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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)

Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU)
28.-31.10.2025
Berlin


Meeting Abstract

Winkelstabile Plattenosteosynthese vs Zuggurtung am Olekranon: Ein Vergleich anhand von Real World Data

Josef Stolberg-Stolberg 1
Leah S Schultz 1
Ursula Marschall 2
Andreas Faldum 3
Michael Raschke 1
Jeanette Köppe 3
J. Christoph Katthagen 1
1Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universität Münster, Münster, Deutschland
2BARMER Institut für Gesundheitssystemforschung, Wuppertal, Deutschland
3Institut für Biometrie und Klinische Forschung, Universität Münster, Münster, Deutschland

Text

Zielsetzung und Fragestellung: Olekranonfrakturen (OF) können mittels Zuggurtungsosteosynthese (TBW) und der winkelstabilen Plattenosteosynthese (LPF) versorgt werden. Es ist unklar, welches Verfahren überlegen ist. Ziel dieser Studie ist es, beide anhand von versorgungsnahen, Sektor-übergreifenden Abrechnungsdaten zu vergleichen.

Material und Methoden: Es wurden retrospektive Daten von bundesweit 9 Millionen anonymisierten Versicherten der BARMER Krankenkasse untersucht. Neben Kosten und Verweildauer, liegen Informationen zu Diagnosen (ICD-10 GM) und Prozeduren (OPS) aus stationären und ambulanten Daten vor. In die Auswertungen werden alle Patient*innen ab 18 Jahren mit einer stationär behandelten OF (ICD S52.01) eingeschlossen, die zwischen 01/2011 und 09/2023 mit LPF oder TBW behandelt wurden. Es können vier Behandlungsgruppen definiert werden: LPF einfache und multifragmentäre Fraktur sowie TBW einfache und multifragmentäre Fraktur. Die Patient*innen wurden nach Alter gruppiert (d.h. 18–44, 45–69, ≥ 70 Jahre). Als primäre bzw. sekundäre Endpunkte waren die Rate an Folgeoperationen (Implantatentfernungen und Revisionen) im Gesamtverlauf sowie Kosten und Liegedauer während der Primärversorgung definiert. Für die Analyse der primären Endpunkte wird über ein 1:1 Propensity Score Matching (PSM) ein Analyse-Set bestimmt. Anschließend erfolgt die Analyse aller Endpunkte sowohl univariat als auch multivariabel unter Berücksichtigung der Abhängigkeit der Matching-Paare.

Ergebnisse: Insgesamt konnten in die Studie 11.987 Patient*innen eingeschlossen werden: 1.008 (LPF: 292; TBW: 716) junge Altersgruppe, 3.562 (LPF: 1.422; TBW: 2.140) mittlere Altersgruppe und 7.417 Patient*innen (LPF: 2.684; TBW: 4.733) ab 70 Jahren. Die Behandlungstrends von 2011 bis 2023 zeigen konstant einen steigenden Anteil an LPF unabhängig vom Alter. Im Jahr 2023 wurde erstmals in jeder Altersgruppe LPF häufiger als TBW durchgeführt. Die Liegedauer (d) während der Primärversorgung war bei den Jüngeren (18–44 bzw. 45–69 J.), die mit LPF versorgt waren, geringfügig länger als bei denen mit TBW. Bei den über 70-Jährigen wurden keine relevanten Unterschiede festgestellt. Die Fallkosten der Primärversorgung (EUR) in allen Altersgruppen fiel für LPF höher aus. Bei Patient*innen (<70 J.), die mit TBW versorgt wurden, besteht jedoch eine signifikant höhere Wahrscheinlichkeit, dass im langfristigen Verlauf eine Folgeoperation im Sinne einer Implantatentfernung notwendig wird [HR (TBW vs LPF) = 1,45 (95%CI 1,31 – 1,60); p<0,001]. Dies zeigt sich ebenfalls für die über 70-Jährigen [HR (TBW vs LPF) = 1,49 (95%CI 1,35–1,64); p<0,001].

Diskussion und Schlussfolgerung: Die Ergebnisse zeigen eine stetige Zunahme des Einsatzes der LPF, insbesondere bei komplexen Frakturen. Dieses Verfahren ist jedoch mit höheren Kosten und einer längeren stationären Liegedauer assoziiert. Gleichzeitig konnte in allen Altersgruppen festgestellt werden, dass die LPF signifikant weniger Implantatentfernungen erfordert als die TBW.