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Deutscher Rheumatologiekongress 2025

53. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie und Klinische Immunologie (DGRh)
39. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh)
17.-20.09.2025
Wiesbaden


Meeting Abstract

Einfluss von Umweltbelastungen aus der Luft auf Häufigkeit und Krankheitsaktivität der Rheumatoiden Arthritis in Deutschland – eine Querschnittsuntersuchung der NAKO Gesundheitsstudie

Oliver Sander 1
Tim Filla 1
Gamal Chehab 1
Jutta Richter 1
Anja Strangfeld 2
Carsten Schmidt 3
Tamara Schikowski 4
Andreas Krause 5
Christof Specker 6
Jörg Distler 1
1Klinik für Rheumatologie und Hiller Forschungszentrum, Universitätsklinikum Düsseldorf, Heinrich Heine Universität, Düsseldorf
2Epidemiologie und Versorgungsforschung, Deutsches Rheuma-Forschungszentrum (DRFZ), Berlin
3Institute for Community Medicine, Universität Greifswald, Greifswald
4Institut für Umweltforschung IUF, Düsseldorf
5Klinik für Innere Medizin, Abteilung Rheumatologie, Immanuel Krankenhaus, Berlin
6Klinik für Rheumatologie & Klinische Immunologie, KEM, Evang. Krankenhaus Essen-Werden, Essen

Text

Einleitung: Ziel der Untersuchung ist die Beschreibung der Assoziationen von Einkommen, Rauchstatus und Versorgung mit der Häufigkeit und Krankheitsaktivität der Rheumatoiden Arthritis (RA) in Deutschland.

Methoden: In der NAKO Gesundheitsstudie, Deutschlands größter Bevölkerungsstichprobe, wurden standardisiert Anamnese- und Untersuchungsbefunde von insgesamt 204.968 zufällig ausgewählten Personen im Alter von 20 bis 69 Jahren aus 18 Studienzentren im Zeitraum 03/2014–11/2019 erfasst, bei 23.456 Personen erfolgte zusätzlich eine klinische Handuntersuchung von 20 Gelenken zu Schmerz und Schwellung durch trainierte Untersucher (Level3-Subkohorte) [1], die eine Berechnung des DAS28 als Krankheitsaktivitätsmaß ermöglichte. Bildung (gemäß ISCED-97 Level niedrig, mittel und hoch), aktuelles Einkommen (<60%, 60–80%, 80–100%, 100–150% und >150% des Durchschnitts), Rauchverhalten und rheumatologische Versorgung (<0,7; 0,7–1,3 und >1,3 Rheumatologen/100.000 Einwohner) wurden erfasst. Die Analysen wurden adjustiert zu Alter, Geschlecht, Rauchstatus, BMI, Einkommen und Bildung.

Ergebnisse: Bei 4.033 Personen der Gesamtkohorte (1,97%) und 426 Personen (1,82%) der Level3-Kohorte war eine RA bekannt (Minimum Zentrum: 1.35%; Maximum Zentrum: 3.4%). Die Krankheitsaktivität in der Kohorte war gering (Mittelwert DAS28 1.37, Standardabweichung 1.03). Das Auftreten einer RA war positiv assoziiert mit dem Alter (10 Jahres OR=1.65 [95%KI:1.59–1.71]) sowie weiblichem Geschlecht (OR=2.67 [2.46–2.90]). Personen mit RA waren im Durchschnitt 57 Jahre alt (vs. 50 Jahre ohne RA), 71% weiblich (50%). 39% (vs. 44%) gaben an nie, 36% (vs. 32%) früher geraucht zu haben und 18% (vs. 20%) sind aktuell rauchend.

4% der Personen (nicht RA 2%) gaben an, ein niedriges, 44% (vs. 38%) ein mittleres und 41% (vs. 50%) ein hohes Bildungsniveau zu haben. 19% der Personen mit RA (vs 14%) galten als armutsgefährdet, weitere 31% (vs 26%) hatten ein unterdurchschnittliches, 42% (vs 53%) ein überdurchschnittliches Einkommen. Der BMI (27,9) war bei den PB mit RA etwas höher als bei den PB ohne RA (26,7), während die berichtete Zeit körperlicher Aktivität bei den PB mit RA höher war (27,8 vs. 24,0 Stunden/Woche). Es gab eine positive Assoziation zwischen Häufigkeit der RA und Alter (10 Jahres OR=1.65 [95%KI:1.59–1.71]), weiblichem Geschlecht (OR=2.67 [2.46–2.90]) mittlerem (OR 1,09 [1,01–1,19]) und niedrigem (OR 1,22 [0,99–1,5]) Bildungsniveau (im Vergleich zum hohen).

