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8. Wissenschaftlicher Kongress „Familienmedizin in der hausärztlichen Versorgung der Zukunft“

Institut für Allgemeinmedizin (ifam), Universitätsklinikum Düsseldorf
15.11.2025
Düsseldorf


Meeting Abstract

Drum Circle: Verbindung schaffen – innen wie außen

Ricarda Raabe 1
1Lust auf Trommeln, Berlin

Text

Gesundheit ist nie nur die Sache des Einzelnen, sondern betrifft immer auch das Familiensystem. Gerade in der Familienmedizin geht es nicht allein um die Behandlung einer Erkrankung, sondern auch um die Förderung von Ressourcen, Resilienz und Lebensqualität im ganzen familiären Umfeld. Zunehmend ist zu beobachten: die Lebenswelten innerhalb von Familien, insbesondere zwischen den Generationen, fallen immer weiter auseinander; der Alltag insbesondere von Kindern und alten Menschen ist zunehmend bewegungsarm. Noch seltener sind interaktive Aktionen zwischen Kindern, Eltern und Großeltern. Das Konzept des „Drum Circle“ – gemeinsames Trommeln, Rhythmus und Bewegung – greift diese Anforderungen auf. Es versteht sich als Ergänzung zu Bewegungstherapie und psychosozialer Begleitung. Trommeln lädt ein, aktiv zu werden, ohne Leistungsdruck und ohne Vorerfahrung. Es verbindet körperliche, kognitive und emotionale Dimensionen und ermöglicht zugleich eine soziale Erfahrung, die alle Generationen einer Familie einschließt.

Neben der körperlichen Ebene (Hand-Fuß-Koordination, Gleichgewicht und Beweglichkeit) und der kognitiven Ebene (Aufmerksamkeit, Rhythmusgefühl und Gedächtnis) entfaltet Trommeln psychische und soziale Wirkungen. Es schafft Erfolgserlebnisse, reduziert Stress und wirkt stimmungsaufhellend. Die gemeinsame Aktivität stärkt soziale Bindungen: Kinder erleben Gemeinschaft, Eltern und Großeltern teilen Freude an einer gemeinsamen Aufgabe. Für Familien mit besonderen Herausforderungen, etwa bei Kindern mit Entwicklungsauffälligkeiten oder Verhaltensproblemen, eröffnet Trommeln einen Zugang, der ohne Worte Verständigung ermöglicht. Auch für Menschen mit Demenz kann die rhythmische Struktur eine Brücke sein, die Erinnerungen und Emotionen aktiviert, selbst wenn Sprache zunehmend verloren geht. Trommeln eignet sich als verbindendes Element über Generationen hinweg: Kinder, Jugendliche, Eltern und Großeltern können gleichermaßen teilnehmen, unabhängig von körperlicher oder sprachlicher Voraussetzung. In einer Zeit, in der Familien häufig durch Stress, Zeitdruck oder Krankheit belastet sind, kann ein Drum Circle zu einem Ort der Stärkung und Heilung des Familiensystems werden.

Webseiten zum Thema


References

[1] Raabe R. Drum Circle: Rhythmus pur - wir verbinden Menschen. In: Koch K, Reuschenbach B, Herausgeber. Musik in der Altenhilfe - Gestaltung musikalischer Angebote für ältere Menschen. Stuttgart: Kohlhammer; 2024. S. 164-73..
[2] Raabe R. Drum Circle: Rhythmus pur - wir verbinden Menschen. In: Wickel HH, Hartogh T, Herausgeber. Musikgeragogik in der Praxis - Alteneinrichtungen und Pflegeheime. Münster/New York: Waxmann; 2020. S. 95-102.