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Deutscher Rheumatologiekongress 2025

53. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie und Klinische Immunologie (DGRh)
39. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh)
17.-20.09.2025
Wiesbaden


Meeting Abstract

Langfristige Therapieergebnisse bei ANCA-assoziierter Vaskulitis: Einfluss individualisierter Behandlungskonzepte und Multisystemmanifestationen

Maria Voulgari 1
Klaus Thürmel 2
1Klinikum rechts der Isar der TU München, München
2Augustinum Klinik München, München

Text

Einleitung: Viele Studien über ANCA-assoziierte Vaskulitiden (AAV) konzentrieren sich vorwiegend auf die renale Beteiligung, doch eine umfassendere Betrachtung des Multisystembefalls ist essenziell für eine optimale Therapieplanung. Ziel dieser Studie war es, den langfristigen Krankheitsverlauf zu dahingehend zu analysieren, wie sich unterschiedliche Therapieansätze auf Patient:innen auswirkten, die in klinischen Studien oft ausgeschlossen werden.

Methoden: Es wurde eine retrospektive, monozentrische Studie mit 59 Patient:innen durchgeführt, die an AAV mit Multisystembeteiligung litten, und Krankheitsaktivität (BVAS), Behandlungsstrategien und Therapieergebnissen untersucht. Besonderes Augenmerk lag auf der Frage, ob bestimmte Therapieansätze langfristig zu stabileren Krankheitsverläufen führten.

Ergebnisse: Der Beobachtungszeitraum betrug bis zu 11 Jahre. Die Induktionstherapie umfasste Cyclophosphamid (oral oder intravenös), Rituximab (verabreicht entweder als Einzeldosis, 375 mg/m² wöchentlich für 4 Wochen, 1 g alle zwei Wochen für 4 Wochen oder in unregelmäßigen Intervallen) und in Kombination, als auch DMARDs (Azathioprin, Methotrexat, Mycophenolat-Mofetil, Hydroxychloroquin, Cyclosporin A) und Omalizumab bei lokalisierten Erkrankungen. Die Erhaltungstherapie bestand aus Rituximab, Methotrexat, Azathioprin, Mycophenolat-Mofetil, Leflunomid, Omalizumab, Cyclosporin A und Kortikosteroiden, wobei Rituximab in unterschiedlichen Intervallen angewendet wurde. Von den durchgeführten 134 (Re)Induktions- und 109 Remissionserhaltungstherapien wiesen einige das gleiche Schema wie in bisherigen Studien auf, allerdings hätten die wenigsten die Einschlusskriterien erfüllt (RAVE [1]: 0%, RITUXIVAS [2]: 1,4%; MAINRITSAN 1 [3]: 0%, MAINRITSAN-2 [4]: 5,5%, oder RITAZAREM [5]: 0%). 93% der Patienten waren am Ende der Beobachtungszeit in Remission, 54% hatten mindestens ein Rezidiv. Die Remissionsrate war unabhängig vom Ausmaß der Multisystemmanifestation. Trotz hoher Ausgangsaktivität und ausgeprägtem Multisystembefall kam es unter individualisierter Therapie über den Beobachtungszeitraum nur zu einem mäßigen Anstieg des VDI (siehe Abbildung 1 [Fig. 1]). Rückfälle beeinflussten den Schweregrad oder das Muster der Organbeteiligung nicht wesentlich. Insgesamt wurden 118 unerwünschte Ereignisse dokumentiert, davon 83% Infektionen, wovon 34% eine Hospitalisierung erforderten. Unter den 42 Induktionstherapien mit Cyclophosphamid und 45 mit Rituximab traten 40 bzw. 39 Infektionen auf.

Abbildung 1: Veränderung von BVAS (Birmingham Vasculitis Activity Score), DEI (Disease Extent Index), und VDI (Vasculitis Damage Index) Scores zwischen Beginn und Ende des Beobachtungszeitraumes. In jeder Box gibt die zentrale Markierung (rot) den Mittelwert an, die Boxgrenzen zeigen das erste und letzte Quartil, und die Whisker erstrecken sich bis zu den extremsten Werten, die nicht als Ausreißer gelten.

Schlussfolgerung: Ein individualisiertes Behandlungskonzept bei AAV ermöglicht langfristig hohe Remissionsraten und ist auch für Patient:innen mit komplexer Multisystembeteiligung geeignet. Die hohe Infektionsrate stellt eine relevante Herausforderung dar, während die Gesamtverträglichkeit der Therapien als gut einzustufen ist. Die Studie liefert wertvolle Erkenntnisse für die Optimierung langfristiger Therapieansätze, insbesondere für Patient:innen, die in klinischen Studien oft nicht berücksichtigt werden.


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