German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)
Das Koronoid als Schlüsselfragment: Erkenntnisse eines retrospektiven Kohortenvergleichs der neuen Mayo-Klassifikation trans-ulnarer Ellenbogenluxationsfrakturen
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Zielsetzung und Fragestellung: Die Ergebnisse transulnarer Ellenbogenluxationsfrakturen sind aufgrund unterschiedlichster Frakturmorphologien sehr heterogen. Die neue Mayo-Klassifikation der transulnaren Luxationsfrakturen teilt diese Verletzungen nun zur besseren Vereinheitlichung anhand der Beteiligung der Koronoidbasis in 3 Gruppen ein und ergänzt die bestehende Einteilung in Monteggia-variant (MV) Luxationsfrakturen oder trans-olekranische Luxationsfrakturen (TO) somit um die Gruppe der sog. transulnaren Koronoidbasisfrakturen (TUBC), bei denen das Koronoid weder mit dem Olecranon noch mit dem Ulnaschaft verbunden ist sondern ein eingenständiges Hauptfragment darstellt. Ziel der Arbeit war es, die mittel- bis langfristigen Ergebnisse der Verletzungsformen anhand der neuen Mayo-Klassifikation zu untersuchen. Die Hypothese war, dass transulnare Koronoidbasisfrakturen ein vergleichsweise schlechteres Outcome erzielen.
Material und Methoden: In einem retrospektiven Kohortenvergleich wurden an einem überrregionalen Traumazentrum aus allen 582 Patienten mit Ellenbogenverletzungen zwischen 2010 und 2022 anhand von Screenings der Röntgenaufnahmen die trans-ulnaren Luxationsfrakturen identifiziert. Ausgeschlossen wurden Patienten mit pathologischer Fraktur oder Alter unter 16 Jahren. Die trans-ulnaren Ellenbogenluxationsfrakturen wurden anhand der Mayo Klassifikation eingeteilt und die Patienten nach einem Minimum-Follow-Up von 12 Monaten erneut kontaktiert. Das klinisch-funktionelle Outcome wurde mittels Mayo Elbow Performance Score (MEPS), Oxford Elbow Score (OES) und QuickDASH (Disabilities of Arm, Shoulder and Hand) Score erhoben. Zusätzlich wurden zur Beurteilung der knöchernen Heilung sowie des Auftretens heterotoper Ossifikationen (HO) Verlaufsröntgenbilder angefertigt.
Ergebnisse: Nach Anwendung der Ein- und Ausschlusskriterien konnten insgesamt 52 Patienten (48 ± 18 Jahre; 48% weiblich) mit trans-ulnaren Luxationsfrakturen identifiziert werden. Die neu beschriebene Gruppe der trans-ulnaren Koronoidbasisfrakturen stellte in unserem Kollektiv die häufigste Frakturform dar (13 TO, 8 MV, 31 TUBC). Insgesamt konnte von 24 Patienten (46 ± 20 Jahre, 50% weiblich; 5 TO, 2 MV, 17 TUBC) ein funktionelles Outcome nach 73 ± 35 Monaten erhoben werden. Die Funktionsscores der TUBC Frakturen zeigten mit einem medianen QuickDASH von 27 Punkten (95%CI 19–43), einem medianen MEPS von 75 Punkten (95%CI 61–83) und einem medianen OES von 69 Punkten (95%CI 56–79) auch im langfristigen Verlauf noch eine deutliche Einschränkung. Dabei war der OES nach TUBC Frakturen signifikant niedriger (p = 0.047) als bei den Gruppen mit intakter Koronoidbasis. Bei den TUBC waren in 19% der Fälle Revisionsoperationen notwendig. HO traten bei 39% der Patienten auf.
Diskussion und SchlussfolgerungIn dieser Arbeit konnte eine langfristige Einschränkung der Ellenbogenfunktion insbesondere nach trans-ulnaren Koronoidbasisfrakturen beobachtet werden. Weitere Studien mit größeren Patientenkollektiven sind erforderlich, um diese Ergebnisse zu bestätigen und die zugrunde liegenden Mechanismen besser zu verstehen.



