Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)
Frakturinzidenzen zwischen 2015 und 2022 in Deutschland – eine Auswertung von über 18 Millionen Frakturen
2Department of Trauma, Hand and Reconstructive Surgery University Hospital Giessen, Giessen, Deutschland
Text
Zielsetzung und Fragestellung: Die nationale Gesamtinzidenz von Frakturen ist von relevanter Bedeutung für Akteure in der Unfallchirurgie und im Gesundheitssystem. Epidemiologische Daten liefern hier Rückschlüsse auf Verletzungsschwerpunkte und sind sowohl politisch, als auch medizinisch relevant. Ziel dieser Studie war es die deutschlandweite Frakturinzidenz von operativ und konservativ versorgten Frakturen in Abhängigkeit von Lokalisation, Geschlecht und Alter darzustellen.
Material und Methoden: Grundlage der Arbeit bildete der Datensatz des Zentralinstitutes der kassenärztlichen Vereinigung (ZiKV). Alle ambulanten Vorstellungen von GKV Versicherten Patienten mit kodieren ICD-10 Frakturcodes zwischen 2015 und 2022 wurden in die Studie eingeschlossen. Somit wurden sowohl konservativ versorgte, als auch operativ stationär versorgte Patienten durch ambulante Nachkontrollen ermittelt. Ein Nachbeobachtungszeitraum von 4 Quartalen wurde gewählt, um mehrmalige Vorstellungen nicht als separate Frakturen zu werten. Standardisierte Geschlechts- und Altersverteilungen wurden berechnet.
Ergebnisse: Insgesamt wurden in dieser Arbeit 18.171.815 Frakturen im Zeitraum von 2015 bis 2022 eingeschlossen. Die Gesamtinzidenz betrug hierbei 2734.61 Frakturen pro 100.000 Einwohner und Jahr. Höchste Inzidenzen wurden bei der Bevölkerung >65 Jahren festgestellt, wobei die Inzidenz hier bei Frauen mit 6699 Frakturen rund doppelt so hoch war im Vergleich zu 3097 Frakturen bei den Männern. Über den Gesamtzeitraum wurde ein Wachstum der Inzidenz von 7% in der Gesamtpopulation und um 4,9% bei Männern und 8,5% bei Frauen identifiziert. Ebenfalls zeigte sich in der Gruppe der über 65-jährigen ein Wachstum von 7,9% bei Männern und 6,4% bei Frauen, während die Frakturinzidenz bei Kindern mit -8,3% insgesamt rückläufig war. Häufigste Frakturlokalisationen waren der distale Radius (Inzidenz 120,9/100.000 Einwohner), einzelne Rippen (156,5), Fingerfrakturen (155,7), Zehenfrakturen (150,1) und einzelne LWK Frakturen (127,7).
Diskussion und Schlussfolgerung: Insgesamt zeigt sich hier erstmals ein Gesamtüberblick über aller Frakturen in Deutschland, sowohl stationär operativ und in ambulanter Nachsorge, als auch konservativ ambulant versorgt. Eine insgesamt hohe Inzidenz mit steigenden Anteilen zwischen 2015 und 2022 unterstreicht die Relevanz von Frakturen für das Gesundheitssystem. Insbesondere in der geriatrischen Population zeigen sich die größten Auftrittswahrscheinlichkeiten mit weiterhin steigenden Anteilen und werden in Zukunft einen immer relevanteren Anteil in der Unfallchirurgie einnehmen.



