German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)
Notfalleingriffe bei schwerverletzten Patienten mit Beckenfrakturen – TR-DGU Daten aus den Jahren 2015–2022
2Institut für Forschung in der Operativen Medizin (IFOM), Köln, Deutschland
3Universitätsklinik RWTH, Klinik für Orthopädie, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Aachen, Deutschland
Text
Zielsetzung und Fragestellung: Schwerverletzte Patienten mit einer Beckenverletzung haben ein hohes Mortalitätsrisiko. Zur Blutungskontrolle stehen Verfahren wie die mechanische Beckenstabilisierung, das pelvic packing sowie angiographische Verfahren zur Verfügung. Ziel der Studie war es, epidemiologische Daten zur Anwendung der o.g. Verfahren zu erheben und die aktuelle Versorgungssituation zu beleuchten.
Material und Methoden: Die retrospektive Querschnittsstudie erfolgte anhand von Daten aus dem TR-DGU. Einschlusskriterien waren ein AISBecken ≥ 4 Punkte, eine Behandlung in einem Traumazentrum in Deutschland, ein Alter >16 Jahre, ein dokumentierter Notfalleingriff am Becken und eine Aufnahme in den Jahren 2015–2022. Die Auswertung erfolgte mittels SPSS v29.0.
Ergebnisse: 3.331 schwerverletzte Patienten mit einem AISBecken ≥ 4 und einem Notfalleingriff am Becken konnten in diese retrospektive Studie eingeschlossen werden. 95,3% erhielten einen Fixateur externe, 2,3% wurden einer Angiographie und 2,4% wurden einem pelvic packing unterzogen. Der mittlere ISS lag bei 34, 42 und 44 Punkten. Der Anteil von Patienten, der eine Massivtransfusion erhielt lag bei 8%, 31% bzw. 31%. Die Mortalität lag bei 11,5%, 26% bzw. 42%. Die Zeit von der Aufnahme bis zum Beginn der Angiographie betrug im Median 123 Minuten.
Diskussion und Schlussfolgerung: Die Mehrheit der Beckenverletzungen bei polytraumatisierten Patienten konnten durch eine mechanische Beckenstabilisierung in der Frühphase versorgt werden. Invasivere Verfahren zur Blutungskontrolle wie die Angiographie oder das pelvic packing wurden sehr selten beobachtet. Die Verletzungsschwere nach dem ISS, die Blutungssituation und die Mortalität korrelierten mit der Invasivität der Maßnahme.



