German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)
Die volkswirtschaftliche Belastung durch Arthrose: Entwicklung der direkten Krankheitskosten in Deutschland – eine Analyse der Krankheitskostenrechnungen
2Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Orthopädisches Forschungszentrum, Kiel, Deutschland
3Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Strategisches Controlling, Lübeck, Deutschland
Text
Zielsetzung und Fragestellung: Trotz der globalen Bedeutung von Arthrose (OA) als chronische Volkserkrankung mit enormer epidemiologischer und ökonomischer Relevanz, wurden die mit OA verbundenen direkten Krankheitskosten in Deutschland bislang nur wenig untersucht. Ziel dieser Studie war die detaillierte Analyse der direkten Krankheitskosten von OA im zeitlichen Verlauf des 21. Jahrhunderts, um basierend darauf Kostentreiber und mögliche Kostensenkungspotentiale für OA zu identifizieren.
Material und Methoden: Die Analyse basiert auf den retrospektiven Krankheitskostenrechnungen des Statistischen Bundesamtes für die Berichtsjahre 2002, 2004, 2006, 2008, 2015 und 2020. Der Verlauf der direkten Kostenentwicklung wurde in Abhängigkeit von Geschlecht, Lebensalter und der kostenverursachenden Einrichtung im ambulanten und stationären Bereich untersucht.
Ergebnisse: In den Jahren 2015 und 2020 gehörten die „Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes“ (ICD-10: M00-M99) zu den fünf Diagnosegruppen mit den höchsten direkten Krankheitskosten in Deutschland. Innerhalb dieser Gruppe verursachte Arthrose (ICD-10: M15-M19) im Jahr 2020 die höchsten Krankheitskosten. Zwischen 2008 und 2020 stiegen die direkten Krankheitskosten durch OA von 7,3 Milliarden (Mrd.) Euro im Jahr 2008 auf 8,6 Mrd. Euro im Jahr 2015 und erreichten 2020 schließlich 12,1 Mrd. Euro (Kostensteigerungsrate 2015/2020 von 41%). Frauen waren mit einem Anteil von 70% maßgeblich an der Gesamtlast dieser Kosten beteiligt. Der Kostenanstieg ab 2015 ist insbesondere auf bei Patienten über 65 Jahre und über 85 Jahren zurückzuführen. Der Hauptkostenblock entfiel auf stationäre und teilstationäre Versorgungseinrichtungen, insbesondere auf Krankenhäuser mit im Jahr 2020 3,5 Mrd. verursachten direkten Krankheitskosten. Ab 2015 waren vor allem steigende Ausgaben für Pflegeleistungen die wesentlichen Treiber der Kostenentwicklung. Die ambulanten und stationären/teilstationäre Pflegekosten summierten sich 2020 auf 3,6 Mrd. Euro, was 30% der gesamten direkten Arthrose- Krankheitskosten entspricht (siehe Abbildung 1 [Fig. 1]).
Abbildung 1: Relativer Anteil der durch verschiedene Einrichtungen verursachten direkten Krankheitskosten an den gesamten direkten Krankheitskosten von Arthrose in Deutschland im Jahr 2020
Diskussion und Schlussfolgerung: Die Ergebnisse dieser Studie zeigen die wachsende wirtschaftliche Belastung durch Arthrose, die ohne kurative Behandlungsansätze eine zunehmende Herausforderung für das deutsche Gesundheitssystem darstellt. Die Kostenentwicklung weist weiter daraufhin, dass OA eine zunehmende Belastung für die Pflege in Deutschland darstellen könnte. Kausale Therapieansätze, die die geschlechtsspezifische Pathogenese berücksichtigen, sowie die Optimierung gezielter Präventions-, Rehabilitations- und Pflegeprogramme könnten die Versorgungsqualität verbessern und langfristig zur Senkung der Krankheitskosten von OA beitragen. Die Ergebnisse dieser Studie bieten eine wertvolle Grundlage für gesundheitspolitische Entscheidungen und die Weiterentwicklung der Patientenversorgung.



