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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)

Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU)
28.-31.10.2025
Berlin


Meeting Abstract

Hat das Geschlecht Einfluss auf das Outcome nach Knierevisionseingriffen? Eine Registerstudie mit dem Endoprothesenregister Deutschland (EPRD)

Martin Resl 1
Luis Becker 1
Yinan Wu 2
Carsten Perka 1
1Charité Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Berlin, Deutschland
2EPRD – Endoprothesenregister Deutschland, Berlin, Deutschland

Text

Zielsetzung und Fragestellung: Die Revisionsendoprothetik am Kniegelenk stellt eine komplexe Herausforderung für den Chirurgen, Patienten und Gesundheitssystem dar, welche nicht nur von chirurgischen Faktoren, sondern auch maßgeblich von patientenspezifischen Faktoren beeinflusst wird. Geschlechtsspezifische Unterschiede wie anatomische Differenzen, vermehrte Osteoporose bei Frauen, Körpergewicht oder Komorbiditäten nehmen Einfluss auf die Erfolgsrate von Revisionseingriffen. Das Ziel dieser Studie ist die Untersuchung der Einflussnahme geschlechtsspezifischer Faktoren auf das Ergebnis von Revisionseingriffen am Kniegelenk.

Material und Methoden: 9.617 Revisionseingriffe am Knie über einen Zeitraum von 6 Jahren wurden in der Datenauswertung mit dem Endoprothesenregister Deutschland (EPRD) analysiert. Kaplan-Meier-Schätzungen wurden zur Berechnung der Re-Revisions- und Mortalitätswahrscheinlichkeit verwendet, sowie Chi-Quadrat-Tests zur Überprüfung der Signifikanz.

Ergebnisse: 65% der erfassten Knierevisionen wurden an weiblichen Patienten durchgeführt und deren durchschnittliches Alter (W: 69; KI 61 – 77) war 2 Jahre höher als das der männlichen Kohorte (M: 67; KI 60 – 76). Die männlichen Patienten zeigten eine weitaus höhere Re-Revisionsrate (11,4%; KI 10,4 – 12,6) im Vergleich zu den weiblichen Patienten (8,1%; KI 7,4 – 8,8) innerhalb des ersten Jahres, sowie auch nach 6 Jahren (M: 23,3%; KI 21,3 – 25,3 vs. W: 18,9%; KI 17,5 – 20,3).

Während die Mortalität im ersten Jahr vergleichbar war (M: 3,1 %; KI 2,6 – 3,8 vs. W: 2,1 %; KI 1,8 – 2,6), zeigte die männliche Kohorte (M: 18,9 %; KI 16,7 – 21,3) nach 6 Jahren eine um knapp 1/3 höhere Mortalität als die weibliche Kohorte (W: 12,9 %; KI 11,5 – 14,4).

Diskussion und Schlussfolgerung: Männer zeigten sowohl bei der Re-Revisionsrate als auch bei der Mortalität weitaus schlechtere Ergebnisse. Aber vor allem bei der Re-Revisionsrate zeigte sich innerhalb des ersten Jahres ein größerer Anstieg bei den Männern, der bis zum sechsten Jahr bestehen blieb. In Hinblick auf die Mortalität schien das männliche Geschlecht mit fortlaufender Zeit nach erstmaliger Revision mehr und mehr Einfluss zu nehmen, was jedoch mit dem höheren Altersdurchschnitt der Männer begründet werden könnte.

Aufgrund der stark steigenden Re-Revisionsrate innerhalb des ersten Jahres, scheinen vor allem perioperative Maßnahmen an Wichtigkeit zu gewinnen. Männer zeigten bei der Re-Revisionsrate weitaus schlechtere Ergebnisse, was mitunter an der erhöhten Wahrscheinlichkeit an Infekt-bedingten Revisionen bei Männern liegen könnte. Daher ist die Berücksichtigung geschlechtsspezifischer Unterschiede in der Revisionsendoprothetik des Kniegelenks essenziell für eine optimale Patientenversorgung und die Optimierung des funktionellen Outcomes, sowie die Patientenzufriedenheit. Weitere Forschung ist erforderlich, um standardisierte Leitlinien für die geschlechtsspezifische Behandlungsstrategie in der Revisionsendoprothetik zu entwickeln.

Abbildung 1 [Fig. 1]

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Abbildung 2 [Fig. 2]

Abbildung 2