German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)
Effekt der chirurgischen Stabilisierung von Rippenfrakturen (SSRF) auf Mortalität, Krankenhausverweildauer und Beatmungsdauer: Eine Propensity-matched Studie auf Basis von Krankenkassendaten
2BARMER Institut für Gesundheitssystemforschung, Abteilung für Medizin und Versorgungsforschung, Wuppertal, Deutschland
Text
Zielsetzung und Fragestellung: Schwere Rippenverletzungen treten im Rahmen von hochenergetischem und niedrigenergetischem Trauma auf und zeigen eine zunehmende Tendenz. Ein Therapiekonzept ist hier die Rippenosteosynthese (surgical stabilisation of rib fractures, SSRF). Die Durchführung prospektiver Interventionsstudien ist in akut traumatisierten Patienten deutlich erschwert, sodass hier häufig retrospektive Daten Anwendung finden.
Das Ziel dieser Untersuchung war die Untersuchung des Effekts der SSRF auf Mortalität, Krankenhausverweildauer und Beatmungsdauer in einer retrospektiven Patientenkohorte basierend auf Routinedaten einer gesetzlichen Krankenversicherung.
Material und Methoden: Fallidentifikation und Matching (SSRF versus Konservativ (Kons)) erfolgte anhand von ICD-Codes für Rippenserienfrakturen (S22.4-, S22.5), Alter und ISS exakt sowie weiterhin mittels Propensity Score Matching (PSM) über Komorbiditäten und Begleitverletzungen im Wissenschafts-Data-Warehouse der BARMER Versicherung für den Zeitraum von 2007 bis 2022 (Ethikkommission Westfalen Lippe 2024-006-f-S). Patienten die nicht operiert wurden, aber innerhalb von 48 Stunden nach Aufnahme starben, wurden ausgeschlossen, um ein Bias durch nicht-operationsfähige Patienten zu minimieren. Injury Severity Score (ISS) und Abbreviated Injury Scale (AIS) wurden mit dem icdpicr Package bestimmt. Die graphische Darstellung der Daten erfolgte mittels GraphPad Prism (Version 10.4.1). Statistische Auswertung erfolgte mittels Mann-Whitney und Mantel-Cox log-rank Testen gegen ein p≤0,05 Signifikanzniveau.
Ergebnisse: Es konnten nach dem Matching insgesamt 532 Patienten mit SSRF und 532 Kontrollpatienten eingeschlossen werden. Tabelle 1 [Tab. 1] zeigt die demographischen, ISS und AIS-Daten vor und nach Matching. Nach dem Matching waren die Gruppen vergleichbar. Die Verteilung von Alter und AIS post-Matching sind in Abbildung 1a-b [Abb. 1] gezeigt.
Abbildung 1c [Abb. 1] zeigt die Krankenhausverweildauer, welche in der SSRF-Kohorte signifikant länger war (Median 13 versus 16) und in 1d die Beatmungsdauer, welche in der SSRF-Kohorte tendenziell jedoch nicht signifikant geringer war (Median 16 versus 2, p=0,0928). Abbildung 1e [Abb. 1] zeigt eine Kaplan-Meier-Kurve mit 95% Konfidenzintervallen für die Krankenhausmortalität bis maximal 2 Monate nach Aufnahme und Abbildung 1f [Abb. 1] für die 1-Jahresmortalität exklusive der Krankenhausmortalität. Die Krankenhausmortalität zeigte sich in der SSRF-Kohorte signifikant reduziert (p=0,0007).
Diskussion und Schlussfolgerung: Die Daten zeigen, einen Vorteil der SSRF hinsichtlich Krankenhausmortalität und Beatmungsdauer im Vergleich zum konservativen Vorgehen. SSRF war jedoch im Einklang mit der Datenlage in der Literatur mit einer längeren Krankenhausverweildauer assoziiert.
Insgesamt unterstützen die Daten die Hypothese, dass SSRF akute Komplikationen und Mortalität reduzieren kann. Eine langfristige Reduktion von Mortalität im post-stationären Rahmen konnte in diesem Datensatz nicht gezeigt werden.





