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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)

Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU)
28.-31.10.2025
Berlin


Meeting Abstract

Platte, Draht oder Nagel? Die Frakturlokalisation am distalen Radius des Kindes bestimmt die Osteosyntheseform

Lucas Fabarius 1
Stefan Studier-Fischer 2
Paul Alfred Grützner 2
Michael Boettcher 1
Frederik Weil 2
1Universitätsklinik Mannheim, Mannheim, Deutschland
2BG Klinik Ludwigshafen, Ludwigshafen am Rhein, Deutschland

Text

Zielsetzung und Fragestellung: Distale Radiusfrakturen gehören zu den häufigsten Frakturen im Kindes- und Jugendalter. Ziel der Studie war es, im Hinblick auf Komplikationsauftreten und -schwere ein OP-Verfahren der Wahl bei diametaphysären und metaphysären Frakturen des distalen Radius bei Kindern und Jugendlichen zu definieren.

Material und Methoden: In der vorliegenden retrospektiven Studie wurden alle Kinder und Jugendliche im Alter von 1 bis 15 Jahren im Zeitraum 02/2010 bis 12/2022 ausgewertet, die in zwei zwei überregionalen Traumazentren an einer distalen Radiusfraktur auf Höhe der Diametaphyse oder Metaphyse operativ versorgt wurden. Ein gültiges Ethikvotum liegt vor (2023-813-AF 11 und 2023-17035-retrospektiv). Postoperative Komplikationen, sowie die Repositionsqualität nach K-Drahtosteosynthese (KOS), elastisch-stabiler intramedullärer Nagelung (ESIN) oder Plattenosteosynthese (POS) wurden miteinander verglichen. Die Komplikationsschwere wurde nach Clavien-Dindo eingeteilt.

Zum Vergleich wurde ein Chi2-Test oder ein exakter Test nach Fisher herangezogen. Der Einfluss des Repositionsergebnisses auf das Auftreten von postoperativen Bewegungseinschränkungen wurde mittels Cochran-Armitage-Trend-Test untersucht. Das Signifikanzniveau wurde mit α = 0,05 angenommen.

Ergebnisse: Im Zeitraum wurden 767 Kindern identifiziert. Es wurden 54 KOS, 41 ESIN- und 118 POS im Bereich der Diametaphyse und 352 KOS, sowie 202 POS im Bereich der Metaphyse untersucht. Tabelle 1 [Tab. 1] zeigt die Verteilung der Komplikationsschwere abhängig vom Osteosyntheseverfahren. Auf Höhe der Diametaphyse gab es im Vergleich aller drei Osteosyntheseformen keinen signifikanten Unterschied im Komplikationsauftreten (p=0,20). Beim Vergleich der komplikativen Verläufe miteinander, zeigte sich jedoch ein signifikant erhöhtes Auftreten von schweren Komplikationen bei ESIN- oder KOS im Vergleich zur POS (p=0,04). Eine nicht achsgerechte Reposition auf Höhe der Diametaphyse führte außerdem signifikant häufiger zu einer Bewegungseinschränkung der Umwendbewegung des Unterarms (p=0,023).

Tabelle 1: Verfahrensspezifische Komplikationsschwere

Auf Höhe der Metaphyse trat nach POS signifikant häufiger eine Komplikation auf als nach KOS (p=0,003). Die Repositionsqualität hatte keinen Einfluss auf die postoperative Bewegungseinschränkung - im Vergleich zur Diametaphyse (p=1,0).

Diskussion und Schlussfolgerung: Diese retrospektive Auswertung zeigt, dass bei metaphysären Radiusfrakturen bei Kindern und Jugendlichen die K-Draht-Osteosynthese Vorteile gegenüber der Plattenosteosynthese hinsichtlich der Komplikationsrate hat. Bei den diametaphysären Frakturen scheint die Plattenosteosynthese gewisse Vorteile zu haben und geht mit einer signifikant niedrigeren Rate von schweren Komplikationen einher. Für eine evidenzbasierte Therapieempfehlung sind randomisiert-prospektive Studien unerlässlich.