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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)

Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU)
28.-31.10.2025
Berlin


Meeting Abstract

Die nekrotisierende Fasziitis in der Notaufnahme – welche Rolle spielt die erstbehandelnde Fachabteilung?

Nora Anais Koenemann 1
Eva Watrinet 1
Timon Röttinger 1
Dierk Thimel 1
Johanna Abelmann-Brockmann 1
Edgar Mayr 1
1Universitätsklinikum Augsburg, Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie, Plastische und Handchirurgie, Augsburg, Deutschland

Text

Zielsetzung und Fragestellung: Die zügige Indikation zur operativen Sanierung ist für ein positives Outcome der nekrotisierenden Fasziitis (NF) essenziell. In unserem Krankenhaus der Maximalversorgung (KH) wird die NF der Extremitäten von der Unfallchirurgie/ Orthopädie behandelt. Ziel dieser Arbeit war es die Behandlung in der Notaufnahme bei Patientin mit NF zu untersuchen, um mögliche Unterschiede der fachspezifischen Erstbehandlung (EB) herauszuarbeiten.

Material und Methoden: Wir untersuchten alle Fälle gesicherter NF der Extremitäten, die in einem 5,5-Jahreszeitraum in unserem KH behandelt wurden. Für alle Fälle wurde die EB, Aufnahmezeitpunkt, Zeitpunkt der unfallchirurgischen Vorstellung und OP-Anmeldung (als Referenzwert für den Zeitpunkt der operativen Indikationsstellung, „OI“ innerhalb der ersten 24 h nach Aufnahme) und Arbeitsdiagnose erhoben.

Ergebnisse: 50 Fälle mit gesicherter NF der Extremitäten wurden in unsere Untersuchung eingeschlossen. In 22 Fällen erfolgte die EB durch die Innere Medizin (IM), in 18 Fällen durch die Unfallchirurgie/ Orthopädie (UCH), jeweils 3 Fälle durch die Dermatologie, Allgemeinchirurgie und Gefäßchirurgie (GCH) und in einem Fall durch die Neurochirurgie. In jeweils 8 Fällen der IM-EB und UCH-EB war die Arbeitsdiagnose eine NF; die zweithäufigste Diagnose mit je 5 und 7 Fällen die Fasziitis. Weitere Arbeitsdiagnosen EB-übergreifend waren Erysipel, Phlegmone, Lymphödem und TVT. Von allen operativ versorgten Patienten (n=47) erfolgte in 36 Fällen die OI in <24 h, in 4 Fällen in >24 h <48 h und in 7 Fällen erst im Verlauf. Von 22 initial durch die IM behandelten Fällen, wurden 20 im Verlauf durch die UCH und 2 von der GCH übernommen. Hiervon erfolgte die chirurgische Übernahme der Patienten in 80% der Fälle innerhalb von 24 h. Die mediane Zeit von Aufnahme bis OI (<24 h) betrug für alle Abteilungen (n=36) 249 min. In Fällen von IM-EB (n=15) betrug die mediane Zeit bis OI 181 min, bei UCH-EB 183 min (n=16).

Diskussion und Schlussfolgerung: In unserem Kollektiv ergab sich zwischen der EB IM und UCH kein wesentlicher Unterschied in Bezug auf OI und Arbeitsdiagnose. Ein möglicher Grund hierfür ist, dass, im Vergleich zu den anderen EB, diese Fachdisziplinen eine 24 h-Präsenz in der Notaufnahme haben. Während andere EB erst durch die Triage gerufen werden müssen, können die IM und UCH durch räumliche Nähe Fälle schnell und niederschwellig besprechen. Dies spart Zeit und schärft den Fach-übergreifenden Blick für die NF. In unserem KH zeigt die IM-EB bei NF der Extremitäten keinen Nachteil gegenüber der UCH-EB in Hinblick auf Einleitung der operativen Intervention. Weitere Untersuchungen sind notwendig, um den Einfluss der EB in Notaufnahmen zu analysieren.