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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)

Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU)
28.-31.10.2025
Berlin


Meeting Abstract

Die grafische Typendifferenzierung der synovialen Zellzahlanalyse zur Diagnose einer periprothetischen Spätinfektion – eine neue Methode

Marius Hoyka 1
Florian Sax 1
Benedikt Blersch 1
Elke Weissbarth 1
Philipp Schuster 2
Irina Berger 3
Hannsjörg Baum 4
Bernd Fink 5
1Orthopädische Klinik Markgröningen, Abteilung für Gelenkersatz, Rheumatologie und allgemeine Orthopädie, Markgröningen, Deutschland
2Paracelsus Medizinische Privatuniversität Nürnberg, Abteilung für Orthopädie und Traumatologie, Orthopädische Klinik Markgröningen, Abteilung für Gelenkersatz, Rheumatologie und allgemeine Orthopädie, Markgröningen, Deutschland
3Klinikum Kassel, Institut für Pathologie, Kassel, Deutschland
4RKH Regionale Kliniken Holding und Services GmbH, Ludwigsburg, Deutschland
5Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Orthopädische Abteilung, Orthopädische Klinik Markgröningen, Abteilung für Gelenkersatz, Rheumatologie und allgemeine Orthopädie, Markgröningen, Deutschland

Text

Zielsetzung und Fragestellung: Die Bestimmung der synovialen Zellzahl stellt einen der zentralen Parameter im Rahmen der periprothetischen Infektdiagnostik dar. In der Literatur werden für Spätinfektionen unterschiedliche Grenzwerte zwischen 1.100 Zellen/µL und 5.000 Zellen/µL beschrieben. Einen beeinflussenden Faktor stellen Abriebpartikel dar, welche von automatisierten Zellzählern fälschlicherweise mitgezählt werden. In Abhängigkeit ihres Zellvolumens sowie der Lichtabsorptionsfähigkeit konnten am Beispiel des automatisierten Zelllzählers Yumizen H500 (Horiba Medical, Montpellier, Frankreich) unterschiedliche grafische Zellverteilungsschaubilder, sogenannte LMNE-Matrizen (Leukozyten-Monozyten-Neutrophile-Eosinophile-Matrizen), definiert werden: Abriebtyp (Typ I), Infekttyp (Typ II), Mischtyp (Typ III), Indifferenztyp (Typ IV). Eine gleiche Klassifizierung wurde bereits von Morawietz und Krenn für die histologische Beurteilung des periprothetischen Gewebes entwickelt. Ziel dieser Arbeit war die Überprüfung der Hypothese, ob jene Zellverteilungstypen mit den histologischen Typen korrelieren und inwiefern die grafische Typendifferenzierung der Leukozytenmessung im Aspirat die Diagnose einer periprothetischen Gelenkinfektion unterstützt.

Material und Methoden: Synovialaspirate von 750 Patienten (390 Frauen, 360 Männer) mit Revisionen von 433 Knie- und 156 Hüftendoprothesen wurden durch mikrobiologische Kultivierung und Bestimmung der Zellzahlen analysiert. Eine mikrobiologische und histologische Analyse des bei der Revisionsoperation gewonnenen periprothetischen Gewebes wurde anhand der ICM-Klassifikation und der histologischen Klassifikation von Morawietz und Krenn durchgeführt. Die Synovialaspirate wurden mit dem Hämatologie-Analysegerät Yumizen H500 analysiert, um Zellverteilungsschaubilder (LMNE-Matrizen) der Zellen und Partikel in den Aspiraten zu erstellen.

Ergebnisse: 110 Patienten (14,7%) hatten eine Infektion gemäß den International-Consensus-Meeting-Kriterien (ICM). Bei der Analyse der grafischen LMNE-Matrizen aus der synovialen Zellzählung ergab sich folgende Unterteilung: Abriebtyp (Typ I) bei 26,8%, Infekttyp (Typ II) bei 12,4%, Mischtyp (Typ III) bei 2,7%, Indifferenztyp (Typ IV) bei 58,1%.

In der Analyse der Zellverteilungsschaubilder wurden 113 Aspirate (Typ II und III) mit einer Infektion in Verbindung gebracht. Zwischen den LMNE-Typen I – IV und der histologischen Einteilung nach Morawietz und Krenn (Typ I – IV) ergab sich eine hochsignifikante Korrelation (p < 0,001 und Cramers V Wert von 0,96). Die zusätzliche Bewertung der LMNE-Matrizen erhöhte den diagnostischen Wert der Zellzahl bei Werten < 1.500 Zellen/µL signifikant (Sensitivität: 96,4–97,3%, Spezifität: 99,0%).

Diskussion und Schlussfolgerung: Die grafische Darstellung der Zellzahlanalyse von Synovialaspiraten erweist sich als ein reproduzierbares und hilfreiches Verfahren zur Unterscheidung zwischen echten periprothetischen Infektionen mit erhöhter Leukozytenzahl und falsch-positiven Werten aufgrund von Abriebpartikeln. Die LMNE-Typen des Yumizen H500 korrelieren signifikant mit der histologischen Typisierung nach Morawitz und Krenn.