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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)

Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU)
28.-31.10.2025
Berlin


Meeting Abstract

Bildung eines lokalen Amyloidose-Netzwerks aufgrund einer unerwarteten Prävalenz kardioorthopädischer Patienten in einer handchirurgischen Einrichtung – Hindernisse, die überwunden werden müssen

Giuseppe Broccoli 1,2
Annemarie Agnes 2
Homayon Sina 2
Patrick Koppitz 3
Marion Mühldorfer-Fodor 2,4
1Klinik für Hand- und Plastische Chirurgie, Kantonsspital Winterthur, Winterthur, Schweiz
2Zentrum für Hand- und Rekonstruktive Chirurgie, Roland Klinik, Bremen, Deutschland
3Kardiologisch-Angiologische Praxis Herzzentrum Bremen, Bremen, Deutschland
4Klinik für Handchirurgie, Rhön-Klinikum Campus Bad Neustadt, Bad Neustadt/Saale, Deutschland

Text

Zielsetzung und Fragestellung: Nicht-kardiale Amyloidablagerungen sind Vorläufer der kardialen Amyloidose, die als bedeutende Ursache für Herzinsuffizienz identifiziert wurden. Eine frühzeitige Behandlung kann die Überlebensrate Betroffener verbessern. Um die Prävalenz amyloider Ablagerungen in ligamentären Strukturen der Hand zu bestimmen, untersuchte diese monozentrische, prospektive Beobachtungsstudie histologische Proben, die bei einer großen Anzahl von Patienten während operativer Behandlungen des Karpaltunnelsyndroms, des schnellenden Fingers und der Tendovaginosis de Quervain gewonnen wurden.

Material und Methoden: Allen Patienten mit den oben genannten Erkrankungen, die sich zwischen 2021 und 2023 einer operativen Intervention in einem deutschen Handzentrum unterzogen, wurde angeboten, eine ligamentäre Gewebeprobe aus dem Ligamentum carpi transversum, dem A1-Ringband oder dem ersten Strecksehnenfach-Retinakulum zur Analyse auf Amyloid-Ablagerungen zu entnehmen. Die Gewebeproben wurden zunächst in einem lokalen pathologischen Institut mittels Kongo-Rot-Färbung und Grünlichtpolarisation untersucht. Falls das Ergebnis positiv auf Amyloid war, erfolgte eine Subtypisierung des Amyloids in einem spezialisierten universitären Labor unter Verwendung eines spezifischen immunhistochemischen Amyloid-Antikörper-Panels.

Ergebnisse: Von 1.884 Patienten, die eine der Indexoperationen durchliefen, konnten insgesamt 1.713 Patienten in diese prospektive Studie eingeschlossen werden, bei denen eine histopathologische Weichgewebsanalyse durchgeführt wurde. 230 von 1.713 Proben (13,4%) waren in der Kongo-Rot-Färbung Amyloid-positiv. Unter diesen waren 210 von 230 (91,3%) ATTR (Transthyretin-Amyloid)-positiv, 5 von 230 (2,2%) Fibrinogen-Amyloid-positiv, 5 von 230 (2,2%) AL-Amyloid (Leichtketten-Amyloid)-positiv. 3 von 230 (1,3%) waren sowohl Fibrinogen- als auch ATTR-positiv, 7 von 230 (3,0%) waren nicht subtypisierbar.

Diskussion und Schlussfolgerung: ATTR-abgeleitete Fibrillen wurden deutlich häufiger beobachtet als andere Amyloidfibrillen. Die hohe Prävalenz Amyloid-positiver Patienten offenbarte unerwartete Hindernisse in der anschließenden diagnostischen und therapeutischen Versorgung, was unweigerlich zur Bildung eines lokalen Amyloidose-Netzwerks in Bremen führte.