8. Wissenschaftlicher Kongress „Familienmedizin in der hausärztlichen Versorgung der Zukunft“
8. Wissenschaftlicher Kongress „Familienmedizin in der hausärztlichen Versorgung der Zukunft“
HÄPPI – auch ein Modell für die ambulante Familienmedizin?
Text
Hintergrund: Der Versorgungsdruck in der hausärztlichen Versorgung steigt stetig und bekannte Fehl-, Über- und Unterversorgungsphänomene im deutschen Gesundheitssystem nehmen zu. Unter Berücksichtigung multiprofessioneller Perspektiven wurde 2023 HÄPPI als neues Versorgungskonzept (Hausärztliches Primärversorgungszentrum – Patientenversorgung Interprofessionell) für die ambulante Versorgung in Deutschland entwickelt. Durch eine kontinuierliche, kooperative und versorgungssteuernde Primärversorgung im HÄPPI sollen der Zugang zur hausärztlichen Versorgung erhalten und die Aufgaben der Primärversorgung ausgebaut werden. HÄPPI baut auf bestehenden Strukturen und Verträgen auf und verfolgt fünf Ziele: Die Entwicklung einer interprofessionellen Gesundheitsversorgung durch Einbindung weiterer akademischer Gesundheitsprofessionen; die Stärkung der hausärztlichen Steuerungsfunktion in kooperativer Zusammenarbeit mit den Strukturen vor Ort; die konsequente Anwendung digitaler Unterstützungssysteme und Nutzung digitaler Möglichkeiten der Patientenversorgung und, die Förderung einer patientenzentrierten und gesundheitsfördernden Gesundheitsversorgung durch verstärkte Einbindung der Patientenperspektive und Förderung der Gesundheitskompetenz. In 10 heterogenen Praxen in Baden-Württemberg wurden 2024 im ersten Test von HÄPPI die Machbarkeit, Skalierbarkeit und Implementierungsfähigkeit des Konzepts bestätigt. Dabei zeigte sich durch eine Reorganisation der Organisationsabläufe und Behandlungspfade ein großes Potenzial für den Ausbau und Umbau der hausärztlichen Versorgung. Aktuell laufen 2025 Pilotierungen von HÄPPI in Bayern und Rheinland-Pfalz und seit 1.10.2025 erhalten Praxen in Baden-Württemberg, die entsprechende Kriterien erfüllen, Förderung als HÄPPI. Durch die Erweiterung des Teams der Behandler:innen ergeben sich u.a. hinsichtlich der Sicherstellung einer Versorgungskontinuität neue Herausforderungen. Das klassische Arzt-Patienten-Verhältnis verändert sich und auch die Art, Dokumentation und Entwicklung der erlebten Anamnese stellt sich neuen Herausforderungen. Dies hat insbesondere auch für die Umsetzung eines familienmedizinischen Behandlungsansatzes im HÄPPI eine große Bedeutung. Wie kann gelebte Familienmedizin in einem vergrößerten und interprofessionellen Behandlungsteam möglich gemacht und sichergestellt werden?
Ziel des Workshops: Im Workshop soll zunächst die Frage reflektiert werden, wie gelebte Familienmedizin im interprofessionellen Behandlungsteam möglich gemacht werden kann. Anschließend oder gleichzeitig soll dabei auch berücksichtigt werden, was dies für die hausärztliche Behandlungsperspektive und für die (neue) hausärztliche Rolle im Behandlungsprozess bedeutet. Abschließend wäre die dritte Frage welche Kompetenzen Hausärzt:innen benötigen, um unter diesen geänderten Rahmenbedingungen und Rollen die Umsetzung einer qualitativ hochwertigen, familienmedizinisch orientierten und patientenzentrierten Primärversorgung sicherzustellen.
References
[1] Schwill S, Meißner A, Mink J, Bublitz S, Altiner A, Buhlinger-Göpfarth N. HÄPPI - Konzeption eines Modells für die ambulante Versorgung in Deutschland. Z Allg Med. 2024;100:142-9. DOI: 10.1007/s44266-023-00161-w[2] Mink J, Altiner A, Schwill S. Interprofessional collaboration in primary care in Germany - collective irresponsibility, one-way-street or colourful bouquet of services? A qualitative study with stakeholders from various professions (in revision).
[3] Herrmann M, Wilm, S. Instrumente der systemischen Familienmedizin in der Hausarztpraxis. Z Allg Med. 2025;101:328-38. (2025). DOI: 10.1007/s44266-025-00399-6



