Logo

Deutscher Rheumatologiekongress 2025

53. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie und Klinische Immunologie (DGRh)
39. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh)
17.-20.09.2025
Wiesbaden


Meeting Abstract

Mit Geduld und Spucke fängt man eine Mucke oder ...

Melanie Huber 1
Ingo H. Tarner 1
Kirsten Bress 2
Klaus Hunfeld 3
Ulf Müller-Ladner 1
1Justus-Liebig-Universität Gießen, Campus Kerckhoff-Klinik, Abt. für Rheumatologie, Klinische Immunologie, Osteologie und Physikalische Medizin, Bad Nauheim
2Justus-Liebig-Universität Gießen, Campus Kerckhoff-Klinik, Abt. für Labormedizin und Krankenhaushygiene, ärztliche Leitung des Antibiotic Stewardship, Bad Nauheim
3Krankenhaus Nordwest, Zentralinstitut für Labormedizin, Mikrobiologie und Krankenhaushygiene, Frankfurt am Main

Text

Diagnostik: Trotz starker CRP-Erhöhung (wiederholt bis 30 mg/dl) mit im Verlauf acute-on-chronic Nierenversagen und passagerer Panzytopenie (a.e. Methotrexat-Toxizität bei Niereninsuffizienz) ergibt sich mikrobiologisch und in einer ausführlichen Organdiagnostik kein Hinweis auf eine infektiöse Genese, so dass eine rheumatologische Vorstellung erfolgt. Eine empirische Antibiose und auch ein Prednisolonstoß hatten auswärts nur zu einem partiellen, kurzzeitigen CRP-Ansprechen geführt.

Neben deutlichem Gewichtsverlust innerhalb weniger Wochen (-12 kg) sind lumbale Rückenschmerzen mit Ausstrahlung in die Beine führend, die auf Lodotra 10 mg/d und Etoricoxib 90 mg/d nur gering ansprechen. Kurzzeitige Fieberepisoden treten nur sporadisch auf. Bei persistierender CRP-Erhöhung (6 – 10 mg/dl) ergeben diverse Untersuchungen (u.a. TEE, PET-CT) keinen Hinweis auf eine Abszedierung, Spondylodiszitis, Osteomyelitis, maligne Raumforderung oder aktive Spondylarthritis.

Eine rasch größenprogrediente Raumforderung im Bereich der Aortenbifurkationsprothese wird differenzialdiagnostisch als mögliche abgelaufene und reaktivierte Takayasu-Arteriitis (Manifestation des Bauchaortenaneurysmas im 44. LJ) bzw. neu aufgetretene Riesenzellarteriitis diskutiert. Duplexsonographisch ergeben sich keine Zeichen einer abgelaufenen Takayasu-Arteriitis.

Nach mehrfacher Entnahme von Blutkulturen verbleiben 6 Paare ohne Keimwachstum, während zwei zu verschiedenen Zeitpunkten entnommene Kulturen Listeria monocytogenes nachweisen, ohne dass in den letzten drei Monaten gastrointestinale Beschwerden aufgetreten sind. Eine cerebrale Manifestation oder Serositis bei Listerien-Bakteriämie liegt bildmorphologisch nicht vor. Die Infektion ist anamnestisch auf geräucherten Fisch zurückzuführen.

Therapie: Eine intravenöse Antibiose mit Ampicillin (3 x 5 g/d) und Gentamicin (nach Spiegel), die einen CRP-Rückgang bewirkt, wird im Verlauf wegen vollständiger Inappetenz/Dysgeusie, Gewichtsverlust und progredienter Niereninsuffizienz auf Linezolid (2 x 600 mg/d) für insgesamt 6 Wochen umgestellt.

Weiterer Verlauf: Bei Patienten unter Biologikatherapie (v.a. TNF-Hemmung) können Listerien-Bakteriämien auch ohne gastrointestinale Symptomatik auftreten. Eine Hemmung der T-Zellen bzw. Makrophagen sollte vermieden werden. Die Eradikationstherapie einer Bakteriämie dieser intrazellulären Erreger erstreckt sich bei immunsupprimierten Patienten über mindestens 6 Wochen mit anschließendem Kontroll-Sampling und Rezidivprophylaxe im Verlauf (intravenöses Ampicillin über 2 Wochen nach 3 – 4 Wochen antibiotikafreiem Intervall).


References

[1] Lachmann R, Halbedel S, Lüth S, Holzer A, Adler M, Pietzka A, Al Dahouk S, Stark K, Flieger A, Kleta S, Wilking H. Invasive listeriosis outbreaks and salmon products: a genomic, epidemiological study. Emerg Microbes Infect. 2022 Dec;11(1):1308-15. DOI: 10.1080/22221751.2022.2063075
[2] Koopmans MM, Brouwer MC, Vázquez-Boland JA, van de Beek D. Human Listeriosis. Clin Microbiol Rev. 2023 Mar 23;36(1):e0006019. DOI: 10.1128/cmr.00060-19