Deutscher Rheumatologiekongress 2025
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Basal erhöhte Interferon-Gensignatur als potentieller Biomarker für das Ansprechen auf eine Anti-Interferon-Therapie bei refraktärer Dermatomyositis
2St. Josef-Stift Sendenhorst, Klinik für Kinder- und Jugendrheumatologie, Sendenhorst
3Universitätsklinikum Münster, Klinik für Pädiatrische Rheumatologie und Immunologie, Münster
Text
Einleitung: Die Dermatomyositis (DM) ist eine seltene Kollagenose mit potenziell relevanter Organbeteiligung. Für juvenile Formen (jDM) gibt es keine zugelassenen Therapien. Kürzlich wurden bei Erwachsenen Patient:innen intravenöse Immunglobuline (IVIG) zur Behandlung zugelassen. Auf Grund des unvollständigen Ansprechens auf gängige Therapien besteht jedoch ein hoher Bedarf an der Entwicklung neuer Therapieoptionen. Die optimale Patientenauswahl ist jedoch entscheidend für den Nutzen solcher Therapien. Bei der DM ist bekannt, dass eine erhöhte Interferon (IFN)-Gensignatur vorliegt [1]. Ob dies mit einem Ansprechen auf Anti-Inteferon-Therapien einhergeht, ist bis dato nicht gezeigt.
In der vorgestellten Fallserie beschreiben wir die Messung globaler und einzelner Interferon-Signaturen bei einer Patientin und einem Patienten mit jDM und dem Ansprechen auf Anifrolumab bei trotz Standardtherapien refraktärer Erkrankung.
Methoden: Wir beschreiben die klinischen und laborchemischen Daten von zwei Patienten. Zudem stellen wir die Befunde, wenn vorhanden, bildgebender Diagnostik dar. Die Typ 1-INF-stimulierte Genexpression in perioherem Blut (Typ 1 IFN Score) wurde in Vollblut untersucht, wie vorbeschrieben [2]. Der Typ 1-IFN-Score wurde berechnet, nachdem RNA aus Vollblutproben extrahiert und mittels reverser Transkription in cDNA umgeschrieben wurde. Die Expression von sechs IFN-stimulierter Gene (ISGs) ISG15, RSAD2, IFIT1, IFI44L, IFI27 und SIGLEC1 wurde anschließend mittels Real-time PCR gemessen unter Verwendung von GAPDH und RPL als housekeeping Gen sowie gegen eine RNA-Kontrolle gesunder Personen. Der finale Score wurde aus der Berechnung der medianen Expressionslevel der sechs ISG ermittelt.
Ergebnisse: Patient 1, ein 18-jähriger Mann, litt seit vielen Jahren an einer DM, vorwiegend manifest mit Hautbeteiligung, Myositis und kutanen Ulzera. Vortherapien umfassten u.a. Prednisolon, MTX, AZA, MMF, HCQ, Baricitinib, Tofacitinib sowie IVIG. Der gemessene Interferon-Score war basal erhöht. Auf Grund persistierender Hautbefunde und Myositis im Ganzkörper-MRT beantragten wir eine off-label Therapie mit Anifrolumab. Bereits nach drei Infusionen zeigte sich ein sehr gutes Ansprechen auf die Hautbefunde und die Myositis.
Patientin 2, eine 23-jähirge Frau, die seit einigen Jahren an einer DM mit Myositis und Hautveränderungen leidet, hatte ebenfalls bereits mehrere Standardtherapien mit Prednisolon, gängigen DMARDs und IVIG erhalten. Auch bei dieser Patientin war der baslae Interferon-Score erhöht. Eine Therapie mit Anifrolumab wurde beantragt und bis dato dreimal mit gutem Ansprechen und guter Verträglichkeit beantragt.
Schlussfolgerung: Eine basal erhöhte Interferon-Gensignatur identifiziert möglicherweise Patientinnen und Patienten mit Dermatomyositis, die gut auf eine Anti-Interferon-Therapie mit Anifrolumab ansprechen. Ob diese quantitativ im Verlauf abnimmt und mit dem Ansprechen korreliert, ist bis dato nicht gezeigt.
References
[1] Pinal-Fernandez I, Casal-Dominguez M, Derfoul A, Pak K, Plotz P, Miller FW, Milisenda JC, Grau-Junyent JM, Selva-O'Callaghan A, Paik J, Albayda J, Christopher-Stine L, Lloyd TE, Corse AM, Mammen AL. Identification of distinctive interferon gene signatures in different types of myositis. Neurology. 2019 Sep 17;93(12):e1193-e1204. DOI: 10.1212/WNL.0000000000008128[2] Weiden C, Saers M, Schwarz T, Hinze T, Wittkowski H, Kessel C, Masjosthusmann K, Mohr M, Evers G, Oesingmann-Weirich S, Foell D, Hinze CH. Type 1 Interferon-Stimulated Gene Expression and Disease Activity in Pediatric Rheumatic Diseases: No Composite Scores Needed? ACR Open Rheumatol. 2023 Dec;5(12):652-62. DOI: 10.1002/acr2.11618