German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)
Das Outcome nach operativer Versorgung von dia-metaphysären Unterarmfrakturen im Kindes- und Jugendalter – eine retrospektive Analyse verschiedener Therapieoptionen
2Orthopädische Klinik, Hessisch Lichtenau, Deutschland
Text
Zielsetzung und Fragestellung: Unterarmfrakturen sind mit ca. 38% die häufigsten Frakturen im Kindesalter, wobei distale Unterarmfrakturen mit 67% am häufigsten auftreten (Lieber und Sommerfeldt 2011). Die nach Lieber et al. definierte diametaphysäre Fraktur stellt im Kontrast zu den gutmütigen distalen Unterarmfrakturen weiterhin eine Herausforderung dar. An unserem Haus gibt es, wie in der Literatur, heterogene Strategien zur Versorgung. Das Ziel der Studie war der Vergleich dieser Versorgungsverfahren in Hinblick auf Komplikationen, sekundäre Dislokationen und Ausheilungsrate.
Material und Methoden: Die Versorgungsdaten von zwei Traumazentren wurden im Zeitraum 2010 bis 2021 auf dia-metaphysäre Radius- und Unterarmfrakturen bei Patienten unter 16 Jahren radiologisch anhand der Methode nach Lieber identifiziert und analysiert. Voraussetzung war mindestens eine Narkose zur Versorgung. Anhand der radiologischen Bildgebung wurde die verbliebene Achsabweichung in der koronaren und sagittalen Ebene postoperativ, wie auch vor Metallentfernung/Konsolidierung gemessen, wobei eine sekundäre Dislokation ab einer Winkeldifferenz von 5° als Minor-Dislokation und eine Dislokation außerhalb der Korrekturgrenzen als Major-Dislokation definiert wurde. Die Major- und Minor-Gruppen wurden in Hinblick auf spezifische Parameter untersucht: die seitliche Verschiebung (Dislocatio ad latus), der Abstand der Fraktur zur Wachstumsfuge, der Winkel zwischen Fraktur und Wachstumsfuge sowie patientenbezogene Faktoren wie z.B. BMI oder Operationsdauer und -zeitpunkt.
Ergebnisse: Insgesamt umfasste das Patientenkollektiv 88 Kindern, wobei 13 auf Grund unzureichender Nachuntersuchungsdaten exkludiert werden mussten. Neben der geschlossenen Reposition und Gipsanlage, fanden 6 verschiedene Osteosynthesearten bei 75 Kindern die Anwendung. In 65 Fällen lag eine Unterarm-, in 23 eine isolierte Radiusfraktur vor. Bei 6 Kindern wurde geschlossen reponiert und ein Stützverband angelegt. In den übrigen 69 Fällen erfolgte eine Osteosynthese (38 Kirschnerdrähte; 13 ESIN von radial; 9 ESIN streckseitig; 3 Doppel-S-ESIN; 4 antegrade ESIN; 2 Platten). Eine Major-Dislokation zeigte sich genauso wie ein Gefäß-/Nervenschaden nicht. Insgesamt zeigten sich 13 Minor-Dislokationen (7x Kirschnerdraht; 3x konservativ; 2x radialer ESIN; 1 streckseitiger ESIN). In 2 Fällen wurde bei Minor-Komplikationen nach radialem ESIN das abwartende Procedere abgelehnt, so dass die Plattenosteosynthese als Revision erfolgte.
Diskussion und Schlussfolgerung: Im gesamten Kollektiv zeigte sich nach operativer Versorgung keine Major-Dislokation außerhalb der Korrekturgrenzen, so dass alle Verfahren sicher sind. Wichtiger erscheint nicht das Verfahren, sondern die Identifikation der Problemfraktur. Vielversprechend scheinen die „neueren“ Verfahren der Doppel-S- und Antegraden-ESIN-Osteosynthese, wobei insgesamt die Kontrollgruppen im Vergleich zur Kirschnerdrahtgruppe sehr klein sind, was eine Limitation der Studie darstellt.



