Deutscher Rheumatologiekongress 2025
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Sakroiliitis als seltene Manifestation einer Gichtarthropathie
Text
Vorgeschichte: Eine 62-jährige Patientin erlitt einen schweren Myokardinfarkt, der mittels Stenteinlage behandelt wurde. Kurz darauf entwickelte sie eine Aortendissektion sowie einen Niereninfarkt, der zu einer Niereninsuffizienz führte. Eine intensivmedizinische Behandlung erfolgte über 14 Tage. Kurz nach dem Intensivaufenthalt traten plötzlich stärkste, immobilisierende Rückenschmerzen auf. Zuvor waren nie Rückenschmerzen oder Gelenkschwellungen aufgetreten. Eine MRT der LWS zeigte eine ausgeprägte Sakroiliitis links mit deutlicher Umgebungsreaktion. Es wurde eine Therapie mit initial 40 mg Prednisolon eingeleitet. Da auch nach 1,5 Jahren weiterhin Beschwerden bestanden und wiederholte Prednisolonstöße notwendig waren, wurde die Patientin zur weiteren Diagnostik in unsere rheumatologische Hochschulambulanz überwiesen.
Leitsymptom bei Krankheitsmanifestation: Bei Vorstellung bestanden weiterhin starke tiefsitzende Rückenschmerzen vor allem bei Bewegung aber auch nächtlich. Die Patientin nahm täglich 9 mg Prednisolon ein und hatte seit Beginn der Steroidtherapie ca. 20 kg an Gewicht zugenommen.
Diagnostik: Laborchemisch deutlich eingeschränkte Nierenfunktion mit einer GFR von 34 ml/min, ANA, ANCA, RF, CCP, HLA B27 neg., Harnsäure 9 mg/dl. Anamnestisch keine Psoriasis bei ihr oder in der Familie. Aufgrund der nicht-typischen Präsentation für eine Spondyloarthritis wurde zunächst eine Verlaufsbildgebung empfohlen, auch hierbei weiterhin floride Sakroiliitis mit partieller Ankylose links. In einer CT des Beckens wurden ergänzend Osteolysen ausgeschlossen.
Therapie: Zunächst wurde die Steroidtherapie reduziert, NSAR und Coxibe waren kontraindiziert. Aufgrund der untypischen Präsentation entschieden wir uns gegen eine Biologikatherapie, die Patientin bekam Physiotherapie und eine schmerzmedizinische Anbindung, es wurde eine Opiattherapie eingeleitet.
Weiterer Verlauf: Kurz nach Aufnahme in eine schmerzmedizinische Klinik trat ein Gichtanfall im Hüftgelenk auf, begleitet von einem CRP-Wert von 200 mg/l und deutlich erhöhten Harnsäurewerten von 13 mg/dl. Unter Therapie des Gichtanfalls konnten im Verlauf die Opioide vollständig ausgeschlichen werden. Seit Beginn der Harnsäuresenkung traten keine neuen Schübe auf, bei Wiedervorstellung in der rheumatologischen Ambulanz war die Patientin steroidfrei und ohne Rollator mobil, sodass rückblickend die Sakroiliitis als seltene Manifestation einer Gicht zu werten ist.
Offenlegungserklärung: TT, LG, GA und TW haben keine auf den Inhalt des Abstracts bezogenen COI.