Deutscher Rheumatologiekongress 2025
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Optische Kohärenztomographie-Angiographie (OCTA) zur Detektion einer mikrovaskulären Beteiligung bei Riesenzellarteriitis: Zusammenhang mit makrovaskulären Bildgebungsbefunden und klinischer Manifestation
2Universitätsklinikum Bonn, Augenklinik, Bonn
Text
Einleitung: Die vaskuläre Inflammation bei Riesenzellarteriitis (RZA) kann bei bis zu 70% der PatientInnen zu ischämiebedingten ophthalmologischen Komplikationen führen. Während sich der vaskuläre Ultraschall zur Detektion makrovaskulärer Veränderungen bewährt hat, ermöglicht die optische Kohärenztomographie-Angiographie (OCTA) eine Visualisierung der retinalen und choroidalen Mikrozirkulation. Diese Studie untersucht mittels OCTA PatientInnen mit neu diagnostizierter RZA im Kontext einer umfassenden klinischen, laborchemischen und bildgebenden Diagnostik.
Methoden: PatientInnen mit neu diagnostizierter RZA sowie eine gesunde Kontrollgruppe wurden prospektiv rekrutiert. Es wurde eine umfassende vaskuläre Ultraschalluntersuchung der A. temporalis superficialis und ihrer Äste sowie der A. axillaris durchgeführt, einschließlich Bestimmung der Intima-Media-Dicke (IMT) und des OMERACT GCA Ultrasonography Score (OGUS). Zusätzlich erfolgte eine aortale Magnetresonanztomographie. Die OCTA-Untersuchung erfolgte an einem Auge pro TeilnehmerIn, wobei Augen mit vollständigem Visusverlust ausgeschlossen wurden. ProbandInnen wurden mittels zweier 6×6 mm Cube-Scans untersucht (je 512 B-Scans, inter-scan-Abstand 11,7 µm, Wellenlänge 1.060 nm). Die quantitative OCTA-Analyse umfasste die Gefäßdichte („vessel density“) und die skeletonisierte Gefäßdichte („skeleton density“) im superioren und tiefen Plexus sowie in der Choriokapillaris. Die Messungen wurden an zwei konzentrischen Ringen mit Durchmessern von 0,5 mm (innerer Ring) und 1,0 mm (äußerer Ring), jeweils zentriert auf den Sehnervenkopf, vorgenommen.
Ergebnisse: Insgesamt wurden 60 Augen von 60 PatientInnen mit RZA (Alter 77,4±10 Jahre) und 69 Augen von 69 gesunden Kontrollen (Alter 73,7±7,1 Jahre) eingeschlossen. Bei 17 PatientInnen lag eine anteriore ischämische Optikusneuropathie (AION) am Partnerauge vor. Die skeletonisierte Gefäßdichte im äußeren Ring des superfiziellen Gefäßplexus war in der punktbiserialen Korrelationsanalyse signifikant mit dem Erkrankungsstatus assoziiert (r=0,28; p=0,001). Auch in der multivariablen logistischen Regressionsanalyse war eine reduzierte skeletonisierte Gefäßdichte im superfiziellen Plexus signifikant mit einer RZA-Diagnose assoziiert (β=-0,00022; p=0,015). Die altersadjustierte Abweichung der superfiziellen skeletonisierte Gefäßdichte in RZA PatientInnen korrelierte positiv mit dem OGUS (β=0,28, p=0,03) sowie negativ mit einer aortalen Manifestation (β=-0,32, p=0,02). Keine Zusammenhänge bestanden mit CRP-Wert, sowie klinischem Subtyp oder Symptomen.
Schlussfolgerung: Unsere Studie zeigt mittels OCTA eine reduzierte skeletonisierte Gefäßdichte als potenziellen Biomarker einer subklinischen mikrovaskulären Beteiligung bei neu diagnostizierter RZA. Die Assoziation dieser OCTA Veränderungen mit der im OGUS erfassten makrovaskulären Beteiligung deutet darauf hin, dass der OGUS prädiktiven Wert hinsichtlich der mikrovaskulären Manifestation besitzen könnte. Die negative Korrelation der aortalen Beteiligung mit mikrovaskulären Veränderungen weist auf einen möglichen protektiven Effekt der aortalen Manifestation gegenüber einer ophthalmologischen Beteiligung hin.
Offenlegungserklärung: Die Autoren haben keine Interessenkonflikte offenzulegen.
Abbildung 1 [Fig. 1]
Abbildung 1: Auswertung der optischen Kohärenztomographie-Angiographie eines Patienten mit Riesenzellarteriitis