft.