Ehemalige (OR=1.20 [1.10–1.30]) und aktive RaucherInnen (OR=1.18 [1.06–1.31]) zeigten ein höheres Risiko für RA. Des Weiteren stieg die Häufigkeit der RA mit niedrigerem Einkommen. Die Rheumatologendichte am Wohnort hatte keinen Einfluss auf die Häufigkeit.

In Bezug auf die Krankheitsaktivität (DAS28) konnte keine klinisch relevante Assoziation mit dem Einkommen festgestellt werden. Es wurde jedoch eine positive Assoziation zur Krankheitsaktivität bei aktiven RaucherInnen (Mittelwertsdifferenz 0.35 [0.08–0.63] festgestellt.

Schlussfolgerung: Personen mit höherem Einkommen zeigten eine deutlich verringerte Häufigkeit der RA. Armutsgefährdete Personen hatten hingegen häufiger eine RA. Es gab jedoch keine klinisch relevante Assoziation zwischen Einkommen und der Krankheitsaktivität am Untersuchungstag. Es konnte eine positive Assoziation zwischen aktivem Rauchen und Häufigkeit sowie Krankheitsaktivität der RA festgestellt werden. Früheres Rauchen war lediglich mit der Häufigkeit nicht aber der Krankheitsaktivität assoziiert. Die Bevölkerungsstichprobe weist auf eine Assoziation sozioökonomischer Risiken und der RA hin. Die hier im Querschnitt aufgezeigten Ergebnisse, werden auch prospektiv in der NAKO Kohorte untersucht, um stärkere Aussagen in Hinblick auf eine Kausalität machen zu können. Insbesondere im Hinblick auf die aufgetretenen unterschiedlichen Häufigkeiten in den Untersuchungszentren.

Tabelle 1 [Tab. 1]

Tabelle 1: Effektstärken der Umwelteinflüsse auf die Häufigkeit der RA ausgewertet in der Level 1 Kohorte (n=204.729) und den DAS28 ausgewertet in der Level 3 RA Kohorte (n = 426). Alle Effektstärken beziehen sich auf skalierte Variablen (Mittelwert 0, Varianz 1).


References

[1] Peters A; German National Cohort (NAKO) Consortium; Peters A, Greiser KH, Göttlicher S, Ahrens W, Albrecht M, Bamberg F, Bärnighausen T, Becher H, Berger K, Beule A, Boeing H, Bohn B, Bohnert K, Braun B, Brenner H, Bülow R, Castell S, Damms-Machado A, Dörr M, Ebert N, Ecker M, Emmel C, Fischer B, Franzke CW, Gastell S, Giani G, Günther M, Günther K, Günther KP, Haerting J, Haug U, Heid IM, Heier M, Heinemeyer D, Hendel T, Herbolsheimer F, Hirsch J, Hoffmann W, Holleczek B, Hölling H, Hörlein A, Jöckel KH, Kaaks R, Karch A, Karrasch S, Kartschmit N, Kauczor HU, Keil T, Kemmling Y, Klee B, Klüppelholz B, Kluttig A, Kofink L, Köttgen A, Kraft D, Krause G, Kretz L, Krist L, Kühnisch J, Kuß O, Legath N, Lehnich AT, Leitzmann M, Lieb W, Linseisen J, Loeffler M, Macdonald A, Maier-Hein KH, Mangold N, Meinke-Franze C, Meisinger C, Melzer J, Mergarten B, Michels KB, Mikolajczyk R, Moebus S, Mueller U, Nauck M, Niendorf T, Nikolaou K, Obi N, Ostrzinski S, Panreck L, Pigeot I, Pischon T, Pschibul-Thamm I, Rathmann W, Reineke A, Roloff S, Rujescu D, Rupf S, Sander O, Schikowski T, Schipf S, Schirmacher P, Schlett CL, Schmidt B, Schmidt G, Schmidt M, Schöne G, Schulz H, Schulze MB, Schweig A, Sedlmeier AM, Selder S, Six-Merker J, Sowade R, Stang A, Stegle O, Steindorf K, Stübs G, Swart E, Teismann H, Thiele I, Thierry S, Ueffing M, Völzke H, Waniek S, Weber A, Werner N, Wichmann HE, Willich SN, Wirkner K, Wolf K, Wolff R, Zeeb H, Zinkhan M, Zschocke J. Framework and baseline examination of the German National Cohort (NAKO). Eur J Epidemiol. 2022 Oct;37(10):1107-24. DOI: 10.1007/s10654-022-00890-5