Logo

German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)

Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU)
28.-31.10.2025
Berlin


Meeting Abstract

Epidemiologische Trends von Rippenserienfrakturen und der chirurgischen Stabilisierung von Rippenfrakturen (SSRF) in Deutschland

Michael David Hülskamp 1
Martial Mboulla Nzomo 2
Laura Acar 2
Ursula Marschall 2
Michael Raschke 1
Steffen Roßlenbroich 1
1Universitätsklinikum Münster, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Münster, Deutschland
2BARMER Institut für Gesundheitssystemforschung, Abteilung für Medizin und Versorgungsforschung, Wuppertal, Deutschland

Text

Zielsetzung und Fragestellung: Rippenserienfrakturen treten nach hochenergetischem und niedrigenergetischem Trauma (geriatrische Patienten) auf. Demographische Wandel lässt eine deutliche Zunahme dieser Fallzahlen erwarten. Zunehmende Evidenz zeigt, dass Rippenosteosynthese (SSRF) in bestimmten Konstellationen vorteilhaft sein kann, sodass mit einer zunehmenden Anwendung dieser Technik in Deutschland zu rechnen ist.

Das Ziel dieser Untersuchung war die Erhebung epidemiologischer und gesundheitsökonomischer Trends hinsichtlich Rippenserienfrakturen und SSRF in Deutschland.

Material und Methoden: Die Fallidentifikation erfolgte anhand ICD-Codes für Rippenserienfrakturen (S22.4-, S22.5) im Wissenschafts-Data-Warehouse der BARMER Versicherung für den Zeitraum von 2007 bis 2022 (Ethikkommission Westfalen Lippe 2024-006-f-S). Die Identifikation von SSRF-Fällen erfolgte mittels entsprechender OPS-Codes (5-346.5, 5-346.c). Es erfolgte die Jahre weise Auswertung der Inzidenzrate pro Versicherungsjahr (VJ) bzw. pro Fraktur, sowie eine getrennte Aufarbeitung je nach Altersgruppe. Die graphische Darstellung der Daten und lineare Regression mittels der Methode der kleinsten Quadrate sowie Berechnung von 95% Profile-likelihood Konfidenzintervallen erfolgte mittels GraphPad Prism (Version 10.4.1).

Ergebnisse: Es konnten insgesamt Daten von 63.133 Fällen, davon 534 mit SSRF, eingeschlossen werden. Es zeigte sich eine zunehmende Inzidenzrate der Rippenserienfrakturen pro 100.000 VJ von 26,6 in 2007 auf 67,0 in 2022. Die „instabiler Thorax“ war selten und Rippenserienfrakturen von 3, sowie ≥4 Rippen zeigten steigende Inzidenzraten. Die Inzidenzrate der SSRF stieg im selben Zeitraum (3,5 auf 18,1/100.000VJ). Hierbei erfolgte am häufigsten die SSRF an zwischen 3 und 5 Rippen.

Es zeigte sich eine stetige Zunahme der Inzidenzrate von Rippenserienfrakturen mit zunehmendem Alter, vor allem ab ≥75 Jahren. Diese zeigte sich zwischen den Zeiträumen 2011–2014 und 2019–2022 nicht wesentlich verändert. In dem Zeitraum 2011–2014 erfolgte die SSRF vor allem in der Altersgruppe 45 bis 65, jedoch im Zeitraum von 2019–2022 zunehmend auch bei Patienten 15 bis 45 und auch ≥65 Jahren alters.

Die SSRF war im gesamten Untersuchungszeitraum selten, zeigte jedoch eine stetig steigende Inzidenzrate (0,35% in 2017 auf 1,81% in 2022). Die durchschnittlichen Fallkosten bei konservativer Therapie zeigten sich von 4.943 € in 2007 auf 9.175 € in 2022 stetig steigend (Steigung = 268,1 €/Jahr). Die durchschnittlichen SSRF-Fallkosten waren höher, im Zeitverlauf schwankend jedoch mit leicht abnehmender Tendenz (Steigung = -37,5 €/Jahr).

Diskussion und Schlussfolgerung: Die Daten zeigen insgesamt, dass weiterhin mit zunehmenden Inzidenzen von Rippenserienfrakturen und SSRF zu rechnen ist. Auch impliziert die Veränderungen der Altersstruktur der Patienten mit SSRF eine Ausweitung der SSRF-Indikationen. Die tendenziell sinkenden SSRF-Fallkosten sprechen für eine steigende Effizienz dieser Prozedur. Ein direkter Vergleicht der absoluten Kosten ist in dieser nicht-gematchten Kohorte jedoch nicht möglich.

Abbildung 1 [Abb. 1]

Abbildung 1