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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)

Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU)
28.-31.10.2025
Berlin


Meeting Abstract

Wie Stoßwellen im Pseudarthrosespalt wirken. Und wie sie dorthin kommen

Frank Bätje 1,2
1Privatpraxis Dr. Bätje, Hannover, Deutschland
2Institut für Rehabilitations- und Unfallmedizin (IRU), Berlin, Deutschland

Text

Zielsetzung und Fragestellung: Die Extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT) erfährt eine wachsende Bedeutung in der non-invasiven Pseudarthrosetherapie ¹. Bei der gezielten Behandlung großer Röhrenknochen ist es herausfordernd, die Fraktur-Gaps in größerer Körpertiefe millimetergenau zu orten und die Fokuszone der Stoßwellentherapiequelle exakt in den knöchernen Markraum zu navigieren. Geräte- und Behandlerqualität bestimmen den Therapieerfolg (das Erreichen einer suffizienten Frakturdurchbauung). Die Fachliteratur fordert eine generelle Heilungsrate um 70% ².

Welches Therapiesetting ist innovativ, effektiv und patientensicher?

Material und Methoden: Erklärt wird hier die ESWT mit sonografischen Ortungs- und Navigationstechniken mittels Lithotripter (STORZ Modulith® SLK). Dieses klassische „Nierensteinzertrümmerungsgerät“ emittiert 1. fokussierte, 2. hochenergetische und 3. tiefenwirksame Stoßwellen, die im Knochenmark osteoinduktiv wirken.

Relativ unaufwändig gelingt die Frakturspaltortung in größerer Körpertiefe sonografisch mittels Ultraschall-Inline-Transducer, wodurch der Eintritt der Stoßwellen in den Knochenmarkraum visualisiert und die Stoßwellenzielnavigation unter laufender Behandlung kontrolliert werden kann. Die ultraschallgestützte ESWT ist variabler als die Verwendung eines C-Bogens und genauso präzise.

Ergebnisse: Im eigenen Zentrum wurden 2001–2020 die ersten 1.163 Fälle von Frakturpseudarthrosen röntgengestützt und nach technischer Innovation 2021–2023 die weiteren 341 Fälle ultraschallgestützt behandelt. Die retrospektive Ergebniskontrolle erbrachte identische (61% vs. 60%) Frakturheilungsraten.

Diskussion und Schlussfolgerung: Die seitdem ausschließlich angewandte Ultraschall-basierte Behandlungstechnik erspart allen Beteiligten entbehrliche Strahlungsbelastungen. Eine funktionierende Kopplung zwischen apparativer Ortung und Navigation ist so wichtig wie die Kenntnis von Anatomie und biophysikalischen Stoßwellentherapieeffekten.

Die präsentierte Kohortenstudie deckt auf, dass die eigene Pseudarthrosetherapieerfolgsrate mit 60% den international geforderten 70% hinterherhinkt. Die Hauptgründe liegen in der speziellen Lokalisationsauswahl (nur „große“ Röhrenknochen) und bei den Ausschlusskriterien (nur verzögerte Frakturheilungen bzw. Pseudarthrosen gemäß AO-Klassifikation ³, unabhängig von Ursachen und Ausprägungen). Und ferner ist diskussionswürdig, ob die vielen Studien an deutlich kleineren Kohorten ⁴, die Realität eher abbilden als die vorliegende Studie, die eine außergewöhnlich große Studiengruppe (1.504 Fälle) analysiert hat.

In der Frakturpseudarthrosetherapie ist in jedem Fall einer patientensicheren, non-invasiven und ambulant durchführbaren Methode der Vorzug zu geben. Nicht zuletzt der Ärztliche Beirat der BG-Kliniken hat sich in diesem Sinne klar positioniert ⁵.

Literatur ¹ bis ⁵: beim Verfasser