Logo

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)

Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU)
28.-31.10.2025
Berlin


Meeting Abstract

How to: Kalkulierte Antibiose in der Spondylodiszitisbehandlung

Luca Füßler 1
Axel Ekkernkamp 1
Nikolai Spranger 1
Philipp Mittmann 1
Lena Link 2
Moritz Kolster 1
1BG-Unfallkrankenhaus Berlin gGmbH, Berlin, Deutschland
2Universitätsmedizin Charité, Berlin, Deutschland

Text

Zielsetzung und Fragestellung: Spondylodiszitis ist eine seltene Erkrankung mit steigender Inzidenz (2–4/100.000).

Das betroffene Patientenkollektiv ist häufig multimorbide, sodass eine zeitnahe Detektion des Infektfokus mit frühzeitigem Erregernachweis und Resistogramm zur gezielten antibiotischen Behandlung essenziell ist.

Der Erregernachweis ist jedoch häufig frustran (33–60% vgl. aktuelle Literatur). Eine effektive kalkulierte Antibiose ist somit notwendig. Die aktuelle Leitlinie empfiehlt allgemein die Erfassung der häufigsten Erreger (Staphylokokkus aureus). Deutschlandweit besteht aber eine große Heterogenität der Standardtherapien.

Im Zeitraum von 2012 bis 2021 konnten wir über 500 Fälle von Spondylodiszitiden erheben und auswerten.

Ziel der Untersuchung ist die konkrete Empfehlung einer effektiven kalkulierten antibiotischen Therapie der Spondylodiszitis ohne Erregernachweis.

Material und Methoden: Es handelt sich um eine monozentrische retrospektive Studie. Eingeschlossen wurden 539 Patienten (m=330/ w= 209; Durchschnittsalter 70,14 J.) mit der Diagnose Spondylodiszitis, die im Zeitraum von 2012 bis 2021 an einem Klinikum mit septischem Schwerpunkt behandelt wurden.

Untersucht wurde die Wirksamkeit einer kalkulierten antibiotischen Therapie mit Cefuroxim und Fosfomycin (hausinterner Standard), aufgeteilt in zwei Kohorten: Bei erfolgtem Erregernachweis (K1, n= 326) wurden die Resistogramme auf die Sensibilität der o.g. Antibiose untersucht und als erfolgreich gewertet, wenn alle Erreger sensibel für die o.g. Antibiose waren. Bei frustranem Erregernachweis (K2, n= 213) wurde die Therapie als erfolgreich gewertet, wenn es unter o.g. antibiotischer Behandlung kein wesentliches Fortschreiten des klinischen und radiologischen Befundes gab oder die Notwendigkeit zur operativen Therapie.

Ergebnisse: In der Kohorte ohne Erregernachweis (n=213) wurden 155 Patienten kalkuliert allein mit Cefuroxim und Fosfomycin behandelt. Erfolgreich war die Behandlung damit bei 93 Patienten (60%).

In der Kohorte mit Erregernachweis (n=326) wurden 80 Patienten allein mit Cefuroxim/ Fosfomycin behandelt. Bei 49 Patienten (61,3%) waren alle nachgewiesenen Erreger sensibel (siehe Abbildung 1 [Abb. 1]).

Abbildung 1

Diskussion und Schlussfolgerung: Cefuroxim, ein Breitband-Antibiotikum der 2. Generation der Cephalosporine, hat eine gute Wirksamkeit gegen Staphylokokkus aureus und somit den häufigsten Erreger der Spondylodiszitis, und ist liquorgängig, woraus die intraspinale Wirksamkeit resultiert. Fosfomycin aus der Gruppe der Epoxid-Antibiotika zeigt im gramnegativen Bereich und bei intraossärem Fokus eine gute Wirksamkeit.

Die Untersuchung der vorliegenden Daten unterstreicht die Schwierigkeit der Auswahl einer geeigneten kalkulierten Antibiose.

In der Literatur erfolgt deutschlandweit die kalkulierte antibiotische Therapie zu fast 30% mit einem Aminopenicillin + Betalaktamaseinhibitor als Monotherapie. Am zweithäufigsten kommen Cephalosporine als Monotherapie zum Einsatz. Die häufigsten Kombinationstherapien erfolgen mit einem Cephalosporin kombiniert mit Clindamycin oder mit Flucloxacillin.

Unsere Daten zeigen eine hinreichend gute Wirksamkeit der kalkulierten Gabe von Cefuroxim und Fosfomycin bei Spondylodiszitiden.