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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)

Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU)
28.-31.10.2025
Berlin


Meeting Abstract

Geriatrische Beckenringfrakturen unter Osteoporosetherapie: Erhöhtes Risiko für Dislokationen? Eine Analyse von 1.493 Fällen aus dem Beckenregister der DGU®

Alexander Trulson 1
Stefan Huber 2
Eftychios Bolierakis 3
Andreas Höch 4
Isabel Graul 5
Philipp Pieroh 6
1BG Unfallklinik Murnau, Murnau a.S., Deutschland
2AUC, München, Deutschland
3Klinik für Orthopädie, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Aachen, Aachen, Deutschland
4Klinik und Poliklinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plastische Chirurgie, Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig, Deutschland
5Universitätsklinikum Jena, Jena, Deutschland
6Klinik und Poliklinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plastische Chirurgie, Universitätsklinikum Jena, Jena, Deutschland

Text

Zielsetzung und Fragestellung: Geriatrische Patient*innen stellen einen erheblichen Anteil der Betroffenen mit Beckenringfrakturen dar. Die zunehmende Relevanz der Osteoporosebehandlung in dieser Patientengruppe wirft die Frage auf, welchen Einfluss die Osteoporosetherapie (OPT) auf das Verletzungsmuster und die Behandlung von Beckenringfrakturen hat. Ziel dieser Studie war es, mögliche Zusammenhänge zwischen einer OPT und dem Frakturmuster sowie der Behandlungsstrategie zu untersuchen.

Material und Methoden: Zwischen 2018 und 2024 wurde eine retrospektive, registerbasierte Kohortenstudie an Patientinnen über 60 Jahre mit Beckenringverletzungen durchgeführt. Hierfür wurden Daten aus dem Beckenregister der DGU® analysiert. Die Kohorte umfasste sowohl Patient*innen mit medikamentöser OPT als auch solche ohne Osteoporosetherapie. Fälle mit Polytraumatisierung oder Mehrfachverletzungen wurden ausgeschlossen.

Ergebnisse: Insgesamt erfüllten 1.493 Patientinnen die Einschlusskriterien (Durchschnittsalter: 82,3 Jahre, 83,5% weiblich, 16,5% männlich). Vor dem Frakturereignis befanden sich 32,4% der Patientinnen unter einer OPT, posttraumatisch erhöhte sich dieser Anteil auf 66,3%. In allen untersuchten Subgruppen zeigten sich signifikante Unterschiede, insbesondere hinsichtlich der Frakturmuster zwischen Patient*innen mit spezifischer OPT, Basistherapie (Vitamin D) und jenen ohne Osteoporosetherapie. Wir stellten einen signifikant erhöhten Anteil dislozierter Frakturen in allen Bereichen des Beckenrings, bei Patient*innen mit spezifischer OPT fest. Dies korrelierte mit einer höheren Rate an operativen Interventionen in dieser Gruppe. Auch war die geringe Anzahl pflegebedürftiger Patient*innen mit spezifischer OPT (5,2% aller Pflegebedürftigen) auffällig.

Diskussion und Schlussfolgerung: Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine spezifische OPT die Knochenstruktur derart verändert, dass es bei Beckenringverletzungen häufiger zu dislozierten Frakturen kommt, wodurch eine operative Versorgung häufiger erforderlich ist. Das klinische Outcome während des stationären Aufenthaltes blieb jedoch unbeeinflusst. Zudem zeigen die Daten, dass pflegebedürftige Patientinnen nur unzureichend osteoprotektiv behandelt werden. Diese Erkenntnisse könnten Implikationen für die präventive und therapeutische Strategie bei geriatrischen Patientinnen mit Osteoporose haben.